Gewerkschaften werfen Lufthansa “Tarifflucht auf Staatskosten” vor

Lufthansa am Flughafen Frankfurt am Main (Foto: Pixabay).
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Gewerkschaften werfen Lufthansa “Tarifflucht auf Staatskosten” vor

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Die Flugbegleitergewerkschaft UFO, die Vereinigung Cockpit und Verdi werfen der Lufthansa-Geschäftsleitung vor, dass diese mit neun Milliarden Euro Staatshilfe untarifierte Arbeitsplätze „zu Dumping-Bedingungen beim Projekt Ocean“ schaffen würde. Die Mitarbeiter „der gesamten Branche und kritisieren das Vorhaben massiv gegenüber der Bundesregierung.“

Insgesamt 14 Personalvertretungen und Betriebsräte fordern branchenübergreifend in einem offenen Brief die Pläne umgehend zu stoppen. Zur Not durch eine politische Intervention. Die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit, Verdi und UFO unterstützen diese Forderung und sehen die Bundesregierung in der Pflicht, Sorge für einen angemessenen Umgang mit Steuergeldern zu tragen.

„Im Windschatten der Krise versucht der Konzern sein lang gehegtes Projekt ‘Ocean’ durchzuziehen, um in einem wiederholten Anlauf Arbeitsplätze ohne Einfluss von Gewerkschaften aufzubauen und sich erfolgreicher Konkurrenz in diesem Sektor zu entledigen. Diesmal jedoch auf Staatskosten, denn ohne das Geld der Steuerzahler wäre das Unternehmen pleite; damit nun einerseits Tausende rauszuwerfen, um andererseits zu 1.400 Euro brutto wieder einzustellen, ist unverfroren und unanständig“, erklärt Daniel Flohr, UFO-Vorsitzender.

“Staatshilfen sind dazu da, Arbeitsplätze zu retten. Das offenkundige Hauptmotiv der Neugründung “Ocean” ist es, Tarifflucht auf Staatskosten zu begehen. Es wird mitten in der größten Krise der Luftfahrt viel Geld in eine Plattform investiert, bei der mit jahrelangen Anlaufverlusten zu rechnen ist. Wir fordern die Politik auf, genauer hinzusehen, wie mit Milliarden an Staatshilfen umgegangen wird,” so Marcel Gröls, Vorsitzender Tarifpolitik der Vereinigung Cockpit.

Auch die Unternehmen Tui und Condor haben Staatsgeld in der Krise erhalten. Lufthansas Projekt „Ocean“ geht in Verdrängungswettbewerb zu diesen Unternehmen – ein Vernichtungskampf auf Staatskosten ist damit vorprogrammiert, so die Gewerkschaften.

„Hier zeigt sich die Ausnutzbarkeit der Staatsdeals, die keinerlei Auflagen zum Arbeitnehmerschutz enthalten. Den Gewerkschaften waren die Pläne zum Arbeitsplatzumbau lange bekannt, unsere Forderungen zum Schutz der Mitarbeiter blieben in Berlin jedoch folgenlos. Die Zeche zahlen am Ende Steuerzahler und Mitarbeiter, wenn die Politik hier nicht einschreitet“, erklärt Flohr weiters.

„Während der Covid-19-Krise wurde bereits die Lufthansa-Touristiktochter “Sun Express Deutschland” liquidiert und die für Eurowings fliegende LGW inklusive der Belegschaft in die Insolvenz und Arbeitslosigkeit geschickt. Die Konzerntochter Germanwings steht ebenfalls vor der Auflösung und mit Eurowings betreibt Lufthansa bereits eine Airline, welche maßgeblich im touristischen Segment tätig ist. Die Notwendigkeit für noch einen weiteren Flugbetrieb ist somit nicht gegeben. Die Pläne für eine neue Touristik-Plattform “Ocean” kommen auch für andere Urlaubsairlines zur Unzeit: Nicht nur, dass die Kapazitäten derzeit aufgrund zahlreicher Reisebeschränkungen nicht genutzt werden können. Sie stellt auch eine direkte Konkurrenz für die ebenfalls durch staatliche Finanzhilfen geretteten Ferienflieger Condor und Tuifly dar, die schwer mit der Krise zu kämpfen haben“, erklärt die Vereinigung Cockpit. „Wie bei jedem Markteintritt plant der LH-Konzern für die nächsten Jahre hohe Verluste beim Projekt ‘Ocean’. Es wird also nicht nur Tarifflucht auf Steuerkosten betrieben. Bei dem Versuch wird bewusst Staatsgeld in einem Umfeld verbrannt, das aufgrund der Krise nichts mehr mit normaler Marktwirtschaft zu tun hat“, erklärt Nicoley Baublies, Mitglied der UFO-Geschäftsführung, abschließend.

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