Die Lufthansa Gruppe, der größte europäische Luftfahrtkonzern, bereitet sich auf eine signifikant schwächere Nachfrage für Flüge in die Vereinigten Staaten im dritten Quartal vor. Dies teilte die deutsche Fluggesellschaft am Freitag mit und dämpfte damit die Erwartungen an einen anhaltenden Reiseboom über die Sommermonate hinaus. Konzernchef Carsten Spohr äußerte sich gegenüber Wirtschaftsjournalisten besorgt über eine „Abflachung“ der Nachfrage, insbesondere im Bereich des Geschäftsreiseverkehrs.
Diese Entwicklung wird auf eine Kombination aus globalen geopolitischen Spannungen, den anhaltenden Auswirkungen des Handelsstreits unter Donald Trump sowie wirtschaftlicher Unsicherheit, steigende Inflation in den USA und einen geschwächten US-Dollar zurückgeführt. Die Lufthansa Gruppe, zu der auch Austrian Airlines, Brussels Airlines, Swiss International Air Lines und ITA Airways gehören, fliegt täglich rund 60 Mal von verschiedenen europäischen Drehkreuzen in die Vereinigten Staaten, was die strategische Bedeutung dieser Routen unterstreicht.
Globale Unsicherheiten prägen die Luftfahrt: Ein komplexes Umfeld
Die globale kommerzielle Luftfahrtindustrie steht seit Monaten vor einer Reihe von Herausforderungen, die sich aus wirtschaftlicher Unsicherheit und Handelshemmnissen ergeben haben. Diese Faktoren sind eng mit den globalen geopolitischen Spannungen und den Auswirkungen des Handelsstreits unter der Präsidentschaft von Donald Trump verbunden. Fluggesellschaften sind gezwungen, ihre Strategien zur Kundennachfrage neu zu bewerten, da sich das wirtschaftliche Klima verändert hat und Rezessionsängste weiterhin bestehen. Das Ziel ist es, eine Überbeanspruchung durch schwächere Passagiernachfrage zu vermeiden, insbesondere in ihren Kernmärkten.
Die Luftfahrt ist ein hochsensibler Sektor, der unmittelbar auf globale wirtschaftliche und politische Entwicklungen reagiert. Handelskonflikte führen oft zu einer Verringerung der Geschäftsaktivitäten und Investitionen, was sich direkt auf den Bedarf an Geschäftsreisen auswirkt. Politische Spannungen können zudem die Reisebereitschaft von Touristen beeinträchtigen oder zu direkten Reisebeschränkungen führen. In einem solchen Umfeld müssen Fluggesellschaften agil sein und ihre Kapazitäten schnell anpassen können, um rentabel zu bleiben. Die aktuelle Situation erfordert eine besonders genaue Beobachtung der Märkte und eine flexible Routenplanung.
Nachfrageprognosen der Lufthansa Gruppe: Ein Blick auf den US-Markt
Die Lufthansa Gruppe ist einer der größten Akteure im transatlantischen Luftverkehr. Ihre verschiedenen Fluggesellschaften – darunter Lufthansa, Austrian Airlines, Brussels Airlines, Swiss International Air Lines und ITA Airways – verbinden europäische Städte mit zahlreichen Zielen in den Vereinigten Staaten. Diese Routen gehören traditionell zu den ertragsreichsten des Konzerns, was die Ankündigung einer erwarteten Nachfrageabschwächung besonders bedeutsam macht.
Konzernchef Carsten Spohr äußerte sich dazu am vergangenen Donnerstagabend gegenüber Wirtschaftsjournalisten: „Das erste Quartal war besser als im Vorjahr, aber wir sehen eine Abflachung im dritten Quartal.“ Diese Aussage deutet darauf hin, daß die Erholung nach der Pandemie, die zu einem starken Reiseboom führte, nun an Dynamik verlieren könnte. Spohr erinnerte daran, daß ein Nachfragerückgang im dritten Quartal des Vorjahres teilweise durch eine erhöhte Nachfrage nach Flügen in die Vereinigten Staaten ausgeglichen wurde. Dies unterstreicht die Rolle des US-Marktes als wichtigen Stabilisator für die Lufthansa.
Die Ursachen für den prognostizierten Nachfragerückgang sind vielfältig und vorwiegend wirtschaftlicher Natur. Steigende Inflation in den Vereinigten Staaten und ein geschwächter US-Dollar machen Reisen nach Europa für amerikanische Touristen weniger attraktiv, da ihre Kaufkraft im Euroraum abnimmt. Dies betrifft zwar hauptsächlich den Freizeitreiseverkehr, der die Flugzeuge in den geschäftigsten Sommermonaten füllt. Die Hauptsorge der Lufthansa scheint jedoch dem Geschäftsreiseverkehr zu gelten.
Das Problem des Geschäftsreiseverkehrs: Ein „Levelling-off“ der Einnahmen
Aus Spohrs Äußerungen geht klar hervor, daß die im Herbst erwarteten Herausforderungen primär den Geschäftsreiseverkehr betreffen. Das von ihm erwähnte „Abflachen“ (Levelling-off) bezieht sich fast ausschließlich auf Geschäftsreisende. Diese Demographie ist für Fluggesellschaften während der Nebensaison – insbesondere in den Monaten September, Oktober und November – von entscheidender Bedeutung, da sie in der Regel in Premium-Kabinen reist und somit die höchsten Einnahmen pro Passagier generiert.
Während der Hochsaison im Sommer füllt die Lufthansa ihre Flugzeuge mit Touristen und anderen Besuchern, die in beide Richtungen zwischen den Vereinigten Staaten und den europäischen Drehkreuzen der Gruppe reisen. In den Nebensaisonmonaten verlagert sich der Fokus jedoch auf hochrentable Geschäftsreisende.
Die unter Donald Trump verhängten Handelshemmnisse haben es für ausländische Unternehmen etwas weniger attraktiv gemacht, Geschäfte in den Vereinigten Staaten zu tätigen, und umgekehrt. Dies könnte nun zu einer geringeren Nachfrage nach Geschäftsreisen führen. Weniger Geschäftsreisende würden bedeuten, daß an Wochentagen abends weniger Flugzeuge den Atlantik überqueren, was sich direkt auf die Einnahmen der Lufthansa auf ihren transatlantischen Routen auswirkt. Die Lufthansa ist derzeit auch in einer Restrukturierungsphase, die bis Ende des nächsten Jahres einen Gewinnbeitrag von rund 1,7 Milliarden US-Dollar generieren soll. Eine Abschwächung der hochmargigen Geschäftsreisesparte könnte diese Pläne beeinträchtigen.
Die schmalere Buchungskurve: Eine zusätzliche Unsicherheit
Ein weiteres Problem, mit dem sich die Lufthansa auseinandersetzen muß, ist eine sogenannte „schmalere Buchungskurve“. Dieser Indikator wird von Branchenanalysten verwendet, um zu zeigen, wie kurz vor dem Abflug die meisten Passagiere ihre Flüge buchen. Andere Fluggesellschaften, wie beispielsweise JetBlue, haben ebenfalls darauf hingewiesen, daß die Buchungskurven derzeit enger sind, da sie sehr stark makroökonomischen Kräften ausgesetzt sind.
Angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheit am Horizont warten die Passagiere länger mit der Buchung ihrer Urlaubsreisen. Sie sparen ihr Geld, bis sie sicher sind, daß es sicher ist, es auszugeben. Dies führt zu einer geringeren Planbarkeit für die Fluggesellschaften und schafft Herausforderungen hinsichtlich des verfügbaren Kapitalflusses und der Unsicherheit bei den Auslastungsfaktoren. Eine schmalere Buchungskurve bedeutet, daß Fluggesellschaften weniger Vorlaufzeit haben, um ihre Kapazitäten zu planen und zu optimieren, was zu einem höheren Risiko leerer Sitze führen kann, wenn die Nachfrage nicht wie erwartet kurzfristig anzieht.
Dieses Phänomen der schmaleren Buchungskurve betrifft jedoch hauptsächlich Urlaubsreisende, die spontaner handeln. Geschäftsreisende buchen ihre Flüge ohnehin oft sehr kurz vor dem Abflug, so daß dieser Faktor auf sie keine direkten Auswirkungen haben sollte. Dennoch erhöht die allgemeine Unsicherheit und die Zurückhaltung der Konsumenten den Druck auf die Fluggesellschaften, ihre Preisstrategien und Kapazitätsplanungen noch präziser zu gestalten, um die Rentabilität in einem herausfordernden Umfeld zu sichern. Die Lufthansa wird sich in den kommenden Monaten auf eine genaue Beobachtung der Marktentwicklungen und eine flexible Anpassung ihrer Strategien einstellen müssen, um die prognostizierte Abschwächung im transatlantischen Verkehr zu meistern.