In den letzten Tagen gab es in der Luftfahrt mal wieder einige äußerst merkwürdige Facetten. Beispielsweise vermarktet das Charterunternehmen Flüge, die mit fast 30 Jahre alten Boeing 737-300 durchgeführt werden als umweltfreundlich und „grün“ oder aber bei Lauda hat der für Wien zuständige Base-Supervisor mutmaßlich vergessen, dass er für eine Airline und nicht für eine Drückerkolonne oder einen Geheimdienst arbeitet.
Green Airlines ist – anders als es der Name vermuten lässt – keine Fluggesellschaft, denn man hat kein AOC und keine Betriebsbewilligung. Man chartert in die Jahre gekommene Maschinen und vermarktet die Sitzplätze auf eigene Rechnung. Durch das „Greenwashing“ im Marketing stellt man Embraer 190, Airbus A319 und sogar fast 30 Jahre alte Boeing 737-300 als „grün“ dar. Niemand kann die angeblichen Kompensationen und Projekte, die auf der Homepage dargestellt werden, überprüfen. Bemerkenswerterweise verliert das Unternehmen, das seinen Sitz in Karlsruhe bei einem einschlägigen Briefkastenanbieter hat, auch schon länger kein Wort mehr darüber was man denn nun so super für die Umwelt macht.
Anbieter wechselt „Flugpartner“ wie Unterwäsche
Auffällig ist, dass dieses Charterunternehmen die Fluggesellschaften, die gechartet werden, regelrecht wie Unterwäsche auswechselt. Zunächst sollte Air Alsie fliegen, doch diese stieg dem Vernehmen nach noch vor dem Erstflug aus. Chalair führte wenige Legs zwischen Karlsruhe und Sylt doch, ehe dann kurze Zeit PAD Aviation mit Businessjets unterwegs war und dann German Airways mit Embraer 190. Nun rückte am Donnerstag eine fast 30 Jahre alte Boeing 737-300 der bulgarischen ALK Air an. Dieser Maschinentyp ist ein regelrechter Spritfresser und in keiner Art und Weise mit Umweltschutz in Einklang zu bringen. Doch das kümmert Green Airlines offenbar wenig, aber scheinbar war man in einer Zwangslage: German Airways wollte sich nicht dazu äußern warum man aus dem Chartervertrag für die Ferienflüge ab Paderborn und Rostock ausgestiegen ist, jedoch ab Köln via Paderborn weiterhin nach Sylt fliegen will sowie ein paar Flüge ab Groningen durchführen will. In der Branche gibt es wilde Spekulationen, die allesamt naheliegend sind, doch die handelnden Unternehmen lieber schweigen.
Immer mehr Personen stellen sich berechtigt die Frage wie sich Green Airlines eigentlich finanziert. Im Handelsregister ist Stefan Auwetter als einziger Gesellschafter eingetragen. Das Stammkapital beträgt neuerdings 25.000 Euro, wobei es sich dabei in Deutschland um die Mindestsumme für eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung handelt. Mit 25.000 Euro springt man in der Luftfahrt nicht sonderlich weit. Der Unternehmer war zuvor als Angestellter in der Software-Branche tätig und kandidierte vor einiger Zeit in seiner Heimatgemeinde für die FDP für den Gemeinderat. Laut seinem Bekunden vor dem Notar im Zuge der Gründung der UG bzw. der Umwandlung in eine GmbH handelt er auf eigene Rechnung.
Wenn’s Green Airlines verkauft, ist auch die Ultrakurzstrecke „grün“
Darüber wie sich Green Airlines eigentlich finanziert machte das Unternehmen noch nie Angaben. Doch gerade dies könnte angesichts der häufigen Wechsel der gecharterten Airlines essentiell notwendig sein, denn dem Vernehmen nach sollen Tour Operator, die – warum auch immer – Sitze bei Green Airlines – in der Annahme, dass die deutsche German Airways fliegen würde – nervös werden. Sogar Anfragen an Mitbewerber werden gestellt und ein Reiseveranstalter soll Green Airlines mitgeteilt haben, dass man die Kundengelder erst nach dem Abflug ausbezahlen wird. Alles in allem zusammengefasst. Vertrauen schafft man sich mit dem „Airline-Partner wechseln wie Unterwäsche“ nicht.
Der Umstand, dass man nur knapp 130 Kilometer innerdeutsch zwischen Köln/Bonn und Paderborn v.v. fliegt und das auf sozialen Medien auch noch als „klimafairste Strecke“ bezeichnet, setzt dem greenwashing, das als Marketinginstrument verwendet wird, nur noch die Krone auf. Tatsächlich schadet man mit dem „Greenwashing“ der gesamten Branche, denn bedingt durch solche Akteure werden auch ernsthafte Projekte von echten Airlines mit AOC und Betriebsgenehmigung regelrecht unglaubwürdig gemacht.
Schlafende Passagiere sollen bei Lauda Europe einkaufen
Apropos unglaubwürdig: Dass der für Wien zuständige Base-Supervisor nun „Ausreden“ wie, dass Passagiere geschlafen haben oder nichts kaufen wollten, nicht mehr akzeptieren will, zeigt wie fernab der Realität manche Akteure der Branche denken. Stellen wir uns mal folgende Szene vor: Der Base Supervisor schläft gerade selbst gemütlich zu Hause im Bett und zum Beispiel ein Staubsaugervertreter läutet Sturm und will ihm etwas verkaufen? Wie kaufwillig wird er denn selbst sein, wenn er aus dem Schlaf geworfen wurde? Oder wie würde er denn selbst auf den berühmt-berüchtigten „Vertreterfuß“ in der Tür reagieren? Wohl wenig erfreut und schon gleich gar nicht kaufwillig.
Was sollen Flugbegleiter denn machen, wenn ihre Passagiere schlichtweg keinen Hunger und keinen Durst haben und obendrein auch noch kein Parfum brauchen können? Folgt man dem Tenor der internen Dienstanweisung, so wird diese „Ausrede“ nicht mehr akzeptiert. Also Herr P., verraten Sie doch Ihren Mitarbeitern und der Öffentlichkeit wie man Reisenden, die schlafen oder einfach nichts haben wollen, etwas verkaufen soll? Wenn Sie dieses „Geheimrezept“ kennen, dann können Sie auch Kurse für Austrian-Airlines-Flugbegleiter geben und diesen beibringen wie man schlafenden Passagieren Leberkäsesemmel mit Senf für sechs Euro andrehen kann… Sowas würde man dann Hilfe unter Kollegen nennen…
Herr P., Stellen Sie doch einen Würstelstand vor die Flugzeuge!
Druck auf Verkäufer gibt es überall. Gerne werden Verkaufsleiter kurz vor Weihnachten nervös, denn die Zahlen müssen noch für Provisionen und Ziele der Geschäftsleitung aufpoliert werden. Dieses Phänomen findet man fast überall – sei es bei Versicherungen, in Sportgeschäften oder sogar in Banken. Doch der Umstand, dass sich Flugbegleiter rechtfertigen müssen, wenn zwischen zwei Transaktionen mehr als 15 Minuten liegen, mutet absurd an und erinnert an Überwachung im Stil einer alten Geheimpolizei. Die Senior-Flugbegleiter müssen sich gar am Abend telefonisch beim Base-Supervisor melden und die Umsätze der Crews melden und gleich rechtfertigen warum diese nicht passen. Zur Erinnerung: Passagiere, die geschlafen haben oder nichts kaufen wollten, zählen laut Herrn P. nicht als Ausrede.
Vielleicht könnte der bei Lauda Europe für Wien zuständige Base Supervisor die Verkaufszahlen ankurbeln, wenn er beim Busboarding einen Würstelstand vor den Flugzeugen aufstellen würde. Gerade urlaubshungrige Österreicher stehen auf Bratwürstel, Schnitzel, Kebap und Bier. Wenn geschickt gegrillt oder gebraten wird, könnte der eine oder andere Passagier den Stand sogar als Service empfinden, denn je mehr klassische Urlauber an Board, desto länger dauert das Boarding. Die Airline kann noch so oft darauf hinweisen, dass ab Reihe 15 die hintere Tür genutzt werden soll und davor die vordere. Egal, der Urlauber will vorne einsteigen, auch wenn er auf 30F sitzt. Mit Handgepäck kämpft man sich dann gegen den Strom und hält alle auf. Zumindest ich persönlich würde es als gutes Service empfinden, wenn ich in der Zwischenzeit gemütlich eine Bratwurst und ein Getränk genießen könnte und wenn sich der ganze Trubel gelegt hat, steige ich aller Ruhe in die Maschine ein… Vielleicht fasst Herr P. ja diese Idee auf und entlastet so die Flugbegleiter?
An Herrn P. auch ein kleiner Tipp. Bedingt durch die Corona-Pandemie haben viele „Standler“ aufgegeben. Würstelstände bzw. –wägen bekommt man derzeit sogar auf Willhaben zu günstigen Preisen. Leuchtreklame kann einfach in Schwechat am mittlerweile überdimensionierten Büro abmontiert werden und eine Fahne weniger würde Firmenchef David O’Brien womöglich nicht einmal auffallen, zumal es ja alles für einen guten Zweck ist, also Einnahmen für die Kassa von Ryanair generieren…
Offenbar wenig aus Stansted-Vorfall gelernt
Zurück zur Sachlichkeit: Flugbegleiter werden von Passagieren manchmal sehr abwertend behandelt. So ist ein Klischee, dass alle männlichen Flugbegleiter schwul sind und alle weiblichen Flugbegleiter nur auf der Suche nach Piloten für die Nacht sind. Beides ist natürlich absoluter Unsinn. Egal, ob männlich oder weiblich: Es sind weder Saftschubsen noch Gemischtwarenhändler, sondern die Hauptaufgabe ist die Sicherheit. Dafür wird das Kabinenpersonal ausgebildet, denn im Falle des Falles müssen in Sekundenbruchteile die richtigen Maßnahmen eingeleitet werden. Wenn man aber unter akutem Verkaufs- und Überwachsdruck steht: Hat man dann im Ernstfall einen so freien Kopf, dass man sofort und unverzüglich die richtigen Maßnahmen einleitet. Die Ryanair Group betrachtet die Flugbegleiter aber eher als Verkäufer und demnach ist es auch nicht verwunderlich, dass für jeden Cent, der generiert wird, Provisionen fließen.
Gelernt hat man offensichtlich aus dem Zwischenfall mit der OE-LOA, der sich in Stansted ereignet hat, rein gar nichts. Der Unfallbericht der britischen Behörde kritisierte insbesondere das Verhalten der Senior-Flugbegleiterin, die trotz anderweitiger Anweisung des Kapitäns bei laufendem Triebwerk hysterisch eine Evakuierung eingeleitet haben soll. Dem Bericht ist unter anderem auch zu entnehmen, dass im Bereich der Ausbildung der Flugbegleiter Verbesserungen gemacht werden müssen. Auffällig war damals, dass die „Senior“ eine äußerst geringe Vorerfahrung hatte und rasch befördert wurde.
„Selfmade-Experten“ malen das „Delta-Gespenst“ an die Wand
Dass Airlines in Zeiten wie diesen möglichst viel Geld verdienen müssen, denn seit März 2020 war es für die gesamte Branche hart und niemand weiß wie frostig der Winter wird, ist klar. Doch muss es sein, dass dies beispielsweise bei Austrian Airlines über völlig überzogene Preise für Getränke und Snacks bzw. bei Lauda Europe über massiven Verkaufsdruck erzielt werden soll?
Vielleicht sollten die Verantwortlichen in der Politik darüber nachdenken warum so Dinge wie der „Grüne Pass“ erst jetzt gekommen sind, obwohl die Branche schon letzten Sommer und im Herbst Lösungen wie Testungen aller Passagiere vor jedem Abflug schlüsselfertig hatte?
Leider ist es mittlerweile auch so, dass auch Personen, die im Zivildienst mal Rettungsauto von Samariterbund oder Rotem Kreuz putzen durften, sich als medizinische Experten sehen und nichts Besseres zu tun haben, als mit ihrem „Pseudo-Wissen“ neue Schauermärchen unter Zuhilfenahme fragwürdiger Experten an die Wand malen. Waren es erst die britische und die südafrikanische Variante, die zum regelrechten Untergang Europas führen sollten, heißt nun das Schreckensgespenst Delta. Und im Herbst? Omikron? Pi? oder Rho? Coronaviren sind mutationsfreudig und es wird mit hoher Wahrscheinlichkeit unmöglich sein dieses Virus auszurotten. Es wird vermutlich genauso lästig erhalten bleiben wie beispielsweise wie Influenza, das ebenfalls einen tödlichen Verlauf haben kann. Muss es also sein, dass jeder Hinz und Kunz, sich als Experte aufspielt und Schreckensgespenster an die Wand malt? Bei gefühlten 99 Prozent der Bevölkerung ist der Ofen aus, allenfalls ein mildes Lächeln ernten diese „Selfmade-Experten“ noch.
Satirischer, grüngewaschener Lösungsvorschlag
Doch wie löst man nun alle Probleme? Nach Bukarest fliegen und dort im Baumarkt einen Baum kaufen, der die Kohlenstoffdioxid-Emissionen kompensiert und alles „grüngewaschen“ ist, einem Lauda-Flugbegleiter eine Cola-Dose abkaufen und den Baum als Sperrgepäck „klimafreundlich“ mit Boeing 737-300 fliegen lassen und dann am Flughafen Wien der Lauda-Europe-Base-Supervisor vors Büro pflanzen?
Es muss übrigens kein Baum sein. Ein Kaktus tut es auch. Vielleicht leistet ja Air Malta (KM) „Amtshilfe“ und ist froh einen Kaktus weniger am Areal zu haben? Die wachsen dort nämlich natürlich und regelrecht wie Unkraut. Zum Thema „Greenwashing“: Pflanzen können nur Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff umwandeln, wenn sie genug Licht haben. Der Effekt nennt sich laut Biologieunterricht im Gymnasium Photosynthese. In der Nacht ist es genau umgekehrt, da stoßen Pflanzen nämlich Kohlenstoffdioxid aus. Also Obacht, lieber Baum oder lieber Kaktus, du könntest der nächste „Klimasünder“ werden…