Hohmeister befürchtet weiteren Rückgang

Lufthansa-Vorstandsmitglied Harry Hohmeister (Foto: Lufthansa / Patrick Kuschfeld).
Lufthansa-Vorstandsmitglied Harry Hohmeister (Foto: Lufthansa / Patrick Kuschfeld).

Hohmeister befürchtet weiteren Rückgang

Lufthansa-Vorstandsmitglied Harry Hohmeister (Foto: Lufthansa / Patrick Kuschfeld).
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Lufthansa-Vorstandsmitglied Harry Hohmeister kritisiert die Pläne der deutschen Bundesregierung, dass die kostenlosen PCR-Tests für Reiserückkehrer wieder abgeschafft werden sollen heftig. Die Airline habe mit diesem Schritt nicht gerechnet und der Manager geht auch davon aus, dass dies Auswirkungen auf die Buchungslage haben wird, so Hohmeister im Gespräch mit dem Spiegel.

„Ich bin davon überzeugt, dass derartige Tests nach wie vor der beste Weg sind, um die Pandemie einzudämmen und einen Überblick über die Lage zu bekommen. Das ist auch die beste Lösung für die Passagiere. Der aktuelle Plan bringt nicht mehr Sicherheit, sondern zusätzliche Unsicherheit. Das ist für mich völlig unverständlich“, so das Lufthansa-Vorstandsmitglied gegenüber dem Spiegel.

Auf die Frage wie sich die Rücknahme der kostenlosen PCR-Tests auf Lufthansa auswirken könnten, antwortete Harry Hohmeister, dass dies „natürlich zu weiteren Buchungsrückgängen führen“ wird. Weiters: „Den Effekt sehen wir auch bei Reisewarnungen, die ebenfalls regelmäßig zu Buchungseinbrüchen führen. Deshalb sind wir auch für den September und Oktober nicht mehr so optimistisch, wie wir das noch vor Kurzem waren. Das Thema macht uns nicht nur bei der Lufthansa selbst Sorgen. Wenn wir die Tests abschaffen und jeden direkt in Quarantäne schicken, droht uns ein zweiter Lockdown, und das, obwohl wir uns große Mühe gegeben haben, diese Testzentren innerhalb kürzester Zeit aufzubauen.“ Er fordert, dass die Testkapazitäten über den Winter ausgebaut werden und zwar „deutlich über 100.000 Tests pro Tag“. Das Vorhaben der Regierung die Reiserückkehrer wieder in Quarantäne zu stecken hält er für nicht sinnvoll.

Gegenüber dem Spiegel beschreibt Harry Hohmeister auch das veränderte Buchungsverhalten der Kunden. So wurden „vor Corona“ Tickets mit einer Vorlaufzeit von drei bis vier Monaten verkauft und nun sind es maximal vier bis sechs Wochen „und leigt zurzeit sogar noch darunter“. Das hat auch Auswirkungen auf die weiteren Planungen: „Das führt dazu, dass wir Flüge in die USA oder nach Kanada, aber auch in östliche Richtung wieder aus dem Programm nehmen müssen. Noch stärker betroffen sind wir in Europa, zum Beispiel in Frankreich und Spanien. Auf manchen Strecken setzen wir kleinere Flugzeuge ein oder streichen einzelne Flüge. Im Moment haben wir an manchen Drehkreuzen mehr 100-Sitzer im Programm als größere Airbusse. Und vielleicht müssen wir sogar noch weitere Verbindungen streichen. Die Testmöglichkeit hat den Menschen erstmals eine gewisse Sicherheit beim Reisen gegeben, die droht nun wieder wegzufallen. Mittelfristig brauchen wir eine EU-weite Regelung, damit diese kurzfristigen Reisewarnungen zumindest innerhalb Europas überflüssig werden.“

Besonders deutlich wird das Lufthansa-Vorstandsmitglied gegenüber dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ auf die Frage, ob sich die Luftfahrtbranche gegenüber der Straße und Schiene benachteiligt fühlt. Hintergrund ist, dass Deutschland eher Flugreisende scharf kontrolliert, während Auto- und Bahnfahrer zahlreiche Möglichkeiten haben, um Quarantäne oder gar Kontrollen vermeiden zu können. Beispielsweise genügt es, wenn man behauptet in Österreich und nicht in Kroatien Urlaub gemacht zu haben. Flugreisende haben es da wesentlich schwerer.

Dem Spiegel sagte Harry Hohmeister: „Das ist für mich überhaupt nicht nachvollziehbar. Es ist im Interesse aller, dass die Kontrollen übergreifend durchgeführt werden. Es kann doch nicht sein, dass nur die Flugreisenden als potenzielle Gefährder eingestuft werden und die anderen nicht. Und es geht nicht nur um grenzüberschreitende Verkehre. Es gibt auch in Deutschland stark betroffene Regionen. Wenn ich mir nur mal meine unmittelbare Nachbarschaft in Hessen ansehe, gibt es da Hotspots, die stark im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Aber diese Leute werden nicht getestet, nur weil sie sich innerhalb Deutschlands bewegen.“

Die Auswirkungen der Coronakrise führen bei Lufthansa auch dazu, dass ein Personalabbau „unter den aktuellen Umständen unvermeidlich“ ist. Hohmeister weiters: „Wenn die erhofften Erlöse nicht erzielt werden können, bleibt uns nichts anderes übrig.“ Der Manager schließt allerdings aus, dass ein weiteres staatliches Rettungspaket beantragt wird. Man wolle „nicht durchgefüttert werden, sondern unternehmerisch tätig sein.“

Hohmeister gegenüber dem Spiegel: „Und deshalb müssen die Kosten runter, auch bei den Investitionen. Im Zweifelsfall heißt das, womöglich auch weniger Flugzeuge abzunehmen. Wir müssen uns doch der Realität stellen. Ein Teil davon ist, dass wir mit den neun Milliarden, die wir von der Bundesregierung bekommen haben, sehr vorsichtig und professionell agieren werden. Wir wollen nicht noch einmal in eine Finanzierungsrunde mit der Bundesregierung gehen, um Strukturen zu erhalten, die unter den gegebenen Umständen nicht mehr zukunftsfähig sind.“

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