Aus dem Umstand, dass Österreichs Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) keine sonderliche Freundin der Luftfahrt ist, machte die Politikerin noch nie einen Hehl. Nun liegt sie mit dem Flughafen Linz-Hörsching in einem ungewöhnlichen Clinch. Der Airport soll nicht als „kritische Infrastruktur“ eingestuft sein.
Der oberösterreichische Flughafen spielt im Frachtbereich eine immer größere Rolle. Beispielsweise unterhält der Logistikkonzern DHL hier einen Umschlagplatz. Auch zahlreiche andere Cargoairlines steuern Linz-Hörsching planmäßig an. Wenn es aber um für Heizzwecke benötigtes Erdgas geht, soll der Airport laut „Klimaschutzministerium“ nicht systemrelevant sein.
Dagegen tritt Flughafendirektor Norbert Draskovits energisch an und hat einen umfangreichen Brief an Leonore Gewessler verfasst. Unter anderem schreibt der Manager: „Hinsichtlich der aktuellen Gaskrise teilen wir Ihnen mit, dass die Flughafen Linz GesmbH im Notfall Gas für Heizzwecke benötigt. Der Fracht- und Hangarbereich kann ausschließlich mit Gas beheizt werden. (…) Wir ersuchen Sie, zur Aufrechterhaltung der Lieferketten und zur Versorgung der Menschen in Österreich unseren Airport als kritische Infrastruktur auch im Notfall mit Gas zu versorgen, damit wir neben Wien die Daseinsvorsorge gewährleisten können“.
Gerade während der Corona-Pandemie wurden viele Schutzartikel wie Masken, Handschuhe, aber auch Impfstoffe des Herstellers Biontech/Pfizer über den Flughafen Linz-Hörsching eingeflogen. Draskovits hebt auch hervor, dass er oberösterreichische Airport rund um die Uhr angeflogen werden darf und gerade deshalb im Cargobereich zur kritischen Infrastruktur zählt.
Verkehrsministerin Leonore Gewessler lässt nur selten Gelegenheiten aus, um die österreichische Luftfahrt künstlich schlecht zu reden. Bislang brillierte sie jedoch nur mit Ankündigungen, die bis dato nicht umgesetzt wurden, weil sie schwere unionsrechtliche Bedenken beim Koalitionspartner hevorgehoben haben. Beispielsweise wurden die von ihr populistisch angekündigten Mindestpreise für Flugtickets nicht umgesetzt. Um das gesamte Projekt wurde es sehr ruhig. Allerdings lässt Gewessler im Gegenzug keine Gelegenheit aus, um Nachtzüge anzukündigen bzw. sich vor derartigen Waggons fotografieren zu lassen.
Dementsprechend ist die Reaktion eines Sprechers der Ministerin gegenüber der Kronen Zeitung auch kaum verwunderlich, denn diese fällt luftfahrtfeindlich aus: „Die Bundesregierung arbeitet auf allen Ebenen daran, die Gasversorgung für den Winter zu sichern. Von der raschen Füllung der heimischen Speicher bis zur Diversifizierung der Lieferländer. Nur im absoluten Notfall wäre eine Energielenkung notwendig. Diese reduziert den Verbrauch von großen Industriebetrieben, um die Versorgung der kritischen Infrastruktur wie etwa Krankenhäuser und den von privaten Haushalten zu sichern. Es handelt sich dabei um sogenannte Großverbraucher – mit einem Gasverbrauch von über 50.000 kWh pro Stunde, die dann geregelt weniger Gas verbrauchen müssen. Der Flughafen Linz fällt unseres Wissens nach gar nicht in diese Kategorie“.