Von Anfang an war der Flughafen Kassel-Calden umstritten, denn Frankfurt am Main, Paderborn und Hannover sind rasch erreichbar. Als unnötige Vernichtung von Steuergeldern wurde die Errichtung des Airports von Kritikern bezeichnet. Aufgrund der Corona-Pandemie ist nun noch weniger los und die Verluste häufen sich weiter.
Das Verkehrsaufkommen hält sich schon von Anfang an in sehr eng gesteckten Grenzen. Viele Ferienflüge müssen mangels Nachfrage abgesagt werden. Typische Städteziele gibt es nicht. Lediglich Sundair bietet ein paar Warmwasserziele an, jedoch sinkt die Anzahl der Flugbewegungen immer weiter. Aufgrund der Corona-Pandemie sind laut Hessischem Rundfunk bis Jahresende nur 19 Ferienflüge ab Kassel-Calden geplant. Rechnerisch wären das maximal zwei bis drei Flüge pro Woche, wobei die Tendenz, dass die eine oder andere Rotation gestrichen werden könnte, durchaus hoch ist, denn Deutschland deckt die Welt mit Reisewarnungen und Quarantänepflicht regelrecht ein. Das wirkt sich negativ auf die Nachfrage aus. Dazu kommt, dass sich Sundair in einem so genannten Schutzschirmverfahren befindet.
Das Land Hessen, mit 68 Prozent Anteil der größte Gesellschafter, rechnet mit einem Rückgang von 70 Prozent. Laut hessischem Rundfunk geht der Flughafen Kassel-Calden sogar von noch weniger Passagieren aus. Der Betrieb ist auch ganz ohne Corona-Pandemie schwer defizitär: Im Vorjahr lag das Minus bei 5,6 Millionen Euro. Der HR rechnet vor, dass das Land Hessen pro Tag 18.600 Euro in den Regionalflughafen pumpt. Die Zuschüsse der weiteren Gesellschafter, die allesamt der öffentlichen Hand angehören, sind da noch gar nicht eingerechnet.
Für das Jahr 2020 sind derzeit Landeszuschüsse in der Höhe von 6,8 Millionen Euro budgetiert. Möglicherweise braucht Kassel-Calden sogar noch mehr Geld. Dieses könnte aus Berlin kommen, denn Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) will den deutschen Flughäfen mit einer Milliarde Euro unter die Arme greifen. Fix ist das Vorhaben aber noch nicht, denn Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sieht eher die Eigentümer der Airports in der Pflicht. Ob Kassel-Calden mit seinen zwei bis drei wöchentlichen Ferienflügen etwas vom Kuchen abbekommen wird, steht in den Sternen.