Kommentar: Mücksteins Traum vom nächsten Lockdown

Lockdown (Foto: Pixabay).
Lockdown (Foto: Pixabay).

Kommentar: Mücksteins Traum vom nächsten Lockdown

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Der noch vor wenigen Wochen von der Politik gefeierte „Grüne Pass“ entwickelt sich mehr und mehr zum Rohrkrepier. Versprochen wurde, dass Genesene, Geimpfte und Getestete damit frei reisen können, doch der Fleckenteppich an unterschiedlichen Einreise- und Quarantänebestimmungen wurde nicht beseitigt. Wie wertlos dann der „Grüne Pass“ sein kann, zeigt das jüngste Beispiel Malta.

In Österreich träumen Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Gesundheitsminister Werner Mückstein (Grüne) schon von den nächsten Lockdowns, doch die Glaubwürdigkeit der Politiker ist mittlerweile auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Für das Steigen der Infektionszahlen hat man aber schon zwei Sündenböcke ausgemacht: Die Nachtgastronomie und – wenig überraschend – Touristen.

Sofern die Behauptungen, dass rund ein Viertel der Neuinfektionen auf Reiserückkehrer zurückzuführen ist, muss sich die Regierung die Frage gefallen lassen warum Flugreisende fast lückenlos kontrolliert werden, während auf dem Landweg nur halbherzig durchgewunken wird und teilweise keinerlei Kontrollen der Einreiseunterlagen stattfinden. Es ist problemlos möglich – beispielsweise – von Deutschland oder Italien aus nach Österreich zu kommen. Ganz ohne Test, Impfung oder Genesung, denn es bekommt ohnehin keiner mit.

Genau dieser Umstand eröffnet fragwürdigen „Experten“ wieder Raum zur Panik- und Angstmache, die mit haltlosen und wissenschaftlich unbegründeten Behauptungen wieder mal Flugreisende an den Pranger stellen. Tatsache ist, dass beim Großteil der Bevölkerung schon länger der Punkt des „Mitmachens“ überschritten wurde und für „Coronamaßnahmen“ kaum mehr Verständnis bzw. Bereitschaft herrscht.

Wo ist der normale Sommer des Sebastian Kurz?

Da war doch das Versprechen des Sebastian Kurz, dass es heuer einen normalen Sommer geben wird. Corona gibt es ja nicht mehr, denn das Schreckensgespenst nennt sich nun Delta und wird gleichermaßen als regelrechter Weltuntergang dargestellt wie zuvor die britische und südafrikanische Variante. Hat man aus dem Winter etwas gelernt? Nein, denn die Intensivkapazitäten wurden nicht aufgestockt und auch der Personalstand ist mehr oder weniger gleichgeblieben. Somit kann Gesundheitsminister Wolfang Mückstein (Grüne) schon den nächsten Lockdown, den die Bevölkerung dann wieder ignorieren kann, vorbereiten.

Dass sich ständige „Lockdowns“ nichts bringen, hat der Winter gezeigt. Momentan rätselt selbst Sydney herum warum die Zahlen steigen, obwohl man einen „strengen Lockdown“ durchführt. Warum wohl? Dinge, die man sonst im öffentlichen Raum macht, wandern einfach unkontrolliert in den privaten Raum und voila die Zahlen sinken nicht, sondern steigen.

Die Problematik liegt – nebst der völligen Ignoranz des Umstands, dass einfach die Intensivkapazitäten aufgestockt werden müssen –  auch darin, dass die Regierungen in Europa stets auf ältere Menschen fokussiert waren. So durchimpfte man lieber zunächst Altenheime und stellte das medizinische Personal hinten an. Regelrecht „vergessen“ hat man aber jene Altersgruppe, die besonders kontaktfreudig ist: Kinder und Jugendliche. Diese wurden als „Pandemietreiber“ stets verleugnet und es gab sogar „Wissenschaftler“, die ernsthaft behauptet haben, dass Kinder ohnehin nicht an Covid-19 erkranken können.

Kleinkinder als asymptomatische Superspreader

Ob es moralisch richtig war in der Reihenfolge „alt bis jung“ zu impfen, sei einfach ausgeblendet. Tatsache ist, dass Kinder und Jugendliche momentan den Löwenanteil der Neuinfektionen darstellen und bezüglich der Einreise bis zu einem gewissen Alter in vielen Staaten komplett von Testungen ausgenommen sind. Das gilt übrigens auch für Österreich. Zum Beispiel Kleinkinder können sich anstecken, aber einen asymptomatischen Krankheitsverlauf haben. Da diese eben kontakt- und nahefreudig sind, fungieren sie unbemerkt als Superspreader. Doch wie schützt man eigentlich kleine Kinder, die nicht einmal Masken tragen müssen, vor der Ansteckung? Darauf haben die Regierungen keine Antworten gegeben und zur Erinnerung: Noch vor wenigen Wochen wurde doch glatt behauptet, dass diese in der Pandemie keine Rolle spielen würden.

Nun stehen viele europäische Länder vor dem Desaster, dass Kinder im Urlaub mit anderen Kindern in Kontakt kommen und zu Hause mit ihren Freunden spielen. Jugendliche freuen sich über Diskotheken und „Abhängen“ mit Freunden und Freundinnen. Abstände spielen dabei keine Rolle und welcher Jugendliche trägt schon Maske, wenn er mit engsten Freunden beim heimlichen Biertrinken oder Rauchen ist? Keiner.

In Diskotheken muss übrigens aufgrund der aktuellen Verordnung keine Maske getragen werden. Das Eintrittsticket kann sich die Bevölkerung komplett einfach über die Selbsttests-(Web)-Apps der Bundesländer lösen. Ob tatsächlich eine Testung durchgeführt wurde, lässt sich überhaupt nicht überprüfen. Das Dokument ist keine Fälschung, aber wie dieses erlangt wurde, kann zumindest angezweifelt werden. Und genau das ist ein Problem, das nun auch Mückstein erkannt hat und darüber nachdenkt die Nachtgastronomie nur noch Geimpften zugänglich zu machen.

Junge Menschen nur sehr gering durchgeimpft

Volltreffer! Wer ist denn die Hauptkundschaft der Nachtgastronomie? Jugendliche und junge Erwachsene und genau in dieser Altersgruppe ist die Durchimpfungsrate besonders niedrig. Das liegt nicht unbedingt an mangelnder Bereitschaft, sondern auch daran, dass bis vor wenigen Tagen der Zugang kompliziert war. Und mal ehrlich? Welcher Schüler hat denn in den Sommerferien ein so großes Interesse daran sich um Impfungen und Co zu scheren? (Diese Behauptung gilt für Jugendliche, denn jüngere können mangels Zulassungen gar nicht geimpft werden).

Man kann es drehen und wenden wie man will, aber die Regierungen haben sich mit dem „Stammwähler impfen first“ (Altersheime) und der völligen Ignoranz des Umstands, dass Jugendliche und junge Erwachsene wesentlich aktiver unterwegs und kontaktfreudiger sind, ein klassisches Eigentor geschossen. Jene Gruppe der Bevölkerung, die aufgrund natürlicher, altersbedingter Umstände die Pandemie unbewusst besonders anfeuert, hat eine geringe Durchimpfungsrate, während Heimbewohner weitgehend durchgeimpft sind. Natürlich muss man jene, die das höchste Risiko zu versterben haben, schützen, jedoch wäre man jetzt nicht in dieser Situation, wenn man die Vergabe der Impftermine altersmäßig gut durchgemischt hätte. Schon ein Jugendlicher auf drei Senioren und es sähe mit den Neuinfektionen ganz anders aus.

Da man selbst die Impfungen regelrecht vermasselt hat, ist man jetzt in einer besonderen Zwickmühle. Wie bewegt man junge Menschen dazu sich impfen zu lassen? In Deutschland machen mehrere Regierungsmitglieder schon Andeutungen, dass Geimpfte im Falle eines neuerlichen Lockdowns ausgenommen sein sollen. Sprich: Wer geimpft ist darf in die Disko und wer nicht muss mit den Freunden im Keller feiern? Letzteres ist obendrein auch noch billiger und das wissen Jugendliche und junge Erwachsene sehr genau.

Maskenpflicht im Supermarkt, in der Disko aber nicht

Da war dann auch noch das Thema Masken. Hierzu ist festzuhalten, dass die Maske definitiv unter die Nase gehört, denn das ist ein neuer Modetrend, der sich langsam durchzusetzen scheint. Bei FFP2-Masken bedarf es sogar einer gewissen Geschicklichkeit. Doch warum tragen immer mehr Menschen ihre Masken unter der Nase? Je heißer es wird, desto häufiger trifft man Menschen so an und spricht man sie darauf an, hört man doch glatt gelegentlich Dinge wie: „das gehört so“, „das mache ich immer so“, „geh sch…“ und so weiter. Gleichzeitig sei die Frage erlaubt warum in Diskotheken keine Maskenpflicht ist, während Supermärkte ein derartig hohes Risiko aufweisen, dass dort der Fetzen getragen werden muss? Diese politische Entscheidung entbehrt jeglicher Logik und ist auch wissenschaftlich nicht belegt.

Aber mit genau solchen schwachsinnigen Dingen raubt sich die Politik die Glaubwürdigkeit und somit auch die Bereitschaft die Gesichtsfetzen oder Schleifmasken korrekt zu tragen. Und wenn es ums Geld verdienen geht, dann ist es sogar Fluggesellschaften gerade recht, wenn die Passagiere die Masken abnehmen, um die teuer gekauften Getränke und Snacks einnehmen zu können. Selbiges kann man übrigens auch für Speisewägen in Zügen sagen.

Wo geht die Reise also hin? Diese Frage ist fast unmöglich zu beantworten, denn die Entscheidungen der Regierungen sind irrational. Mal heißt es, dass mit dem Grünen Pass die Grenzen offen bleiben soll, mal wird über Verschärfungen der Einreise- und Quarantänebestimmungen nachgedacht oder die gar umgesetzt (Stichwort: Malta), aber über den Winter macht sich niemand Gedanken. Abgesehen vom Rohrkrepierer Grüner Pass wiederholt sich der vergangene Sommer und somit dürfte auch dem dümmsten Bürger klar sein, dass Lockdowns schon vorprogrammiert sind und von den Regierungen auch gewünscht sind. Im Herbst kommt nämlich das nächste Problem: Bei den Altersheimbewohnern stehen Auffrischungsimpfungen an und ob dann genug vorhanden sein wird, um junge Menschen und ältere Menschen zu impfen, darf angezweifelt werden. Könnte aber eine Rechtfertigung für einen Lockdown sein und dann kann man junge Menschen auch gleich brandmarken, denn man macht nur Lockdown, weil die sich nicht haben impfen lassen? Muss es sein, dass die Gesellschaft so gegeneinander aufgerieben wird?

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