Geschäftsführung droht Vereinigung Cockpit mit Verkleinerung von Eurowings Deutschland

Airbus A320 (Foto: Matthias Plank).
Airbus A320 (Foto: Matthias Plank).

Geschäftsführung droht Vereinigung Cockpit mit Verkleinerung von Eurowings Deutschland

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Die Geschäftsführung der Lufthansa-Tochter Eurowings hat am Montag die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit zur sofortigen Beendigung des dreitägigen Streiks aufgerufen. Aus einem vorliegenden Rundschreiben, das an die Belegschaft gerichtet ist, geht hervor, dass man für die Rückmeldung eine Frist bis 21 Uhr 30 gesetzt hat.

Seit Mitternacht befinden sich die in der Vereinigung Cockpit organisierten Piloten der Fluggesellschaft Eurowings in einem dreitägigen Streik. Die Arbeitnehmervertreter hatten dazu aufgerufen, weil die jüngsten Verhandlungen zu keiner Einigung geführt haben und das Angebot der Geschäftsleitung aus Sicht der Pilotengewerkschaft unzureichend war.

Bedingt durch den Arbeitskampf mussten bereits am Montag zahlreiche Flüge gestrichen werden. Auch für Dienstag wurden bereits seitens einiger Airports Pressemitteilungen mit Informationen über Eurowingsflüge, die dem aktuellen Stand der Dinge nach ausfallen werden, verschickt. Jene Verbindungen, die von Eurowings Europe, Air Baltic, Tuifly, Avion Express Malta und anderen Wetlease-Partnern durchgeführt werden, sind nicht von Streichungen betroffen.

In der Einleitung des an die Belegschaft gerichteten Rundschreibens der Eurowings-Geschäftsführung ist unter anderem zu lesen: „Reden wir nicht drumherum: Unser Unternehmen befindet sich im Oktober 2022 in einer gefährlichen Abwärtsspirale. Durch die neuerliche Streikwelle der Vereinigung Cockpit lassen wir am heutigen Montag erneut zehntausende Eurowings Kunden im Regen stehen. Viele unserer Kolleginnen und Kollegen sind seit Tagen im Dauereinsatz, um wenigstens die Hälfte des Flugprogramms darzustellen – und zu retten, was zu retten ist. Ihnen gilt unser ausdrücklicher Dank für all die Schwerstarbeit, die sie im Krisenmodus tagein, tagaus leisten.“

Eurowings könne Streikkosten nicht mehr stemmen

Weiters schreibt man, dass man „hausgemachte Streikschäden in Millionenhöhe nicht einfach zur Kenntnis nehmen“ kann. Man könne diese „nach zwei Jahren Dauer-Grounding kaum mehr kompensieren“. Die Geschäftsführer schreiben auch: „Als hätte es nie eine Pandemie samt Fast-Pleite gegeben und als stünde unserem Kernmarkt Deutschland keine Rezession ins Haus, beharrt die Cockpit-Tarifkommission der Eurowings Deutschland auf einem Forderungskatalog, dessen Finanzierung unser Unternehmen ganz offenkundig überfordert“.

Anschließend übt die Unternehmensleitung heftige Kritik am Verhalten der Vereinigung Cockpit und behauptet, dass man etwa 80 Prozent deren Forderungen erfüllt habe. „Es gibt keinerlei Kompromissbereitschaft der VC – nicht einmal bei der jüngsten Offerte von zehn zusätzlichen freien Tagen pro Jahr, drei Wochenarbeitsstunden weniger, Proceedings in der ersten Klasse der Deutschen Bahn und circa 20 weiteren Punkten. Alle persönlichen Gespräche, um einen Kompromiss auszuhandeln, der unsere Firma nicht finanziell überlastet, schlägt die Tarifkommission seit Wochen in den Wind. Stattdessen greift sie zum schärfsten Schwert der Tarifpolitik: Streik“, ist im vorliegenden Rundschreiben zu lesen.

Drohung mit Verkleinerung von Eurowings

Man habe die Tarifkommission der Vereinigung Cockpit dazu aufgefordert die „Streikmaßnahmen mit sofortiger Wirkung einzustellen und unmittelbar an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Dabei haben wir um Rückmeldung bis heute um 21:30 Uhr gebeten. Nur bis dahin sehen wir uns an unser Angebot in der Fassung vom 13.10.2022 gebunden. Wir stehen unverändert bereit, die Gespräche umgehend fortzuführen“. Die Eurowings-Geschäftsleitung sehe als ihre Pflicht „diese Abwärtsspirale aus immer neuen Millionenschäden zu durchbrechen“.

Anschließend droht die Eurowings-Geschäftsführung regelrecht, denn jeder weitere Streiktag würde dazu führen, dass man finanziell immer weniger in der Lage wäre die Forderungen der Vereinigung Cockpit zu erfüllen. „Insoweit steht außer Frage, dass auch unser Angebot bei weiterer Belastung der wirtschaftlichen Tragfähigkeit so nicht aufrechterhalten werden kann. Die VC zwingt uns auf diesen, für uns fremden Kurs“, so die Eurowings-Chefetage im Rundschreiben. „Wir stehen bei mehr als 4.000 Eurowings Mitarbeitenden in der Pflicht, diesen ausufernden Streik auf der Stelle zu beenden – oder andernfalls klar aufzuzeigen, zu welchen Konsequenzen die immer neuen Millionenschäden führen. Die von der VC verursachten Streikkosten und die an die Eurowings gerichteten Forderungen konterkarieren unsere Wachstumspläne und führen im Gegenteil zu einer Redimensionierung. Wenn wir morgen früh aufwachen und unser Unternehmen einfach weiter so bestreiken lassen, bringt die VC nicht nur die Perspektiven des Flugbetriebs EW Deutschland, sondern zunehmend der gesamten Eurowings in Gefahr. Das dürfen und werden wir nicht zulassen“.

Lufthansa konnte Umsatz im dritten Quartal 2022 verdoppeln

Im krassen Gegensatz zur Darstellung der Geschäftsleitung der Eurowings steht eine Ankündigung der Konzernmutter Lufthansa. Diese teilte am Montagabend mit, dass sich der Konzernumsatz im dritten Quartal 2022 auf 10,1 Milliarden Euro nahezu verdoppelt habe. Das Adjusted EBIT lag im dritten Quartal bei rund 1,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 251 Millionen Euro). Streiks wirkten sich dabei mit rund 70 Millionen Euro negativ auf das Ergebnis aus.

Auf vorläufiger Basis erzielte die Lufthansa Group im dritten Quartal einen Adjusted Free Cash Flow in Höhe von rund 400 Millionen Euro (Vorjahr: 43 Millionen Euro). Die Nettokreditverschuldung sank im dritten Quartal auf rund 6,2 Milliarden Euro (30. Juni 2022: 6,4 Milliarden Euro). Die Netto-Pensionsverbindlichkeiten reduzierten sich aufgrund des weiter gestiegenen Bewertungszinssatzes auf rund 2,1 Milliarden Euro (30. Juni 2022: 2,8 Milliarden Euro).

Aufgrund der positiven Entwicklung im dritten Quartal, der aktuellen Buchungslage, die eine weiterhin starke Nachfrage nach Flugreisen auch in den nächsten Monaten zeigt, und der Erwartung eines neuerlichen Rekordergebnisses von Lufthansa Cargo im Jahr 2022 hebt die Lufthansa Group die Prognose für das Gesamtjahr an, ausgenommen derzeit unvorhersehbare Umstände. Der Konzern geht nun davon aus, ein Adjusted EBIT von über 1 Milliarde Euro erreichen zu können. Der Konzern erwartet außerdem einen Adjusted Free Cash Flow von über 2 Milliarden Euro im Jahr 2022. Der Konzern stellt die finalen Quartalsergebnisse am 27. Oktober 2022 vor.

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