Die britische Fluggesellschaft British Airways (BA) ist zu einer Geldstrafe von 3,2 Millionen Pfund (umgerechnet etwa 3,74 Millionen Euro) verurteilt worden, nachdem sich zwei Gepäckabfertiger bei getrennten Stürzen auf dem Londoner Flughafen Heathrow schwere Verletzungen zugezogen hatten.
Die Vorfälle, die als „nahezu identisch“ beschrieben wurden, ereigneten sich durch Stürze von sogenannten Televatoren – Geräten, die zum Beladen von Flugzeugen verwendet werden – und waren auf das Fehlen angemessener Sicherheitsvorkehrungen wie etwa Schutzgeländer zurückzuführen.
Zwei Arbeiter erlitten schwere Verletzungen
Einer der betroffenen Arbeiter erlitt eine Hirnblutung und Gesichtsfrakturen, während der andere Rücken- und Kopfverletzungen davontrug. Das Southwark Crown Court befand die Fluggesellschaft für schuldig, gegen Sicherheitsvorschriften verstoßen zu haben, und sprach von einer hohen Schuldhaftigkeit. Die Geldstrafe erfolgte nach einer Anklage durch die britische Gesundheits- und Sicherheitsbehörde (Health and Safety Executive, HSE).
Ein Sprecher von British Airways äußerte „tiefes Bedauern“ über die Vorfälle und teilte mit, daß beide Mitarbeiter inzwischen in neuen Funktionen wieder ihrer Arbeit nachgehen. Die HSE-Ermittlungen ergaben, daß die in beiden Fällen verwendeten Televatoren erhebliche Konstruktionsmängel aufwiesen. Es bestanden Lücken zwischen den Schutzgeländern der Geräte und dem Flugzeugrumpf, deren Größe je nach Flugzeugtyp variierte. Diese Lücken vergrößerten sich, nachdem die vorderen Teile der Plattformen im Terminal 5 verlängert worden waren, um die Frachträume der Flugzeuge besser erreichen zu können – ohne daß jedoch zusätzliche Maßnahmen zur Verhinderung von Stürzen eingeführt wurden.
Mangelnde Sicherheitsvorkehrungen als Ursache
Laut HSE hatte British Airways zum Zeitpunkt des ersten Unfalls im August 2022 bereits ein Programm zur Nachrüstung ausfahrbarer Schutzgeländer an ihren Televatoren begonnen, nachdem die Behörde zuvor auf die Sicherheitsmängel hingewiesen hatte. Dieses Programm wurde jedoch erst nach dem ersten Vorfall abgeschlossen. Der Staatsanwalt der HSE, Andrew McGee, führte vor Gericht aus, daß der erste Arbeiter, Ravinder Teji, beim Verladen von Gepäck aus einem Kurzstreckenflug etwa 1,5 Meter tief fiel und sich dabei Rückenverletzungen und eine Kopfverletzung zuzog.
Der zweite Arbeiter, Shahjahan Malik, stürzte beim Entladen eines Fluges aus Seattle drei Meter tief und erlitt schwerere Verletzungen, darunter eine Hirnblutung und Gesichtsfrakturen. Richter Brendan Finucane KC betonte, er sei „zufrieden, daß in beiden Vorfällen die Schuldhaftigkeit hoch war“. Er verurteilte British Airways zur Zahlung der Geldstrafe und ordnete die Übernahme von Verfahrenskosten in Höhe von 20.935 Pfund sowie einer Opferentschädigung von 120 Pfund an. Die HSE-Anwältin Rebecca Schwartz erklärte nach der Verhandlung, die betroffenen Arbeiter hätten Glück gehabt, noch am Leben zu sein.