Das Eindringen einer türkischstämmigen Person samt Geisel in den Sicherheitsbereich des Hamburger Airports zeigt neuerlich die prekäre Sicherheitslage an deutschen Verkehrsflughäfen auf. Spätestens seit diese wiederholt von Klimaklebern heimgesucht wurden, sollte der allgemeinen Öffentlichkeit bekannt sein, dass akuter Nachholbedarf besteht.
Ganz unabhängig von der Straftat, die seit Freitagabend begangen wird, liegt die Kernproblematik in einer gewissen Überheblichkeit, dass man sich in Deutschland in Sachen Luftfahrt und Sicherheit prinzipiell als Maß aller Dinge versteht. Wie einfach es ist auf das Vorfeld zu gelangen und dort Unfug zu stiften, haben die Klimakleber wiederholt aufgezeigt. Die Überwachung und damit Sicherung der Areale ist an vielen deutschen Airports mangelhaft. Dies liegt auch daran, dass hier über längere Zeit hinweg gespart wurde. Dies schließt sowohl die Infrastruktur als auch die Personalausstattung ein.
Dazu kommt, dass es je nach Klassifizierung des Airports unterschiedlich ist, ob der Betreiber selbst – zum Beispiel mit privaten Wachleuten – oder aber die Bundespolizei für die notwendige Absicherung zu sorgen hat. Manchmal kommt auch eine Kombination zum Einsatz, denn der Stundenlohn eines Security-Mitarbeiters ist eben niedriger als jener eines Polizisten. Die Areale sind groß und man kann nicht an jedem Zentimeter einen Aufpasser stehen haben, aber ist es gibt zahlreiche andere Möglichkeiten.
Jener männliche Türke, der am Samstagabend kurz nach 20 Uhr 00 mit einem Kraftfahrzeug unrechtmäßig in den Sicherheitsbereich des Hamburger Flughafens eingedrungen ist, kam ja nicht ohne Vorwarnung. Seine Ehefrau, mit der im Streit ist, informierte die Polizei. Dazu kam, dass er laut lokalen Medienberichten ohne Kennzeichentafeln unterwegs war. Eigentlich hätte er bereits vor dem Eindringen in das Areal aufgehalten werden müssen. Genau das ist aber unterblieben, so dass er bis zu einer Maschine der Turkish Airlines vordringen konnte.
Der Flugbetrieb wurde gegen 20 Uhr 24 eingestellt. Auch mussten das Areal inklusive Terminal evakuiert werden. Das Kraftfahrzeug wurde direkt bei einer Turkish-Airlines-Maschine abgestellt. Der Eindringling soll seine vierjährige Tochter als Geisel genommen haben und das Ausfliegen in die Türkei fordern. Laut Polizei wurden auch Brandgegenstände aus dem Auto geworfen. Aus diesem Grund wurde das Flugzeug vorsorglich mit Wasser besprüht.
„Wir können bestätigen, dass sich eine Person gestern Abend unbefugt und mit brachialer Gewalt Zutritt zum Sicherheitsbereich des Flughafens verschafft hat“, sagt Katja Bromm, Leiterin Kommunikation am Hamburg Airport. „Der Flugverkehr am Hamburg Airport musste daher aus Sicherheitsgründen vorübergehend eingestellt werden. Die Folgen werden für alle, die heute in Hamburg abfliegen oder ankommen möchten, spürbar sein. Daher bitten wir die Fluggäste, laufend ihren Flugstatus zu prüfen und sich bei Bedarf an ihre Fluggesellschaft zu wenden.“
Für den heutigen Tag geplant waren insgesamt 286 Flüge (139 Abflüge und 147 Ankünfte) mit rund 34.500 Passagieren. Nach aktuellem Stand sind bereits 126 Flüge (70 Abflüge und 56 Ankünfte) gestrichen. 5 Ankünfte wurden zu anderen Flughäfen umgeleitet. Es wird den gesamten Tag über zu weiteren Streichungen und Verzögerungen kommen. Nach aktuellem Stand wurden am gestrigen Samstag 6 Abflüge und 4 Ankünfte gestrichen. 17 ankommende Flugzeuge wurden zu anderen Flughäfen umgeleitet. Betroffen waren demnach 27 Flugbewegungen mit rund 3.200 Passagieren.
Der Hamburger Flughafen weist jedenfalls etwaige Sicherheitsprobleme zurück und verweist darauf, dass die Reaktionskette funktioniert hätte. Bemerkenswerterweise hebt der Airport die Größe des Areals hervor, geht jedoch auf den Umstand, dass bereits vor dem Eindringen der Geiselnehmer hätte abgefangen werden müssen, nicht ein. Fairerweise muss hier erwähnt werden, dass das so genannte Gewaltmonopol beim Staat und damit bei der Polizei liegt. Wenn überhaupt hätte diese den Mann – wie auch immer – bereits vor der Einfahrt zum Tor, das durchbrochen wurde, aufhalten müssen. Dennoch ist der Hamburg-Vorfall eine eindringliche Warnung an die Politik, dass die Sicherheit an den deutschen Flughäfen dringend verbessert werden muss. Aus den Klimakleber-Störungen hat man offenbar nicht genug gelernt.
Der Geiselnehmer hat erst nach etwa 18 Stunden aufgegeben und konnte von der Polizei abgeführt werden. Der Flugbetrieb konnte wieder aufgenommen werden. Dazu der Hamburger Flughafen: „Die polizeiliche Maßnahme ist beendet. Die Vorbereitungen für die schnellstmögliche Wiederaufnahme des Flugbetriebes laufen. Wir sind in enger Abstimmung mit den Sicherheitskräften, wann die Zufahrten und Terminals wieder freigegeben werden. Dennoch kommt es heute weiterhin zu erheblichen Streichungen und Verzögerungen. Bitte behalten Sie Ihren Flugstatus im Blick und wenden Sie sich bei Bedarf an Ihre Fluggesellschaft.“
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