Lufthansa Cargo, die Frachtfluggesellschaft der Lufthansa Group, steht vor bedeutenden Herausforderungen bei der Modernisierung ihrer Flotte. Die Lieferverzögerungen neuer Frachter, insbesondere der Boeing 777-8F, die in den nächsten Jahren zum Einsatz kommen sollen, verzögern sich um mindestens ein Jahr. Diese Verzögerung und die fortschreitende Alterung der globalen Frachterflotte haben Auswirkungen auf die operative Effizienz und die Wettbewerbsfähigkeit von Lufthansa Cargo.
Lufthansa Cargo hat aktuell sieben Boeing 777-8F auf Bestellung, deren Auslieferung nun erst ab 2028 erfolgen soll – ein Jahr später als ursprünglich geplant. Laut Heike Woerner, Direktorin der Geschäftsentwicklung bei Lufthansa Cargo, seien die Verzögerungen auf die anhaltenden Probleme in der Lieferkette zurückzuführen, die die Luftfahrtindustrie im Allgemeinen betreffen. Diese Probleme betreffen nicht nur Lufthansa Cargo, sondern auch andere Frachtfluggesellschaften weltweit, die mit einer alternden Flotte zu kämpfen haben. Derzeit sind rund 30% der weltweiten Frachtflugzeuge über 30 Jahre alt, was die Notwendigkeit einer umfassenden Flottenmodernisierung unterstreicht.
Die Verzögerung der Boeing 777-8F stellt einen Rückschlag für die Flottenstrategie von Lufthansa Cargo dar. Ursprünglich war die Auslieferung dieser neuen Frachter für 2027 vorgesehen, nun müssen Unternehmen, die auf eine schnelle Erneuerung ihrer Flotten angewiesen sind, auf die nächsten Jahre vertrauen, um die Modernisierung voranzutreiben. Bis dahin wird Lufthansa Cargo weiterhin auf ihre bestehende Flotte angewiesen sein, die aus zwölf Boeing 777-200F sowie vier Airbus A321-200(P2F) von Lufthansa CityLine besteht. Diese Flugzeuge bieten nicht die gleiche Effizienz und Kapazität wie die neueren Modelle, die mit fortschrittlicher Technologie ausgestattet sind und so den steigenden Anforderungen des Marktes besser gerecht werden können.
Weltwirtschaftliche und geopolitische Unsicherheiten
Die Luftfrachtbranche befindet sich auch aufgrund geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheiten in einer schwierigen Lage. Die aktuellen Entwicklungen, wie etwa die drohenden US-Zölle und Änderungen der EU-Vorschriften im Bereich des E-Commerce, stellen für Lufthansa Cargo Herausforderungen dar. Besonders die Schließung des russischen Luftraums und die damit verbundenen Umwege und höhere Betriebskosten haben das internationale Geschäft der Fluggesellschaft beeinträchtigt. Dies verschärft die ohnehin schwierige Situation in einer Branche, die auf eine möglichst effiziente und kostengünstige Beförderung von Gütern angewiesen ist.
Die geopolitische Lage hat zudem Auswirkungen auf die Nachfrage im Frachtgeschäft. Im asiatischen Raum – insbesondere in Indien, Vietnam und anderen schnell wachsenden Märkten – sieht Lufthansa Cargo jedoch Chancen. Die wirtschaftliche Entwicklung in diesen Regionen führt zu einer steigenden Nachfrage nach Luftfrachtkapazitäten, insbesondere für hochwertige Produkte wie Elektronik und Pharmazeutika. Dennoch bleibt die Situation in Europa herausfordernd, wo Lufthansa Cargo stagnierende Wachstumsraten verzeichnet.
Wachstumschancen und Perspektiven
Trotz der Herausforderungen, mit denen Lufthansa Cargo konfrontiert ist, gibt es auch positive Aussichten für die kommenden Jahre. Heike Woerner äußerte die Überzeugung, dass die Nachfrage im Luftfrachtgeschäft 2025 weiter steigen wird. Besonders der Bereich des E-Commerce sowie die Nachfrage nach Halbleitern und pharmazeutischen Produkten dürften das Wachstum im Frachtverkehr fördern. Die zunehmende Nutzung von Online-Shopping und die damit verbundene Zunahme von internationalen Lieferungen sorgen dafür, dass Luftfracht auch in der Zukunft ein wichtiger Bestandteil der globalen Lieferketten bleibt.
Lufthansa Cargo setzt auf diese wachsenden Märkte, um ihre Position im internationalen Wettbewerb zu stärken. Insbesondere der asiatische Raum wird als vielversprechender Wachstumsmarkt angesehen. Die Nachfrage nach modernen und effizienten Frachtkapazitäten ist in vielen dieser Länder groß, was Lufthansa Cargo ermutigt, ihre Dienstleistungen in dieser Region auszubauen.