Deutschland-Flagge am Flughafen Frankfurt am Main (Foto: Jan Gruber).
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Gewerkschaften fordern Reformen: Hohe Standortkosten gefährden deutsche Luftfahrt

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Die deutsche Luftfahrtbranche steht weiterhin unter Druck. Nach den wirtschaftlichen Einbußen durch die Pandemie und den aktuellen Herausforderungen bei der Energiewende gerät nun ein weiterer Faktor in den Fokus: Die hohen Standortkosten an deutschen Flughäfen. Nachdem die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi bereits im Vorfeld die Politik zum Handeln aufrief, fordert nun auch die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) eine Senkung der Standortkosten sowie Maßnahmen für bessere soziale Rahmenbedingungen.

Die Herausforderungen für den deutschen Luftverkehrsmarkt sind tiefgreifend und weitreichend. Während Fluggesellschaften in anderen europäischen Ländern sich bereits weitgehend vom Einbruch durch die Corona-Krise erholt haben, kämpft die deutsche Luftfahrtbranche mit höheren Betriebskosten und komplexen Marktbedingungen, die sie im internationalen Vergleich benachteiligen. Diese Problematik betrifft nicht nur die Fluggesellschaften, sondern auch die Arbeitsplätze vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die durch mögliche Verlagerungen von Flugangeboten ins Ausland in Gefahr geraten könnten. In einer Pressemitteilung legte Ufo-Vorsitzender Joachim Vázquez Bürger die Position der Gewerkschaft dar und stellte klar, daß das Problem nicht allein an den Personalkosten liege, sondern vor allem an Managementfehlern und hohen Standortkosten.

Wettbewerbsnachteile durch hohe Kosten und unterschiedliche Rahmenbedingungen

Ufo und Verdi argumentieren, daß der deutsche Luftverkehrsmarkt strukturelle Probleme habe, die ein Wachstum gegenüber dem europäischen Vergleich stark behinderten. Einer der Hauptkritikpunkte betrifft die hohen Standortkosten an deutschen Flughäfen. So verursacht beispielsweise die Luftverkehrssteuer, die Fluggesellschaften für Passagiere ab Deutschland zahlen müssen, zusätzliche Kosten. Diese Steuer fällt in Deutschland vergleichsweise hoch aus und macht die Luftfahrtbranche weniger konkurrenzfähig gegenüber Standorten im Ausland. Während die Luftverkehrssteuer in Ländern wie Irland oder Dänemark deutlich niedriger angesetzt oder sogar abgeschafft wurde, zahlen deutsche Fluggesellschaften hohe Summen für Abflüge von inländischen Flughäfen, was zur Folge hat, daß einige Airlines ihre Programme an deutschen Flughäfen reduziert oder Flugzeuge ins Ausland verlegt haben. So hat etwa Condor angekündigt, Flugzeuge ins Ausland zu verlagern, was unmittelbar Arbeitsplätze und das Angebot in Deutschland beeinträchtigt.

Laut Ufo sei dies eine Entwicklung, die besorgniserregende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die soziale Absicherung der Beschäftigten habe. Mit dem Rückgang an Flugangeboten in Deutschland werden Arbeitsplätze abgebaut und die Arbeitsbedingungen für das verbleibende Personal könnten sich verschlechtern. Bürger erklärt: „Um die Vor-Corona-Zielwerte zu erreichen, halten wir es für unverantwortlich, weiterhin an prekären Arbeitsverhältnissen und Tarifflucht festzuhalten.“ Ufo sieht in der Lage auch ein Symptom für Managementfehler, die sich in einem langsamen Wachstum und eingeschränkten Wettbewerbsfähigkeit widerspiegeln.

Forderungen an die Politik: Luftverkehrssteuer und nachhaltige Technologien

Ein zentraler Punkt der Forderungen von Ufo und Verdi an die Bundesregierung ist die sofortige Abschaffung der Luftverkehrssteuer, um deutsche Flughäfen und Airlines im Wettbewerb zu entlasten und den Standort zu stärken. Zusätzlich setzt sich Ufo für die Förderung der Erforschung und Entwicklung nachhaltiger Flugkraftstoffe ein. Nachhaltige Alternativen zu herkömmlichem Kerosin gelten als entscheidender Bestandteil für die Zukunft der Luftfahrt, jedoch sind die Entwicklungskosten bislang hoch und der Markt für solche Kraftstoffe noch eingeschränkt. Ein verstärktes Engagement der Regierung könnte hier Anreize für die Produktion und Nutzung umweltfreundlicherer Flugkraftstoffe schaffen, was nicht nur der Umwelt zugutekäme, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Luftfahrt stärken könnte.

Auch das Thema intermodale Verkehrskonzepte findet in den Forderungen von Ufo Erwähnung. So fordern sie ein Verkehrskonzept, das eine bessere Vernetzung der Flughäfen mit dem öffentlichen Nahverkehr sowie anderen Transportmöglichkeiten fördert, um ein komfortableres und kostengünstigeres Reisen innerhalb Deutschlands und Europas zu ermöglichen. Damit soll nicht nur der Luftverkehr als solcher, sondern auch die Anbindung aller Regionen an die internationalen Routen verbessert werden, was der deutschen Wirtschaft insgesamt zugute käme.

Der europäische Vergleich: Deutschland als Schlusslicht bei der Erholung

Eine Studie des europäischen Luftfahrtverbandes ACI Europe zeigt, daß Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern bei der Erholung des Luftverkehrs hinterherhinkt. Während sich in Ländern wie Spanien und Frankreich das Vorkrisenniveau in großen Teilen wieder eingestellt hat, erreicht Deutschland weiterhin nur etwa 80 % der Passagierzahlen von vor der Krise. Ufo und Verdi sehen die Hauptursachen dafür in den genannten Standortkosten sowie in einem Mangel an staatlicher Unterstützung, die der Branche nicht nur zu einer schnelleren Erholung, sondern auch zu einem stärkeren internationalen Wettbewerb verhelfen könnte. Der Ruf nach einer Abschaffung der Luftverkehrssteuer wird lauter, und die Gewerkschaften sehen hierin eine wesentliche Maßnahme, um das deutsche Wachstum anzukurbeln und internationale Wettbewerbsnachteile zu mindern.

Fazit und Ausblick

Der deutsche Luftverkehr steht an einem Scheideweg, an dem strukturelle Anpassungen dringend notwendig scheinen, um sowohl den Wirtschaftsstandort Deutschland zu sichern als auch Arbeitsplätze in der Branche zu stabilisieren. Die Gewerkschaften sehen die Politik in der Pflicht, regulatorische und steuerliche Anreize zu schaffen, die dem Luftverkehr wieder zu internationaler Wettbewerbsfähigkeit verhelfen. Mit der Forderung nach der Abschaffung der Luftverkehrssteuer und der Förderung nachhaltiger Flugkraftstoffe wird die Zukunft des deutschen Luftverkehrs nicht nur als wirtschaftliches, sondern auch als ökologisches und soziales Thema verstanden. Es bleibt abzuwarten, wie die Bundesregierung auf die Forderungen der Gewerkschaften reagieren wird und ob die vorgeschlagenen Maßnahmen den erwünschten Effekt zeigen können, um den deutschen Luftverkehr wieder auf Wachstumskurs zu bringen.

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