Einen besonders langen Atem hat Lufthansa bei Ita Airways gezeigt, denn man blieb trotz des Umstands, dass man im ersten Anlauf – damals noch in Kooperation mit MSC – den Kürzeren gezogen hat, hartnäckig bis alle anderen Interessenten die Lust verloren haben. Ganz gewiss ist der Alitalia-Nachfolger aber keine sprudelnde Einnahmequelle, denn die Italiener stecken tief in den roten Zahlen.
An der Vorgänger-Airline haben sich schon viele Konzerne „die Finger verbrannt“. Als Beispiele wären da die italienische Post, Air France-KLM und Etihad Airways zu nennen. Den Steuerzahler haben sowohl Alitalia als auch Ita Airways schon unzählige Milliarden Euro gekostet. Lufthansa ist offensichtlich der Ansicht, dass man den italienischen Carrier in ein profitables Luftfahrtunternehmen verwandeln kann und kündigt in einer Medienmitteilung gar schon Neueinstellungen und Expansion an.
Der „Deal“, den die italienische Regierung und Lufthansa vereinbart haben, muss jedoch noch wettbewerbsrechtlich geprüft werden. Ob die EU-Kommission dies durchwinken wird oder aber später ein Gericht alles ins Wanken bringen könnte, ist derzeit reine Spekulation. Erst kürzlich erklärte das EU-Gericht die Staatshilfe, die Deutschland gewährt hatte, für rechtswidrig. Der EuGH entschied, dass die seitens Italien an Carrier mit lokaler Betriebsgenehmigung aufgrund der Corona-Pandemie gewährten Beihilfen illegal waren, da Diskriminierung aufgrund der Herkunft vorlag. Gänzlich auszuschließen ist also nicht, dass es zu kartellrechtlichen Problemen kommen könnte, jedoch ist der italienische Markt gegenüber dem deutschen erheblich wettbewerbsintensiver.
Die Gewerkschaften Vereinigung Cockpit und Unabhängige Flugbegleiter Organisation sehen den Einstieg von Lufthansa bei Ita Airways zweigeteilt. Einerseits hofft man, dass im Wachstum der Firmengruppe Chancen liegen und andererseits hat man aufgrund der mangelnden Profitabilität von Ita Airways und der steigenden Komplexität des Gesamtkonzerns durchaus auch Bedenken.
„Einerseits ist die wachsende Stärke durch höhere Marktanteile der Lufthansa-Gruppe in Europa für die Beschäftigten eine positive Nachricht“, sagt VC-Präsident Stefan Herth. „Der Einstieg bei der ITA zeigt Durchhaltevermögen und ist für die Lufthansa unternehmerisch mutig. Die Komplexität innerhalb des Konzerns nimmt jedoch immer bedrohlichere Ausmaße für die wirtschaftliche Stabilität an. Es ist zentral für die Wettbewerbsfähigkeit, dass der Konzern künftig – wie im Geschäftsbericht von 2020 angekündigt – wieder schlankere Strukturen anstrebt. Klar ist, egal wie dieses Abenteuer endet – die Zeche dürfen nicht die Beschäftigten zahlen“.
Seitens der Gewerkschaft Ufo fügt deren Vorsitzender Daniel Kassa Mbuambi hinzu: „Für uns ist es entscheidend, dass die Beschäftigtengruppen in den verschiedenen Airlines des Konzerns nicht gegeneinander ausgespielt werden. Einen Unterbietungswettbewerb darf und wird es mit uns nicht geben. Darauf werden wir sehr genau achten und uns mit den anderen Gewerkschaften eng abstimmen“.