Längst vergangene Check-in-Frage: Raucher oder Nichtraucher?

Kennzeichnung einer Raucherzone (Foto: Jan Gruber).
Kennzeichnung einer Raucherzone (Foto: Jan Gruber).

Längst vergangene Check-in-Frage: Raucher oder Nichtraucher?

Kennzeichnung einer Raucherzone (Foto: Jan Gruber).
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Noch in den 1990er-Jahren und teilweise bis in die frühen 2000er-Jahren war diese Frage am Check-in-Schalter tägliche Routine: „Raucher oder Nichtraucher?“ Zum Teil haben sich die Symbole bis heute hartnäckig auf den Bordkarten gehalten und das obwohl es praktisch nirgendwo mehr Raucherflüge gibt.

Auf älteren Werbesujets diverser Fluggesellschaften und natürlich auch in Filmen, die schon vor längerer Zeit gedreht wurden, kann man ein aus heutiger Sicht verstörendes Bild sehen: Passagiere, die an Bord von Verkehrsflugzeugen rauchen und das völlig legal. Zeitweise gehörte es bei manchen Airlines sogar zum guten Ton den Gästen kostenlose Zigaretten anzubieten. Die Flugbegleiterinnen, die damals noch offiziell Stewardessen genannt wurden, gingen durch und boten diese ähnlich wie heute Schokoladenstücke an.

Ein Raucherflug war ein Flug, bei dem das Rauchen an Bord erlaubt war. In der Vergangenheit waren Raucherflüge üblich und es gab speziell ausgewiesene Raucherzonen im Flugzeug, in denen Passagiere rauchen konnten. Allerdings wurden Raucherflüge aufgrund von Gesundheitsbedenken und Sicherheitsrisiken, die mit dem Rauchen an Bord verbunden sind, in den meisten Ländern abgeschafft. Heutzutage ist das Rauchen auf Flügen in der Regel generell verboten, unabhängig davon, ob es sich um einen Inlandsflug oder einen internationalen Flug handelt.

Raucherplätze im Flugzeug waren speziell ausgewiesene Sitzplätze, auf denen Passagiere rauchen durften, als das Rauchen an Bord noch erlaubt war. Die Raucherplätze waren in der Regel in bestimmten Bereichen des Flugzeugs angeordnet, die entweder durch Vorhänge oder durch eine Trennwand vom Rest der Kabine abgetrennt waren. Soweit die Theorie, denn in der Praxis war diese Trennung oftmals gar nicht vorhanden.

Auch in der Hindenburg wurde geraucht

Sicherheitsbedenken bezüglich Rauchen an Bord hatte so ziemlich niemand. Warum denn auch? Immerhin gab es in der LZ129 „Hindenburg“ auch einen Raucherraum und im Gegensatz zu modernen Verkehrsflugzeugen befanden sich nur wenige Meter über den Köpfen der Raucher tausende Kubikmeter Wasserstoff. Passiert ist diesbezüglich nichts, denn die Hindenburg-Katastrophe, die sich in Lakehurst ereignet hat, hatte eine gänzlich andere Ursache.

Einst war das Rauchen gesellschaftlich so stark akzeptiert, dass es selbstverständlich war, dass einfach überall und so gut wie immer geraucht wurde. Egal ob im Krankenbett im Spital, in der Talkshow im Fernsehen, in der Parlamentssitzung, im Zugabteil oder eben im Flugzeug: Verraucht war es so ziemlich überall. Vielen Fluggesellschaften gingen die erhöhten Reinigungskosten, die daraus resultierten, nach und nach kräftig auf den Wecker. In Europa dauerte es aber extrem lange bis sich die Airlines dazu durchgerungen haben den blauen Dunst aus ihren Kabinen zu verbannen.

In den USA wurde das Rauchverbot in Flugzeugen schrittweise eingeführt. Im Jahr 1988 hat die US-amerikanische Bundesregierung das Rauchen auf Flügen mit einer Dauer von weniger als zwei Stunden verboten. Im Jahr 1989 hat die Regierung das Rauchen auf Flügen mit einer Dauer von weniger als sechs Stunden verboten, und im Jahr 2000 wurde das Rauchen auf allen Flügen innerhalb der USA vollständig verboten. Die russische Fluggesellschaft Aeroflot nutzte noch einige Jahre ein Schlupfloch auf Fünfte-Freiheit-Flügen und galt kurzzeitig als „Raucher-Airline der Amerikaner“, jedoch wurde dies von der U.S.-Regierung rasch gestopft.

British Caledonian war Vorreiter in Europa

Die britische Fluggesellschaft British Caledonian war die erste Airline in Europa, die im Jahr 1986 das Rauchverbot in ihren Flugzeugen eingeführt hat. Andere europäische Fluggesellschaften folgten in den späten 1980er Jahren und in den 1990er Jahren dem Beispiel von British Caledonian und führten ebenfalls Rauchverbote in ihren Flugzeugen ein. Lufthansa begann im Jahr 1995 das Rauchen an Bord ihrer Flugzeuge einzuschränken und ab 1998 war man komplett rauchfrei. Damaligen Medienberichten ist zu entnehmen, dass man bei Austrian Airlines einige Wochen dementiere, dass man ebenfalls den Glimmstängel verbannen wird. Der damalige Qualiflyer-Kooperationspartner Swissair war übrigens schneller: Bereits seit 1995 war beim einstigen nationalen Heiligtum der Schweiz der blaue Dunst über den Wolken tabu.

Niki Lauda ging bei seiner damaligen Lauda Air übrigens einen eher eigentümlichen Weg. In Werbespots betonte er höchstpersönlich, dass seine Flüge komplett rauchfrei sind, räumte jedoch ein, dass es für Leute, die es gar nicht aushalten, kleine Raucherbars geben würde. Die Bezeichnung war übertrieben, denn es handelte sich um nichts anderes als klassische Raucherplätze. Gänzlich unterbunden wurde der blaue Dunst über den Wolken im Jahr 1998, was in gewisser Weise auch Kooperationspartner Lufthansa, der entsprechenden Druck auf Niki Lauda ausgeübt haben soll, zu verdanken ist. Damit hat Lauda Air noch vor Austrian Airlines das Rauchen an Bord verboten.

Die AUA und die angeschlossene Regionalfluggesellschaft Tyrolean Airways, die man nach und nach vollständig übernommen hat, hat erst im Jahr 1999 ein Rauchverbot auf allen Flügen eingeführt. Zuvor war dies besonders auch Ferienflügen, aber auch auf den meisten Langstreckenflügen erlaubt. Auf der Kurzstrecke begann man schon wesentlich früher dem Glimmstängel den Kampf anzusagen.

Wesentlich länger hat es bei Air Berlin und Condor gedauert. Dies dürfte auch damit zusammenhängen, dass beide Anbieter in den frühen 2000er-Jahren stark auf Urlaubsreisende fokussiert waren und man befürchtete, dass es Umsatzeinbußen geben könnte, wenn Raucher auf ihre Sucht verzichten müssen. Die „Freigabe zum Rauchen“ wurde aber schleichend immer weiter nach oben gesetzt, sprich die Flugzeit musste immer länger sein. Im Jahr 2007 haben dann beide Carrier das Rauchen über den Wolken endgültig verboten. Air Berlin existiert mittlerweile nicht mehr, jedoch war daran keinesfalls das Rauchverbot schuld.

Zögerlich eingeführt, mittlerweile selbstverständlich

Mittlerweile ist es undenkbar, dass in den Kabinen von Verkehrsflugzeugen ein Lungenzug nach dem anderen gemacht wird. Es gibt allerdings immer wieder Berichte darüber, dass es besonders Besatzungen aus Ägypten damit nicht sonderlich genau nehmen sollen. Mal wird heimlich in der Galley geraucht, mal im Cockpit und wer sich als Passagier mit der Crew gutstellt, darf gleich mitrauchen. Offiziell bestätigen wird dies freilich keine Airline, aber so viele Passagiere, die sich jedes Jahr über diese „inoffizielle Praxis“ beschweren, können sich dies nur schwer einfach so einbilden.

In Europa jedenfalls hat sich das Rauchverbot nach und nach komplett durchgesetzt. Es gab jedoch einige kleinere regionale Fluggesellschaften in Europa, die das Rauchen an Bord länger erlaubt haben, als es in den meisten Ländern und Fluggesellschaften üblich war. Ein kurioses Beispiel für ein „sehr spätes Rauchverbot“ ist übrigens Aegean Airlines. Man hat dieses erst im Jahr 2018 in den Allgemeinen Beförderungsbedigngungen verankert. Es war jedoch allerspätestens seit dem Jahr 2009 verboten und zwar aufgrund des simplen Umstands, dass Griechenland ein Gesetz erlassen hat, das eben Rauchen in Verkehrsflugzeugen verbietet. Neun Jahre später hat man bei Aegean Airlines offenbar bemerkt, dass man sich zwar brav ans Gesetz hält, jedoch vergessen hat dies auch in die Beförderungsbedingungen zu schreiben.

Aeroflot und Cubana waren letzte „Raucherparadise“

Die letzten Fluggesellschaften, die das Rauchen an Bord ihrer Flugzeuge erlaubten, waren Aeroflot und Cubana de Aviación. Aeroflot führte das Rauchverbot in allen Kabinen auf Flügen innerhalb Russlands im Jahr 2014 ein, während Cubana de Aviación das Rauchverbot in allen Kabinen auf Flügen innerhalb Kubas im Jahr 2015 einführte.

Zumindest offiziell wurde das Rauchverbot eingeführt, um die Sicherheit und Gesundheit der Passagiere und Mitarbeiter zu gewährleisten und um den internationalen Standards und Richtlinien zu entsprechen, die vom Montrealer Protokoll der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) festgelegt wurden. Seitdem haben alle Fluggesellschaften weltweit das Rauchen an Bord ihrer Flugzeuge verboten. Das ist jedoch die beschönigte Variante, die in der Öffentlichkeit erzählt wird, denn ursprünglich war die Motivation weder Gesundheit noch Sicherheit, sondern schlichtweg der Umstand, dass man Kosten sparen wollte. Reine Nichtraucherflüge haben geringere Reinigungskosten, die Kabinen und Sitzbezüge halten länger und die Filter der Luftanlagen müssen weniger oft getauscht werden.

Unter dem Strich kommen da schnell Millionen-Euro-Beträge pro Jahr für die gesamte Flotte zusammen. Dass Hardcore-Raucher in der Übergangszeit, in denen es Anbieter mit Raucherplätzen und andere mit reinen Nichtraucherflügen gab, woanders buchen, nahm man gerne in Kauf. Früher oder später wird es auch die Konkurrenz einführen, spätestens dann, wenn der Gesetzgeber es verordnet.

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