Klagenfurt: Liliair ganz leise nicht gestartet

Bombardier CRJ-900 (Foto: eisure communications/APA-Fotoservice/Fessl).
Bombardier CRJ-900 (Foto: eisure communications/APA-Fotoservice/Fessl).

Klagenfurt: Liliair ganz leise nicht gestartet

Bombardier CRJ-900 (Foto: eisure communications/APA-Fotoservice/Fessl).
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Schenkte man der ursprünglichen Ankündigung von Liliair Glauben, so hätte am 23. April 2023 der erste von Flite durchgeführte Bombardier-CRJ-900-Flug ab Klagenfurt nach Frankfurt am Main abheben sollen. Auch Hamburg und München wollte man bedienen. Daraus wurde aber nichts und auch die Homepage wurde seit dem Launch dieser nicht mehr aktualisiert.

Kurz vor Weihnachten 2023 hatte Lilihill einen Regionaljet dieses Typs, der vormals in Diensten von Lufthansa Cityline gestanden hatte, von Luqa (Malta) nach Klagenfurt überstellen lassen. Eigentlich trägt dieser CRJ-900, der in den USA registriert ist, noch die Livery des vormaligen Operators. Damit den Medien ein Flugzeug in Liliair-Farben gezeigt werden kann, wurde es kurzerhand über Nacht beklebt. Allerdings nur auf einer Seite, wohl um Kosten zu sparen. Es war auch keine luftfahrttaugliche Beklebung, denn diese wurde vor dem Ausfliegen der kurzfristig zu Showzwecken angemieteten Maschine gleich wieder entfernt.

Seitens Liliair war immer wieder zu hören, dass die Routen in Kürze zur Buchung freigegeben werden sollen. Im Jänner 2023 hieß es, dass man Anfang März 2023 mit dem Verkauf beginnen wird und seither sagte man immer wieder, dass es Ende der Woche soweit sein wird und man hinsichtlich der Buchungssysteme in finaler Abstimmung wäre. Der maltesische „Partner“ Flite, der Europa-Ableger des U.S.-Riesen Mesa Airlines, hat jedenfalls noch kein AOC und bei Marathon Airlines hat man angeblich auch schon länger nichts mehr aus Klagenfurt gehört.

Bezeichnend ist auch, dass vor einigen Tagen eine Pressemitteilung verschickt wurde, in der Flüge nach Köln/Bonn angekündigt wurden und von München keine Rede mehr war. Auch spricht man nicht mehr von zwei täglichen Verbindungen nach Frankfurt am Main, sondern nur noch von einer. Auf der Firmenhomepage hat sich diese „Änderung“ ohnehin nie gezeigt, denn diese ist seit dem Launch der Seite unverändert. Will man Flugscheine über das „Buchungsformular“, das nichts anderes als eine Art „Anfrageformular“ ist, bekommen Interessenten keine Rückmeldung. Zumindest behaupten dies zehn Personen unabhängig voneinander gegenüber Aviation.Direct.

Mittlerweile entsteht der zumindest nicht ganz unbegründete Eindruck, dass Liliair als eine Art Druckmittel „aufgebaut“ wurde, um die öffentliche Hand dazu zu bewegen, dass diese auf die Call-Option verzichtet. Zuletzt war in einer Medienmitteilung gar die Rede davon, dass bis zu acht Flugzeuge ab Klagenfurt eingesetzt werden könnten. In die Luft hat man bislang kein einziges gebracht und man ist auch keine „neue österreichische Fluggesellschaft“, sondern allenfalls eine GmbH, die beabsichtigt Flugzeuge zu chartern und die Sitzplätze auf eigene Rechnung zu verkaufen. Genau dieser Umstand macht es auch kompliziert beispielsweise mit Lufthansa ins Geschäft zu kommen, denn in der Vergangenheit hat noch kein einziger großer europäischer Netzwerkcarrier Codeshare- und/oder Interline-Abkommen mit „virtuellen Airlines“ abgeschlossen.

Lilihill hat zwischenzeitlich mitgeteilt, dass man Liliair nur dann „abheben“ lassen wird, wenn ein Vertragswerk über eine Vorauszahlung an den Airport vom Aufsichtsrat abgesegnet wird. Es handle sich um einen Standard-Vordruck der IATA für Handlingentgelte. Da aber Liliair keine Fluggesellschaft ist und Vertragspartner für derartige Dienstleistungen stets der Operating Carrier ist, ist es nicht verwunderlich, dass die öffentliche Hand angesichts einer Vertragsstrafe von drei Millionen Euro, die der Airport zu leisten hätte, wenn die Services nicht erbracht werden, hellhörig geworden ist.

Unabhängig davon: Für einen privaten Investor ist das ewige Hickhack rund um die Call-Option, die die ÖVP Kärnten schon längst gezogen gesehen haben will, kompliziert. Somit darf man auch nicht verwundert sein, dass Lilihill sich mit Investitionen massiv zurückhält und ebenfalls Klarheit haben will. Andernfalls würde das Unternehmen Gefahr laufen, dass man Geld in die Hand nimmt, die Politik aber die Call-Option zieht und dann ein jahrelanger Rechtsstreit um die Abgeltung von Investitionen vorprogrammiert ist. Jedenfalls will die Landesregierung von Kärnten im Mai 2023 neuerlich über das Ziehen der Call-Option abstimmen. Bislang konnte man sich sicher sein, dass die ÖVP dafür stimmt, aber die SPÖ dagegen. Diesmal ist die Ausgangslage ein wenig anders, denn Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) fällt dieser Tage mit kritischen Worten bezüglich dem Airport auf. Die jüngsten Forderungen von Lilihill dürften bei ihm nicht gut angekommen sein.

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