Seit dem 17. September 2024 steht die Lufthansa-Frachttochter Lufthansa Cargo aufgrund eines IT-Fehlers unter massivem Druck.
Eine geplante Aktualisierung des zentralen IT-Systems, bekannt als iCAP, führte zu unerwarteten technischen Schwierigkeiten, die den Import und Export an den wichtigen Drehkreuzen Frankfurt und München zeitweise zum Erliegen brachten. LKW stauten sich vor den Terminals, und es kam zu erheblichen Verzögerungen im Ablauf des Frachtgeschäfts. Auch wenn die Störung mittlerweile behoben ist, wird die Panne die Betriebsabläufe noch mehrere Tage beeinträchtigen.
Der Ursprung des Problems: Das iCAP-Update
iCAP ist das Herzstück von Lufthansa Cargo und das zentrale IT-System, über das das gesamte Buchungs- und Abwicklungssystem des Unternehmens läuft. Als technologische Drehscheibe für den weltweiten Frachtverkehr ist es entscheidend für einen reibungslosen Ablauf von Importen und Exporten. Umso heikler war das für den 16. und 17. September geplante Update. Bereits im Vorfeld warnte Jasmin Kaiser, CIO von Lufthansa Cargo, vor möglichen Problemen: „IT-Umstellungen dieser Größenordnung und an einem Kernsystem wie iCAP sind eine Herausforderung für uns alle. Es kann an manchen Stellen sicherlich ruckeln.“
Doch das Ausmaß der Komplikationen, die während des Updates auftraten, übertraf alle Befürchtungen. Trotz monatelanger Vorbereitungen seitens Lufthansa Cargo und des IT-Dienstleisters IBS kam es zu schwerwiegenden Problemen bei der Umsetzung. Zunächst war das Update für Juni 2024 angesetzt, wurde jedoch mehrmals verschoben, bis es schließlich Mitte September umgesetzt wurde. Die Folge: das System fiel aus und legte den Frachtbetrieb in Frankfurt und München lahm.
Massive Auswirkungen auf den Frachtverkehr
Bereits am Dienstag informierte Lufthansa Cargo ihre Kunden über die Betriebsstörung. Der Import und Export in Frankfurt und München wurden vorübergehend ausgesetzt, wodurch es zu erheblichen Rückstaus bei Frachtsendungen kam. Vor den Terminals bildeten sich lange Schlangen von LKW, die auf die Entladung ihrer Fracht warteten. Die Störung betraf nicht nur den laufenden Betrieb, sondern auch das Vertrauen der Kunden, die auf reibungslose Abläufe angewiesen sind.
Um die Situation zu entschärfen, entschied sich Lufthansa Cargo in der Nacht auf Mittwoch, das Update zurückzunehmen und auf die vorherige Version des iCAP-Systems zurückzukehren. Laut einer Sprecherin des Unternehmens konnte der Betrieb am Mittwochmorgen wieder hochgefahren werden. „Wir rechnen damit, voraussichtlich im Laufe des Tages wieder in den Normalbetrieb zurückkehren zu können“, sagte sie gegenüber aero.de.
Langfristige Folgen der IT-Panne
Trotz der schnellen Reaktion wird die Störung noch Tage nachwirken. Die entstandenen Rückstaus bei Frachtsendungen erfordern eine schnelle Abarbeitung in Zusammenarbeit mit den Systempartnern. Lufthansa Cargo hat ihre Kunden darauf hingewiesen, dass es weiterhin zu Verzögerungen und Umbuchungen kommen kann, bis der Betrieb vollständig stabilisiert ist.
Besonders betroffen sind Frachtflüge und das sogenannte RFS-Verkehrssystem (Luftfrachtersatzverkehr). Alle Flüge und RFS-Transporte, die bis Mittwoch, den 18. September, um 23:59 Uhr an den Hubs Frankfurt (FRA) und München (MUC) ankommen sollten, wurden entweder gestrichen oder transportierten keine reguläre Fracht. Dies gilt auch für innereuropäische Flüge ab Frankfurt, auf denen bis Freitag, den 20. September, keine Fracht geladen werden soll.
Einige Ausnahmen wurden jedoch für besonders kritische Güter wie Organtransporte, Tiertransporte und kühlpflichtige Waren eingeräumt. Auch Eilsendungen, die zeitkritisch sind, können unter Umständen noch transportiert werden. Lufthansa Cargo hat sich bemüht, so viele Umbuchungen wie möglich auf alternative RFS-Verkehre umzuleiten, doch auch hier kann es zu Verzögerungen kommen.
Eine IT-Panne mit Signalwirkung
Die jüngste IT-Panne bei Lufthansa Cargo unterstreicht die zentrale Bedeutung stabiler und funktionierender IT-Systeme in der globalisierten Welt der Logistik. Frachtgesellschaften wie Lufthansa Cargo stehen unter enormem Druck, nicht nur reibungslose Transportabläufe sicherzustellen, sondern auch kontinuierliche technologische Verbesserungen umzusetzen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Doch gerade in der digitalen Transformation zeigt sich, wie anfällig diese Systeme für Störungen sind.
Für Lufthansa Cargo ist die IT-Panne ein Rückschlag, da der Frachtbereich gerade in den letzten Jahren ein zunehmend wichtiges Standbein für die Lufthansa-Gruppe geworden ist. Durch die Herausforderungen der COVID-19-Pandemie und die anhaltenden Störungen in den globalen Lieferketten wurde die Luftfracht zu einem essenziellen Faktor für den Erfolg vieler Unternehmen. Laut Berichten des Unternehmens hatte Lufthansa Cargo im Jahr 2023 einen Umsatz von über 3 Milliarden Euro erzielt. Diese Zahlen verdeutlichen die zentrale Rolle der Frachttochter innerhalb der Lufthansa-Gruppe und die Wichtigkeit eines reibungslosen Betriebs.
Es bleibt abzuwarten, wie schnell Lufthansa Cargo die entstandenen Verzögerungen abbauen kann und wie sich die IT-Problematik langfristig auf das Unternehmen auswirkt. Klar ist, dass der Vorfall eine eingehende Analyse erfordert, um sicherzustellen, dass ähnliche Probleme in Zukunft vermieden werden. Gleichzeitig wird die Panne als Warnung für die gesamte Logistikbranche verstanden werden, bei IT-Updates von zentralen Systemen noch größere Vorsicht walten zu lassen und umfassendere Sicherheitspläne zu entwickeln.
Für die Kunden von Lufthansa Cargo steht in den kommenden Tagen und Wochen weiterhin die Frage im Raum, wann sich die Abläufe wieder normalisieren und wie sich der Vorfall auf zukünftige Frachtsendungen auswirkt. Lufthansa Cargo hat sich zum Ziel gesetzt, die bestehenden Rückstände so schnell wie möglich zu beseitigen und den Normalbetrieb wiederherzustellen. Die kommenden Tage werden zeigen, wie gut das Unternehmen diese Herausforderungen bewältigt.