Kommentar: Imaginäre “Corona-Kontrollen” am Schienenweg

Schnellbahnzug der ÖBB (Foto: Robert Spohr).
Schnellbahnzug der ÖBB (Foto: Robert Spohr).

Kommentar: Imaginäre “Corona-Kontrollen” am Schienenweg

Schnellbahnzug der ÖBB (Foto: Robert Spohr).
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Eigentlich sollte niemand nach Österreich ohne “Corona-Kontrolle” einreisen können. Die Betonung liegt klar auf “eigentlich”, denn auf dem Landweg weichen die Realität und die Darstellung der Regierung stark von einander ab.

Gänzlich anders ist die Situation auf dem Luftweg, wo die “Corona-Dokumente” nahezu lückenlos durch das Bundesheer im Auftrag der jeweiligen Bezirks-Gesundheitsbehörde gesichtet werden. Anders ausgedrückt: Wer mit dem Flugzeug nach Österreich kommt wird mit einer an die 100 Prozent gehenden Wahrscheinlichkeit nach der Ankunft nach Test, Impfung oder Genesung gefragt werden.

Nutzt man allerdings die Bahn oder das Auto, so sind Kontrollen nicht der Regelfall, sondern eher die Ausnahme. Im Straßenverkehr kommt es stark darauf an welcher Grenzübergang genutzt wird, denn die Gesundheitskontrollen konzentrieren sich stark auf die größeren Übergänge. An kleineren werden, wenn überhaupt, nur wenige Soldaten vorgehalten, die nicht selten den Verkehr auch einfach durchwinken. In den meisten Fällen handelt es sich ohnehin um Pendler, die fast jeden Tag fahren.

Auf dem Schienenweg muss man geradezu Pech haben, dass behördliche “Corona-Kontrollen” stattfinden. Diese finden äußerst selten statt und zwar primär in Fernreisezügen wie InterCity, EuroCity oder Railjet. Im Nahverkehr wie Regionalzug oder Regionalexpress hingegen eher selten. Die Folge daraus: Es ist problemlos möglich ganz ohne 3G-Nachweis, anonym und unbemerkt nach Österreich einzureisen.

Selbstredend: Es gibt deutlich mehr Möglichkeiten auf dem Straßen- oder Schienenweg von den Nachbarländern aus nach Österreich zu kommen, doch in gewisser Weise stellt sich schon die Frage warum der Luftweg fast lückenlos kontrolliert wird und der Landweg gefühlt fast gar nicht.

Eine schlüssige Antwort konnten die Behörden darauf nicht geben, denn lediglich die übliche Leier über Einreisebestimmungen, dass sich die Personen daran zu halten haben, war zu hören. Die Statements implizieren, dass überall rund um die Uhr kontrolliert würde. Das ist aber in der Praxis nicht der Fall wie die Bahnverbindung zwischen Bratislava-Petrzalka und Wien Hbf (via Kittsee) zeigt. Gelegentlich steigt die Polizei zu, jedoch ist diese nicht auf der Suche nach 3G-Nachweisen, sondern nach Flüchtlingen, die auf dem Schienenweg über die slowakische Hauptstadt nach Österreich kommen könnten. Auf anderen Bahnstrecken ist die Situation ähnlich.

Das führt zurück zur Frage: Warum auf dem Luftweg scharf kontrollieren und auf dem Landweg nicht? Hierzu gibt es eigentlich nur zwei logische Antworten: Einerseits dürfte es politisch so gewollt sein und andererseits fehlt den heimischen Behörden hinten und vorne das Personal, um den Landweg lückenlos überwachen zu können. Letzteres war mal anders, denn lange ist es her, da gab es zu jedem Nachbarstaat eine echte Zoll-Grenze.

Echte Grenz- und Zollkontrollen mit den Nachbarländern, die zu Stoßzeiten mit zum Teil stundenlangen Wartezeiten verbunden waren, will sicherlich niemand zurück. Allerdings sollte die Politik einfach mal darüber nachdenken welchen Sinn scharfe Einreisekontrollen auf dem Luftweg haben, wenn diese ganz einfach umgangen werden können. Beispielsweise könnte man statt nach Wien nach Bratislava fliegen und dort über den Ausnahmegrund Transit völlig legal mit Bus und Zug nach Österreich weiterfahren. Mangels flächendeckender Kontrollen am Landweg ist die Wahrscheinlichkeit, dass man ganz ohne 3G-Nachweis nach Österreich gelangt, sehr hoch. Das führt die Einreisebestimmungen schlichtweg ad absurdum, denn wer etwas zu verbergen hat oder Tests und Impfungen ablehnt, findet “Schlupflöcher”. Ob das so gewollt ist?

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