In den letzten Tagen wurde Niederösterreich von einem der schwersten Hochwasser der vergangenen Jahre heimgesucht. Straßen wurden überflutet, Häuser standen unter Wasser, und zahlreiche Menschen mussten aus den betroffenen Gebieten evakuiert werden.
In dieser schweren Zeit zeigt sich die Stärke der österreichischen Gemeinschaft, nicht zuletzt durch den Einsatz von über 1.100 Soldatinnen und Soldaten des Bundesheeres. Unterstützt durch 140 Pioniere aus Salzburg sowie weitere 100 Milizsoldaten aus der Steiermark, die nun nachrücken, arbeitet das Militär intensiv daran, die Schäden zu beseitigen und weitere Katastrophen zu verhindern. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner betonte in einem Statement den hohen Stellenwert des Zusammenhalts und der unermüdlichen Hilfe der Soldaten sowie der freiwilligen Helfer, die sich den enormen Herausforderungen stellen.
Einsatzgebiete: Tullnerfeld, Pielachtal und Waldviertel
Besonders stark betroffen sind die Regionen Tullnerfeld, Pielachtal und das Waldviertel. Hier konzentrieren sich die Aufräum- und Rettungsarbeiten des Bundesheeres. Die Soldatinnen und Soldaten sind mit unterschiedlichsten Aufgaben betraut, darunter das Evakuieren von Menschen aus gefährdeten Gebieten, das Sichern von Dämmen und das Beseitigen von Schutt und Schlamm.
Bislang konnten drei Menschenleben gerettet werden, darunter auch ein Hund, der sich in den Wassermassen verloren hatte. Über 50 Personen wurden per Windenrettung aus schwer zugänglichen Gebieten gerettet, während unzählige weitere mithilfe von Booten in Sicherheit gebracht wurden.
Sandsäcke und Dämme: Logistik auf höchstem Niveau
Ein zentrales Element im Kampf gegen das Hochwasser war der Einsatz von sogenannten „Big-Bags“ – großen Sandsäcken, die zur Stabilisierung der Dämme verwendet wurden. Mit Hubschraubern transportierten die Soldaten bisher 670 dieser Big-Bags, die ein Gesamtgewicht von über 1.000 Tonnen aufweisen.
Ein Damm in St. Pölten wurde mit 120 Big-Bags verstärkt, während im Atzenbrugg-Rust-Gebiet 250 Big-Bags zum Einsatz kamen. In Hadersdorf sicherten weitere 300 Sandsäcke einen gefährdeten Damm. Dabei ist die Koordination zwischen Lufttransport und am Boden arbeitenden Soldaten von entscheidender Bedeutung, um ein schnelles und effektives Vorgehen sicherzustellen. Neben den Sandsäcken wurden auch Panzerigel – schwere Stahlkonstruktionen, die das Wasser aufhalten sollen – verwendet, um besonders kritische Dammabschnitte abzusichern.
Logistik und technisches Know-how: Eine Stärke des Bundesheeres
Neben der direkten Katastrophenhilfe spielt auch die logistische Unterstützung eine große Rolle. Mit Transportmaschinen vom Typ C-130 Hercules wurden Katastrophenschutzgeräte aus Linz und Innsbruck in die betroffenen Gebiete geflogen. Diese Ausrüstung umfasst nicht nur Materialien zur Verstärkung von Dämmen, sondern auch Geräte, die bei der Aufräum- und Rettungsarbeit eingesetzt werden. Besonders wichtig ist dabei der Einsatz von Spezialgeräten, die nur das Bundesheer zur Verfügung stellen kann. Dazu gehören Bagger, Pioniermaschinen und Hubschrauber, die flexibel in schwierigen Geländebedingungen eingesetzt werden können.
Die Pioniere des Bundesheeres spielen eine zentrale Rolle bei den Aufräumarbeiten. So wurden in Kirchberg an der Pielach Verklausungen gelöst, also blockierte Wasserläufe von Hindernissen wie Bäumen und Geröll befreit. In Frankenfels sichert ein Zug des Pionierbataillons 3 einen gefährdeten Hang durch den Bau einer Krainerwand – einer speziellen Holzkonstruktion, die das Abrutschen von Erdmassen verhindern soll. Auch in Sieghartskirchen sind die Soldaten im Einsatz und lösen dort Verklausungen, um die Gefahr weiterer Überschwemmungen zu reduzieren.
Hochwasserprävention und Katastrophenschutz: Eine Daueraufgabe
Der Einsatz des Bundesheeres ist in Krisen wie dieser unverzichtbar. Die gut ausgebildeten Soldatinnen und Soldaten sowie die technischen Mittel, über die das Heer verfügt, ermöglichen es, schnelle und wirksame Hilfe zu leisten. Dabei ist das Bundesheer nicht nur auf die Beseitigung akuter Schäden fokussiert, sondern auch auf die Prävention weiterer Katastrophen. Die ABC-Abwehrkräfte des Heeres prüfen regelmäßig die Belastung von Schlamm und Wasser auf Kontaminationen, um sicherzustellen, dass keine langfristigen Umwelt- oder Gesundheitsrisiken entstehen.
Aufklärungsflüge im Tullnerfeld, im Mostviertel und im Kamptal dienen dazu, das Ausmaß der Schäden zu dokumentieren und für Geologen eine Grundlage für weitere Sicherungsmaßnahmen zu schaffen. Diese Einsätze verdeutlichen die Vielfalt und Komplexität der Aufgaben, die das Bundesheer im Rahmen des Katastrophenschutzes übernimmt.
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner würdigte in einer Stellungnahme den Einsatz der Soldatinnen und Soldaten sowie der vielen freiwilligen Helfer. Sie betonte den enormen Wert des Zusammenhalts in dieser schweren Zeit und sprach von der „wahren Stärke unserer Gemeinschaft“, die sich in solchen Krisensituationen zeige. Das Engagement des Bundesheeres sei in dieser Situation von unschätzbarem Wert und trage entscheidend dazu bei, die Folgen des Hochwassers zu bewältigen.
Das Bundesheer als Bestandteil des Katastrophenschutzes
Wenn Naturkatastrophen wie das aktuelle Hochwasser Österreich heimsuchen, ist das Bundesheer eine unverzichtbare Stütze für die zivilen Einsatzkräfte. Dank ihrer speziellen Ausbildung und Ausrüstung können die Soldatinnen und Soldaten Aufgaben übernehmen, die für andere Einsatzkräfte schwer oder gar nicht durchführbar sind. Besonders die Pioniereinheiten des Heeres kommen in solchen Situationen oft zum Einsatz und beweisen ihre hohe Einsatzbereitschaft. Sie bleiben so lange im Einsatz, bis die akute Gefahr gebannt ist und die Lage sich stabilisiert hat.
In der aktuellen Hochwassersituation zeigt sich erneut, wie wichtig die koordinierte Zusammenarbeit zwischen militärischen und zivilen Kräften ist, um das Land vor größeren Schäden zu bewahren und Menschenleben zu retten.