Hohe Standortkosten bremsen Deutschlands Luftverkehr ein

Deutscher Bundestag (Foto: Pixabay).
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Die Erholung des Luftverkehrs in der Bundesrepublik Deutschland hinkt anderen EU-Staaten, in denen das Vorkrisenaufkommen längst übertroffen wurde, weit hinterher. Eine Ursache hierfür ist auch, dass gerade Billigflieger ihr Angebot zunehmend in andere Staaten verlegen, da die „Nebenkosten“ zu hoch sind. Mittlerweile warnt auch der deutsche Branchenverband.

Dass Lowcoster wie Ryanair stets poltern, dass die Gebühren, die zu entrichten sind, zu hoch sind, ist ein alter Hut. Häufig ist dies Medien allenfalls nur noch eine kleine Randnotiz wert, denn die Forderung nach Senkung der Steuern und Abgaben wurde so oft wiederholt, dass es kaum noch eine Erwähnung wert ist. Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass die hohen Standortkosten in Deutschland kein Problem sind, das nur Ryanair hat, sondern generell die gesamte Branche betrifft und die Erholung nach der Corona-Pandemie regelrecht ausbremst.

Lange ist es her, aber so ziemlich alle Fluggesellschaften sind vor vielen Jahren gegen die Einführung der Luftverkehrssteuer regelrecht Sturm gelaufen. Damals sollte diese primär der Aufbesserung des Staathaushalts dienen, aber mittlerweile hat man dieser eine Art Pseudo-Öko-Label verpasst, denn das politische Credo lautet „Fliegen muss teurer werden – Klimaschutz“. Ähnlich argumentierte auch Österreichs Verkehrsministerin Leonore Gewessler im Jahr 2020, denn mitten in der schwersten Krise, die die Luftfahrt je durchgemacht hat, erhöhte man die Flugticketabgabe. Die von ihr für September 2020 angekündigten Mindestpreise wurden übrigens bis heute nicht umgesetzt. Sowohl in Österreich als auch in Deutschland sind Umsteiger weitgehend ausgenommen, so dass der Point-to-Point-Verkehr zur Kasse gebeten wird, jedoch Transferpassagiere von Ausnahmen profitieren können.

Nicht alle Passagiere müssen Luftverkehrssteuer bezahlen

Diese Sonderregelungen haben durchaus Kalkül, denn anderenfalls würden Konzerne wie die Lufthansa Group einen großen Aufstand machen, denn man hätte sonst einen erheblichen Wettbewerbsnachteil gegenüber anderen Drehkreuzen, an denen eine solche Steuer nicht anfallen würde. Beispiel: Statt in Frankfurt am Main können Transferpassagiere durchaus auch in Istanbul, Doha oder Warschau das Flugzeug wechseln.

Waren es zunächst Billigflieger wie Ryanair und Easyjet, die die hohen Kosten in Deutschland kritisiert haben, macht nun auch der Branchenverband BDL Druck. Zum Beispiel sagte deren Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow gegenüber Welt am Sonntag, dass ein „Belastungsmoratorium für den Luftverkehr“ gefordert wird. Konkret gemeint ist, dass die staatlichen Abgaben gesenkt oder zumindest nicht erhöht werden sollen.

Laut BDL würden die hohen Standortkosten besonders den Point-to-Point-Verkehr auf der Kurz- und Mittelstrecke regelrecht ausbremsen. Viele Carrier würden ihre Kapazitäten ins Ausland verlegen, wo man am Beispiel eines Airbus A320 etwa 4.000 Euro entrichten müsse. Dies wäre bis zu viermal teurer wie ab Frankreich oder Spanien. Folge daraus: Das P2P-Angebot in Deutschland ist wesentlich geringer als in anderen Ländern.

Verkehrsminister will Flugsicherungskosten überdenken

Doch noch eine weitere Kostenlawine könnte auf die Fluggesellschaften zukommen. Im Bereich der Flugsicherung sind in den Pandemiejahren Verluste in der Höhe von 1,1 Milliarden Euro angefallen. Pläne der Bundesregierung sehen vor, dass diese auf die Airlines umgelegt werden sollen. Dagegen läuft der BDL Sturm von fordert, dass von diesem Vorhaben Abstand genommen wird. Man befürchtet, dass sich dann immer mehr Carrier aus Deutschland zurückziehen. Nicht ausgesprochen, aber eine logische Konsequenz: Der Löwenanteil würde dann auf Lufthansa und deren Töchter entfallen, so dass anzunehmen ist, dass dagegen entsprechender Widerstand geleistet wird.

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) will nun zumindest die Flugsicherungskosten auf den Prüfstand stellen. Vor der Festlegung der Sätze für das Jahr 2024 will man Branchenvertreter zu einer Aussprache einladen. Entscheidungen sollen erst später fallen. Damit ist aber die nächste Meinungsverschiedenheit mit dem grünen Koalitionspartner schon vorprogrammiert, denn dieser setzt sich innerhalb der Regierung massiv für weitere künstliche Verteuerungen von Flugtickets ein, denn man glaubt, dass je mehr Geld für Tickets bezahlt werden muss, desto weniger wird geflogen.

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