Logo Flughafen Klagenfurt (Foto: Angelika Evergreen).
Redakteur
Letztes Update
Give a coffee
Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee einladen.
Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.
Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Hinweise wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.
Ihr
Aviation.Direct-Team

Klagenfurt: Kärntner Touristik will Incoming-Charter etablieren

Werbung
Print Friendly, PDF & Email

Das Linienflugangebot am Klagenfurter Flughafen ist derzeit äußerst überschaubar. Kurzfristig ist auch keine Besserung in Aussicht, doch das Management rund um Maximilian Wildt arbeitet derzeit intensiv daran Eurowings zur Wiederaufnahme der Köln/Bonn-Flüge zu bewegen. Auch ein weiteres Deutschland-Ziel, das im Sommer 2025 bedient werden könnte, befindet sich in Verhandlungen.

Wären die vom ehemaligen Mehrheitseigentümer Lilihill verkündeten Pläne in die Tat umgesetzt worden, so hätte Klagenfurt eine eigene virtuelle Fluggesellschaft bekommen. Als Liliair wollte man unter anderem nach Hamburg, München, Köln/Bonn und Frankfurt am Main fliegen. Allerdings konnten die damals verantwortlichen nie schlüssig beantworten wie man es bewerkstelligen will, dass Passagiere des Virtual Carriers durchgehende Tickets mit Lufthansa-Anschlüssen buchen können. Bekanntermaßen ist der Kranich bei der Auswahl seiner Partner äußerst wählerisch und lässt sich selten bis nie auf junge Konstruktionen außerhalb des eigenen Konzerns bzw. der Star Alliance ein. Das musste auch die Südtiroler Skyalps, die für eine kurze Zeit als Operating Carrier von Liliair gehandelt wurden, spüren. Den Wetlease-Auftrag von Austrian Airlines hat nämlich Braathens und nicht Skyalps bekommen. Die Verhandlungen mit Lufthansa – für ACMI-Dienstleistungen ab Friedrichshafen, Linz und Innsbruck – sind ebenfalls im Sand verlaufen.

Auf der Linie hat Klagenfurt derzeit mit Austrian Airlines und Ryanair nur zwei Carrier, die den Airport regelmäßig ansteuern. Es ist ein offenes Geheimnis, dass der Kärntner Tourismus stark unter dem Wegfall der Köln/Bonn-Strecke, die zuletzt von Eurowings bedient wurde, leidet. Das Management rund um Maximilian Wildt ist bestrebt die Lufthansa-Tochter zur Rückkehr in die Kärntner Landeshauptstadt zu bewegen. Noch gibt es keine verbindlichen Zusagen. Seitens Eurowings gibt es zu diesem Thema keine öffentliche Stellungnahme.

Austrian Airlines reduziert Wien-Strecke temporär

Im Winterflugplan 2025 kommt es auf der Wien-Strecke zu einer temporären Umstellung. Mit Jahresanfang 2025 wird Austrian Airlines die Anzahl der wöchentlichen Flüge auf dieser Route auf neun reduzieren. Statt der Wetlease-Maschine von Braathens kommen dann übergangsweise eigenbetriebene Embraer 195 zum Einsatz. Laut Austrian Airlines soll anschließend wieder vom ACMI-Partner mit ATR72-600 geflogen werden. Dahinter steckt demnach, dass die Nachfrage in den betroffenen Wintermonaten traditionell wesentlich niedriger sein soll. Eine dauerhafte Reduktion bzw. Umstellung soll es jedenfalls nicht werden. Generell werde der erst in dieser Sommerflugplanperiode angepasste Flugplan, der den Braathens-Wetlease beinhaltet, sehr positiv angenommen.

Die Kooperation zwischen Austrian Airlines und der schwedischen Regionalfluggesellschaft scheint durchaus langfristig ausgelegt zu sein. Am Klagenfurter Airport schafft man dafür auch gewisse Voraussetzungen, denn um die Line-Wartung der ATR72-600 zu erleichtern, wird eine Art Mini-Hangar errichtet. Braathens hat in Klagenfurt nebst fliegendem Personal auch Techniker stationiert. Dies hängt primär damit zusammen, dass Turbopropflugzeuge im Regelfall „tägliche Liebe von Technikern“ benötigen, um die Ausfallrate möglichst niedrig zu halten. Die Vorgehensweise von Braathens ist daher branchenüblich und unterscheidet sich nicht von anderen Operators dieses Maschinentyps.

Touristik will Incoming-Charter auf die Beine stellen

Möglicherweise könnte sich zur stationierten ATR72-600 auch eine de Havilland Dash 8-400 von Skyalps gesellen, denn derzeit laufen intensive Gespräche über Flüge nach Hannover und zu einigen Zielen in Skandinavien. Es handelt sich dem Vernehmen nach aber nicht um klassische Linienflüge, sondern um ein Projekt der Kärntner Touristiker, die im Rahmen eines Schulterschlusses mehr Incoming-Gäste anlocken wollen. Gegenüber der „Kleine Zeitung“ bestätigte Peter Peschel, Geschäftsführer der Region Wörthersee, dass angestrebt wird, dass diese Charterflüge im Sommerflugplan 2024 aufgenommen werden sollen. KBV-Chef Martin Payer will noch weitere lokale Tourismusverbände und Hoteliers dazu bewegen sich dem Vorhaben, das er als „Leuchtturmprojekt“ bezeichnet anzuschließen. Der Airport jedenfalls ist nicht der potentielle Auftraggeber der möglichen Charterflüge. Fixe Verträge mit Skyalps oder einem anderen Carrier wurden bis dato seitens der Kärntner Touristik noch nicht unterschrieben. Somit gilt es die weiteren Entwicklungen der Planungen abzuwarten.

Nach mehreren Jahren des Stillstands laufen derzeit am Klagenfurter Flughafen einige Bauarbeiten. Beispielsweise nimmt man am Terminal einige Sanierungsarbeiten vor. Auch wird es künftig ein eigenes General Aviation Terminal geben, das in einem bereits bestehenden Gebäude eingerichtet wird. Gegenüber Aviation.Direct begründet Geschäftsführer Maximilian Wildt diesen Schritt damit, dass sich die allgemeine Luftfahrt sehr stark entwickelt habe und für den Airport ein sehr wichtiges Standbein geworden ist. Momentan gibt es am Kärntner Airport deutlich mehr Flugbewegungen, die der General Aviation bzw. Business Aviation zuzuordnen sind, als kommerzielle Linien- und Charterflüge.

Handling-Tochter in Flughafengesellschaft fusioniert

Im Bereich der Finanzen konnte der Flughafen Klagenfurt seit dem Ziehen der Call-Option durch das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt Einsparungen in der Höhe von rund 1,8 Millionen Euro pro Jahr erzielen. Die Gesellschafter und Geschäftsführer Wildt hätten so einiges auf den Prüfstand gestellt. Beispielsweise hat man die Handling-Tochter Aviserve in die Airportgesellschaft fusioniert, so dass diese Dienstleistungen wieder direkt vom Flughafen angeboten werden. Auch trennte man sich von zahlreichen Nobel-Karossen, die von vormaligen Managements genutzt worden sein sollen. Einzeln betrachtet sollen die Einsparungen eher „Peanuts“ sein, jedoch in Summe hätten die Kosten in Millionen-Euro-Höhe reduziert werden können.

Das war durchaus auch notwendig, denn wären das Land Kärnten und die Stadt Klagenfurt im Vorjahr nicht eingesprungen, dann hätte der Flughafen Klagenfurt möglicherweise sogar Insolvenz anmelden müssen. Ohne die allein von der öffentlichen Hand getragene Kapitalerhöhung wären die Beschäftigten ohne Gehälter dagestanden, denn selbst diese Finanzmittel waren nicht mehr vorhanden.

Touristik-Schulterschluss lässt seit Jahrzehnten auf sich warten

Im Gegensatz zu Innsbruck und Salzburg konnte sich der Klagenfurter Airport bislang nicht als beliebter Landeplatz für Wintersportler etablieren. Das liegt primär daran, dass Hoteliers, Liftbetreiber und die regionalen Tourismusverbände bislang keinen wirksamen Schulterschluss auf die Beine gestellt haben. Zu unterschiedlich waren bisher die eigenen Interessen. Doch in Kärnten spürt man mittlerweile stark, dass die Incoming-Gäste, die unter anderem mit Eurowings in Klagenfurt gelandet sind, fehlen. Auch für Stammkunden scheint es weder im Sommer noch im Winter eine Alternative zu sein lange Bahn- oder Autofahrten in Kauf zu nehmen, um den Urlaub in Kärnten verbringen zu können.

Nun versucht man eben einen Schulterschluss, der seit Jahrzehnten nicht geschafft wurde, auf die Beine zu stellen. Als eine Art „Produkt“ daraus sollen zunächst im Sommer 2025 die bereits erwähnten Charterflüge aus Skandinavien und Hannover folgen. Bei entsprechendem Erfolg ist zu erwarten, dass im Winterflugplan 2025/26 der Fokus auf Incoming-Wintersportler gelegt werden könnte. Man wird sich nicht nur international, sondern auch innerösterreichisch einem harten Wettbewerb stellen müssen, denn im Gegensatz zu Kärnten sind Tirol und Salzburg schon lange stark im Bereich Wintersportler, die mit dem Flugzeug ins Land kommen. Besonders im Bereich der Mobilität am Boden, also damit die Urlauber vom Airport ins Hotel bzw. in die Schigebiete kommen, steht der lokalen Touristik noch viel Arbeit bevor. Nicht jeder Wintersportler will sich auch ein teures Mietauto leisten.

Klagenfurt könnte von hohen Ljubljana-Gebühren profitieren

Für das Jahr 2024 peilt der Flughafen Klagenfurt derzeit zwischen 170.000 und 180.000 Passagiere an, wie Wildt gegenüber der „Kleine Zeitung“ sagte. Ursprünglich ging man davon aus, dass es etwa 200.000 Reisende werde. Dem aktuellen Stand der Dinge nach wird es im Winter die Linienziele London-Stansted, bedient von Ryanair und Wien, angeboten von Austrian Airlines geben. Für den Sommer 2025 hofft das Management auch auf weitere Ziele der irischen Billigfluggesellschaft und verweist auf eine Vereinbarung, die diesbezüglich mit dem Carrier geschlossen wurde. Ob diese seitens Ryanair eingehalten wird, steht aber auf einem anderen Blatt.

Die umtriebige Airline ist aber nicht der einzige Lowcoster, der zumindest ein Auge auf Klagenfurt geworfen hat. Die hohen Gebühren am von Fraport betriebenen Ljubljana-Airport haben dazu geführt, dass zahlreiche Routen reduziert bzw. eingestellt wurden. In diesem Segment haben sich einige Anbieter auch komplett zurückgezogen. Aus Airline-Kreisen ist zu hören, dass man nun zumindest mal darüber nachdenkt eventuell ab Klagenfurt als Alternative zur slowenischen Hauptstadt zu fliegen. Fix ist aber noch überhaupt nichts und bekanntermaßen spricht in dieser Branche jeder mit jedem, aber häufig bleibt es bei Talks und kommt nicht zu Abschlüssen.

Der Vollständigkeit halber ist aber anzumerken, dass der Flughafen Klagenfurt nicht gerade ein billiger Airport ist. Die Gebühren sind ebenfalls hoch, wenn auch deutlich niedriger als in Ljubljana. In Österreich werden diese nicht etwa nach den Kriterien der freien Marktwirtschaft vom Management festgelegt, sondern es gibt ein eigenes Gesetz dafür. Auf Grundlage der jeweiligen Passagierzahlen des Vorjahres müssen diese berechnet und anschließend vom Verkehrsministerium bewilligt werden. Somit ist der Spielraum der Manager auf etwaige Starthilfen in Form von Rabatten („Incentive-Programme“) für einen beschränkten Zeitraum in sehr eng gesteckten Grenzen gehalten. Das gilt ausdrücklich nicht nur für Klagenfurt, sondern für alle österreichischen Verkehrsflughäfen.

Werbung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Werbung