LNG zu teuer: Erste Kreuzfahrten-Anbieter stellen wieder auf Diesel um

Aidanova (Foto: Aida Cruises/Jens Hagens).
Aidanova (Foto: Aida Cruises/Jens Hagens).

LNG zu teuer: Erste Kreuzfahrten-Anbieter stellen wieder auf Diesel um

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Lange Zeit galt Gas als preiswerte Alternative zu Benzin und Diesel. Das hat sich geändert und führt im Bereich der Schifffahrt zu ersten Veränderungen. Statt im LNG will die Reederei Aida die Schiffe Nova und Cosma künftig wieder mit Marinediesel betreiben.

Zahlreiche Anbieter von Kreuzfahrten haben in den letzten Jahren in Liner, die mit LNG statt Diesel oder Schweröl angetrieben werden, investiert. Derzeit befinden sich einige Schiffe mit Gasantrieb in Bau. Allerdings setzt den Reedereien der Umstand, dass LNG erheblich teurer kommt, schwer zu. Momentan ist so genannter Marinediesel in etwa um die Hälfte günstiger als Gas.

Das war mal anders, denn die zumindest teilweise eingeleitete Umstellung auf LNG wurde zwar primär unter dem Aspekt Umweltschutz vermarktet, jedoch steckten dahinter eher wirtschaftliche Überlegungen. Erdgas war schlichtweg über viele Jahre hinweg deutlich billiger als Marinediesel. Die seit dem Ukraine-Krieg sprunghaft gestiegenen Gaspreise machen nun den LNG-Betrieb nicht nur unattraktiv, sondern offensichtlich auch nicht konkurrenzfähig.

Eisenbahn: Diesel oftmals günstiger als Bahnstrom

Die Schifffahrt steht mit diesem Problem keinesfalls alleine da. Im Bahnverkehr spielen LNG-Triebfahrzeuge zwar so gut wie keine Rolle, jedoch leiden die Gesellschaften unter enorm hohen Stromkosten. Momentan kommt es sogar günstiger, wenn Dieseltraktionen unter Fahrdraht eingesetzt werden, weil der Kraftstoff weniger Kosten verursacht als der Bezug von Bahnstrom. Somit ist es gar nicht verwunderlich, dass besonders private Anbieter, die sowohl über Diesel- als auch über Elektrozüge verfügen, verstärkt auf ihre Verbrenner zurückgreifen. Auf dem Markt gibt es auch einige so genannte „Dual-Mode“ Lokomotiven. Es handelt sich um dieselelektrische Lokomotiven, die den benötigten Strom wahlweise von einer Oberleitung oder aber über einen Generator, der von einem Dieselmotor angetrieben werden, beziehen können. Gerade diese Fahrzeuge sind derzeit gehäuft trotz Fahrdraht mit aktivem Verbrennungsmotor unterwegs.

Die Vorgehensweise wird von den Bahngesellschaften häufig verleugnet. Zumeist werden Ausreden geschoben wie, dass der Zug auf seiner Strecke einen nicht-elektrifizierten Abschnitt habe oder aber ein Elektrotriebwagen ausgefallen wäre. Betrachtet man das Routing der Schienenfahrzeuge genauer, so mag dies in Einzelfällen stimmen, jedoch ist zu beobachten, dass selbst ältere Diesellokomotiven, die schon länger abgestellt waren, reaktiviert wurden und mitunter auch vor Fernzüge gespannt werden. Allerdings: Im Frachtbereich ist „Diesel unter Fahrdraht“ noch häufiger anzutreffen, da der Hauptkonkurrent der LKW ist und dieser trotz hoher Kraftstoffkosten billiger operieren kann als der Güterzug. Es dürften wohl wirtschaftliche Überlegungen sein, dass man versucht mit Hilfe von Dieseltraktionen die Kosten zu senken.

LNG-Preis ums Sechsfache gestiegen

Im Bereich der Schifffahrt ist es so, dass der Preis für Marinediesel in den letzten beiden Jahren in etwa um das 2,5-fache gestiegen ist. Dem gegenüber steht, dass für eine Erdgastankfüllung gar sechsmal so viel bezahlt werden muss. Auch in anderen Bereichen sind die Kosten massiv gestiegen, denn auch die Lebensmittel für die Passagiere und sogar die Hafengebühren sind zum Teil kräftig teurer geworden. Dazu kommt, dass sich die Reedereien im Bereich der Kreuzfahrten einen knallharten Konkurrenzkampf liefern und somit nicht in der Lage sind die Teuerungen vollständig an ihre Kunden weiterzureichen.

Denn: Auch bei vielen Fahrgästen sitzt das Geld weniger locker und jeder hat für sich eine gewisse „Schmerzgrenze“, die er bereit ist für eine Kreuzfahrt zu bezahlen. Wird diese überschritten, so ist man schnell offen für Angebote der Konkurrenz oder aber verbringt seinen Urlaub anderswo oder bleibt zu Hause. Somit ist es also nicht verwunderlich, dass Aida versucht über die Umstellung auf Marinediesel die Betriebskosten zu senken. Ähnlich wie in der Luftfahrt ist auch bei Kreuzfahrten der Treibstoff der größte variable Kostenblock.

Aida ist kein Einzelfall

Anzumerken ist auch, dass die betroffenen Schiffe Nova und Cosma von Anfang an mit Dual-Mode-Antrieben ausgeliefert wurden. Das bedeutet konkret, dass diese wahlweise mit LNG oder Diesel betrieben werden können. Zum Zeitpunkt der Anschaffung war dies notwendig, da nicht überall auf der Welt LNG aufgetankt werden kann, da es in vielen Häfen schlichtweg nicht verfügbar ist. Für Aida Cruises erweist sich die Entscheidung keine reinen LNG-Schiffe gekauft zu haben, als Vorteil.

Die deutsche Reederei Aida steht aber nicht alleine da, denn auch Fjordline wird künftig die LNG-Liner mit Diesel betreiben. Betroffen sind die Bergensfjord und die Stavangerfjord. Im Unterschied zur Nova und Cosma haben diese aber noch keinen Dual-Mode-Antrieb, sondern wurden als reine LNG-Schiffe ausgeliefert. Das wird sich ändern, denn bis Frühjahr 2023 lässt die norwegische Gesellschaft auf Dual-Fuel umrüsten, so dass man mit Marinediesel fahren kann und somit die Kosten senken kann.

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Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
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