Kommentar: Die 9,99-Euro-Tickets sind endlich wieder da

Bargeld (Foto: Pixabay).
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Kommentar: Die 9,99-Euro-Tickets sind endlich wieder da

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Seit einigen Tagen erhalten Abonnenten von Airline-Newslettern wieder vermehrt Werbeaktionen von Carriern zugeschickt. Die eine Rabatt-Aktion jagt wieder die andere und das Preisniveau für Flugtickets scheint wieder im Fallen zu sein. Das hat seinen sehr guten Grund, denn bei vielen Anbietern sehen die Vorausbuchungszahlen für den Winter 2023/24 und den Sommer 2024 noch nicht so gut aus. 

Im Sommer 2023 konnten viele Carrier zum Teil exorbitant hohe Ticketpreise durchsetzen. Viele Passagiere wollten unbedingt in den Urlaub fliegen und/oder einen Städtetrip machen, denn nicht gerade wenige Menschen haben sich in den Jahren zuvor von der Propaganda, die einige Regierungen in punkto Coronavirus verbreitet haben, verängstigen lassen und sind zu Hause geblieben. Auch blickten viele bei den sich ständig ändernden Einreise- und Quarantänebestimmungen nicht mehr durch. Das Resultat: Dieses Jahr wollten besonders viele Menschen unbedingt wieder in den Urlaub und dabei haben die Kosten nur zweite Geige gespielt. Leider wurde dies auch von einigen auf Kredit finanziert, denn die alltäglichen Teuerungen treffen mittlerweile auch weite Teile der Mittelschicht. 

Mehrkosten plus gutes Körberlgeld wurden verdient 

Den Fluggesellschaften ist es gelungen, dass diese die Mehrkosten nicht nur weiterreichen konnten, sondern bei kaum inkludiertem Service auch noch kräftig etwas draufschlagen konnten. In den meisten Fällen wurde gebucht und damit haben Angebot und Nachfrage eine Lösung gefunden. Allerdings sieht es bei vielen Airlines für die Zeit nach den Herbstferien 2023 nicht mehr so rosig aus, denn die Buchungszahlen sind nicht gerade berauschend. 

Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Einerseits gibt es viele Menschen, die sich von neuerlicher “Panikmache light” rund um das Coronavirus nicht ganz sicher sind, ob nicht doch im Winter wieder irgendwas kommen wird und andererseits fehlt vielen schlichtweg das Geld. Auch spielt durchaus eine Rolle, dass man dafür bereit war für den Strandurlaub oder den ersten Städtetrip nach einigen Jahren viel Geld auf den Tisch zu legen, aber für Folgereisen schaut man wieder genauer aufs Geld. Warum sollte man für Flüge, die in den Jahren zuvor für etwa 100 Euro return (exklusive Gepäck) erhältlich waren nun 600 Euro, 700 Euro der noch mehr auf den Tisch legen? Auf Strecken, auf denen es kaum bis gar keinen Wettbewerb gibt, ist dies im bisherigen Jahresverlauf nicht die Ausnahme, sondern eher der Regelfall gewesen. 

Manche Airlines haben ihre Passagiere kräftig verärgert 

Ein weiterer Umstand, der aber eher klassische Netzwerkcarrier betrifft, ist komplett hausgemacht. Im Sommer 2023 ist nicht alles ganz rund gelaufen und viele Anbieter drücken sich vor Entschädigungsleistungen und/oder der Erstattung von Auslagen. Auch suggerierte so manche Werbung ein Premium-Produkt, jedoch gab es dann die bittere Enttäuschung, dass keine nennenswerten Unterschiede zum verschmähten Billigflieger bestehen und auch bei Verspätungen und Streichungen wurde man im Regen stehen gelassen. Doch nicht nur Netzwerkcarrier haben sich so den Zorn ihrer Passagiere hausgemacht, sondern besonders ein deutscher Ferienflieger, der von sich selbst behauptet besonders beliebt zu sein. Dabei war man es nicht mal selbst, sondern eine Konzernschwester aus Estland und deren Subunternehmer, für die man als Ticketverkäufer fungiert. Wochenlang in den Schlagzeilen zu sein vergeht nicht so schnell aus den Köpfen von potentiellen Kunden und erst recht, wenn man beim deutschen Carrier gebucht hat und einige Monate später auf die Konzernschwester aus Estland umgebucht wird. Noch ärgerlicher: Generell meinten viele Reisende, die im Herbst und Winter unterwegs sein wollen, dass man rasch buchen muss, denn billiger wird es nicht mehr. Genau das ist, je nach Termin, ein Schuss in den Ofen gewesen, denn die besonders vielen Restplätze werden nach und nach verschleudert. Die Ferien- und Billigfluggesellschaften haben den Preiskampf wieder eröffnet. Selbstredend, wenn man zu fixen Terminen reisen muss, kann man sich nicht darauf verlassen, dass es später noch Schnäppchenangebote gibt. 

Doch wie war das noch vor ein paar Monaten? Es werde nie wieder Tickets unter 20 Euro (Werbepreis, exklusive Gepäck und Co) geben? Ein stichprobenartiger Blick in den Price-Finder von Ryanair zeigt, dass zum Beispiel ab Wien die berühmten 9,99 Euro Tickets zurück sind. Für weniger als 20 Euro ruft man selbst ins nachfragestarke Palma de Mallorca wieder auf. Beim Mitbewerber Wizz Air zeigt sich ein absolut vergleichbares Bild. 

Der Konkurrent Eurowings verschickt für Abflüge ab Deutschland beinahe täglich Newsletter mit irgendwelchen neuen Sparaktionen und mittlerweile zeigt sich bei einem Blick ins Reservierungssystem von Austrian Airlines auch, dass man auf der einen oder anderen Route wieder günstigere Tickets anbietet. Bei Easyjet ist das Bild sehr ähnlich. 

Hohes Preisniveau bröckelt 

Die Nachfrage ist außerhalb der Sommerferien wesentlich geringer als zur Hauptreisezeit. Mittlerweile ist dem einen oder anderen Carrier klar geworden, dass viele Passagiere nicht dazu bereit sind für einen London-Trip über das Wochenende mitunter 1.000 Euro für ein Return-Economy-Class-Ticket auf den Tisch zu legen. Nun ja, eher nicht mehr, denn in diesem Jahr gab es durchaus Zeiten, in denen man solche überteuerten Flugscheine absetzen konnte – und das gar nicht mal wenige.  

Kurzfristig ist bei manchen Fluggesellschaften das eine oder andere Schnäppchen zu haben, jedoch zeigt sich auf vielen Routen – und da ganz besonders bei den Billigfliegern – dass es rund um die Herbstferien 2023 richtig teuer wird und danach mitunter regelrecht spottbillig. Selbstredend: Dies ist immer von der Strecke und vom Termin abhängig. Rund um Weihnachten und Neujahr ruft man wieder höhere Preise auf und dann wird es günstiger. Dazu kommen Aktionen, Rabattcodes und vieles mehr, die Passagiere zum Buchen animieren sollen. 

Die einfache Antwort: Viele Airlines haben noch besonders viele leere Sitze, die vermarktet werden müssen. Vielleicht haben manche Manager zu früh die Sektkorken knallen lassen, denn glaubte man den Aussagen vieler, dann würden die Flugscheinpreise dauerhaft auf dem hohen Niveau vom Sommer 2023 bleiben. Doch Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Die Passagiere können und wollen nicht so viel bezahlen und das führt dazu, dass die Preise gesenkt werden müssen, denn ansonsten hat man eine enorme Überkapazität, die viel Geld kostet. Die Fluggäste haben es also auch selbst in der Hand wie die Airlines ihre Preise gestalten, denn wenn viele Menschen meinen regelrecht panikartig ihre Tickets buchen zu müssen, reagieren die cleveren Systeme und verlangen mehr. Herrscht Flaute, also lassen die Fluggäste ihre Airlines einfach ein paar Wochen zappeln, gehen die Ticketpreise runter und viele Newsletter mit Werbeaktionen folgen. 

Winter könnte frostig werden 

Der Winter 2023/24 wird für viele Airlines also frostig, denn die hohe Nachfrage aus dem Sommer 2023 kann man nur dann “mitnehmen”, wenn die Passagiere auch buchen. Aber die potentiellen Kunden sind nicht bereit um jeden Preis, der verlangt wird, zu reisen. Spannend wird dann wie sich dies in den Sommer 2024 gesehen weiterentwickelt, denn momentan ist nicht absehbar, dass es mit den alltäglichen Teuerungen im Alltag ein Ende gibt. Wenn dann bei manchen noch der Kredit für den Urlaub aus dem Sommer 2023 drückt, kann es schon sein, dass sich einige nicht mehr eine Reise “um jeden Preis” leisten können oder wollen. Die Branche wird mit hoher Wahrscheinlichkeit das zuletzt hohe Preisniveau – bei zumeist null inkludiertem Service – nicht halten können und muss über den Preis reagieren.  

Mit “Mindestpreisen für Flugtickets” ist aber so schnell nicht zu rechnen. Im Jahr 2020 wurde dies von Österreichs Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) plakativ angekündigt und schon im September 2020 sollte es soweit sein. Geschehen ist seither überhaupt nichts. Vielleicht hat man auch im “Klimaschutzministerium” bemerkt, dass eine solche Vorgabe am EU-Recht scheitert und defacto nur österreichische Carrier treffen würde, da man nur über diese die Aufsicht hat… 

1 Comment

  • Wolfgang Ludwig , 14. September 2023 @ 23:35

    Erfreulich, wenn extrem hohe Flugpreise mit gleichzeitig extrem niedrigen Leistungen langsam etwas günstiger werden.
    Trotzdem bleiben Flugpreise unter den Produktionskosten bei den gegenwärtigen Umweltrahmenbedingungen einfach unmoralisch.
    Dass es mit der Umsetzung des gesetzlichen Rahmens – auch wegen mangelhafter Unterstützung seitens der EU – hapert, ist eine andere Sache.
    Den Begriff Klimaschutzministerium unter ironische Anführungszeichen zu setzen, finde ich aber extrem unpassend!

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  • Wolfgang Ludwig , 14. September 2023 @ 23:35

    Erfreulich, wenn extrem hohe Flugpreise mit gleichzeitig extrem niedrigen Leistungen langsam etwas günstiger werden.
    Trotzdem bleiben Flugpreise unter den Produktionskosten bei den gegenwärtigen Umweltrahmenbedingungen einfach unmoralisch.
    Dass es mit der Umsetzung des gesetzlichen Rahmens – auch wegen mangelhafter Unterstützung seitens der EU – hapert, ist eine andere Sache.
    Den Begriff Klimaschutzministerium unter ironische Anführungszeichen zu setzen, finde ich aber extrem unpassend!

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