Günther Ofner warnt vor “Schlaraffenland” bei Austrian Airlines

Airbus A320neo (Foto: Jan Gruber).
Airbus A320neo (Foto: Jan Gruber).

Günther Ofner warnt vor “Schlaraffenland” bei Austrian Airlines

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Wiens Flughafendirektor Günther Ofner schaltet sich in seiner Funktion als Luftfahrt-Fachgruppenobmann in der Wirtschaftskammer erneut in den Tarifstreit bei Austrian Airlines ein. In einer Aussendung warnt er davor, dass die Streiks und Betriebsversammlungen den Konkurrenten der AUA in die Hände spielen würden.

Allerdings sind nicht ausschließlich die vielen Flugausfälle, die in den letzten Wochen aufgrund von Arbeitsniederlegungen und Betriebsversammlungen, zu denen die Arbeitnehmervertreter das fliegende Personal aufgerufen haben, ausschlaggebend dafür, dass sich potentielle Passagiere auch nach Alternativen umsehen. In den letzten Jahren hat Austrian Airlines hinsichtlich den auf der Kurz- und Mittelstrecke inkludierten Leistungen sich weitgehend dem Niveau der Konkurrenten Ryanair und Wizzair angepasst. Lediglich beim Handgepäck ist man noch ein wenig kulanter. Besonders im Vorjahr hat die AUA, die sich in der Werbung stets als Premium-Anbieter darstellt, kräftig an der Preisschraube gedreht. Vielen Passagieren stößt regelrecht sauer auf, dass sich das Produkt in der Economy-Class fast gar nicht mehr von der Konkurrenz aus dem Lowcost-Segment abhebt. Lediglich der Preis ist zum Teil deutlich höher.

Genau an diesem Punkt setzt auch die Kritik der Gewerkschafter an, denn nicht zuletzt aufgrund stark erhöhter Ticketpreise bei gleichzeitiger Einsparung von vormals inkludierten Leistungen, für die seit einiger Zeit zusätzlich zur Kasse gebeten wird, konnte die AUA im Vorjahr einen Rekordgewinn einfliegen. Laut Arbeitnehmervertretern hat aber das Personal davon nichts gehabt, denn es wird weiterhin um Lohnerhöhungen gestritten. Unter den Netzwerk-Airlines der Lufthansa Group rangiert die AUA hinsichtlich der Höhe der Gehälter ganz unten. Die Gewerkschafter fordern, dass das Niveau auf jenes, das zum Beispiel bei der Muttergesellschaft in Deutschland bezahlt wird, angehoben wird. Das sind bis zu 40 Prozent mehr pro Monat. Derzeit verdienen Flugbegleiter in den ersten Berufsjahren bei Wizz Air, Eurowings Europe und Lauda Europe mehr als bei Austrian Airlines. Auch dieser Umstand soll laut Arbeitnehmervertretern nicht mit dem „Premium-Anspruch“ der AUA zusammenpassen. Allerdings ist auch darauf hinzuweisen, dass es die Gewerkschafter waren, die sowohl den aktuellen Eurowings-Europe-KV als auch jenen von Austrian Airlines mitverhandelt und mitunterschrieben haben. Lauda Europe und Wizz Air haben keine Kollektivverträge. Dies gilt auch für Easyjet Europe, jedoch ist dieser Anbieter insofern nicht von Bedeutung, weil es keinen einzigen Piloten bzw. keinen einzigen Flugbegleiter, der in Österreich stationiert ist, gibt.

Ofner behauptet, dass Arbeitnehmervertreter ein „Schlaraffenland“ fordern würden

Günther Ofner ist jedenfalls in seiner Funktion als WKO-Fachgruppenobmann der Meinung, dass die von Betriebsrat und Vida organisierten Betriebsversammlungen und Streiks der Billig-Konkurrenz in die Hände spielen würden: „Die von Vida und AUA-Bordbetriebsrat provozierten Flugausfälle sind eine Kundenvertreibungsaktion und spielen vor allem der AUA-Konkurrenz in die Hände. Sie gefährden nicht nur tausende Arbeitsplätze in der AUA, sondern in der gesamten Luftfahrtbranche und letztendlich auch am Flughafen und in den Zulieferbetrieben, die alle rücksichtlos in Geiselhaft genommen werden. Es ist nun höchst an der Zeit, das Säbelrasseln zu beenden und die rasch notwendige Lösung in konstruktiven Verhandlungen zu erreichen. Diese muss auf Grundlage realistischer Forderungen nach Inflationsabgeltung basieren“.

Er behauptet gar, dass die Arbeitnehmervertreter ein regelrechtes „Schlaraffenland“ fordern würden. Dazu Ofner: „Das gibt es nur im Märchen, in der Realität können die Arbeitsplätze nur gesichert werden, wenn das Unternehmen AUA wettbewerbsfähig ist und profitabel arbeiten kann, nur so können auch die notwendigen drei Milliarden Euro an Investitionen in die Flottenerneuerung gestemmt werden. Wer Anderes will oder verspricht, setzt grob fahrlässig die Zukunft des eigenen Arbeitsplatzes aufs Spiel. In den Verhandlungen hat die Arbeitnehmerseite die Frage der anstehenden Inflationsabgeltung unzulässigerweise mit einer massiven Änderung der Gehaltsstruktur verquickt, was zu unleistbaren Belastungen führen würde. In seriösen Verhandlungen sollten aber diese Fragen getrennt behandelt werden. Die geforderte Strukturanpassung aber ist ohne Zerstörung des eigenen Unternehmens AUA nicht machbar“.

Zwar tritt Günther Ofner in den Aussendungen klar als Luftfahrt-Fachgruppenobmann der WKO auf, jedoch ist er hauptberuflich Vorstand der Flughafen Wien AG, deren größter Kunde Austrian Airlines ist.

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