Die Lufthansa, eine der führenden Fluggesellschaften Europas, sieht sich aktuell mit ernsthaften Herausforderungen konfrontiert. Während die Airline, mit einer Flotte von 318 Flugzeugen, jährlich Millionen von Passagieren von ihren Drehkreuzen Frankfurt und München aus in alle Welt befördert, behindern Lieferverzögerungen des amerikanischen Flugzeugherstellers Boeing die Modernisierung ihrer Flotte. Besonders betroffen sind die Boeing-787-Dreamliner, deren Auslieferung sich aus verschiedenen Gründen erheblich verzögert.
Der Boeing 787 Dreamliner gilt als entscheidendes Modell in Lufthansas Plänen zur Modernisierung ihrer Langstreckenflotte. Mit einer durchschnittlichen Flottenalter von über 14 Jahren strebt die Airline nach effizienteren, moderneren Jets, die sowohl den Passagierkomfort verbessern als auch die Betriebskosten senken können. Doch aufgrund von Qualitätskontrollproblemen und Produktionsverzögerungen bei Boeing konnten viele der bestellten Dreamliner nicht fristgerecht geliefert werden. Derzeit warten 15 fertige Flugzeuge in Boeings Werk in South Carolina auf ihre Auslieferung.
Die Verzögerungen beschränken sich jedoch nicht allein auf den Hersteller. Lufthansa plant, ihre neuen Flugzeuge mit der modernen „Allegris“-Kabine auszustatten, die neue Standards im Premiumsegment setzen soll. Diese umfasst unter anderem überarbeitete Sitze in der Business- und First-Class. Doch die neuen Kabinensysteme sind bislang nicht von der US-amerikanischen Luftfahrtbehörde FAA zertifiziert, was eine Auslieferung der betroffenen Flugzeuge unmöglich macht.
Kompensationsstrategien: Airbus statt Boeing
Um die unmittelbaren Auswirkungen der Lieferprobleme zu mildern, setzt Lufthansa verstärkt auf die Nutzung neuerer Airbus-Flugzeuge. Sechs Airbus A350-900 werden aus München nach Frankfurt verlegt, um dort die Kapazitäten zu erhöhen. Diese Flugzeuge verfügen allerdings noch nicht über die geplante Allegris-Kabine. Trotz dieses Kompromisses ermöglicht die Maßnahme der Airline, ihr Streckennetz stabil zu halten und Flugausfälle zu minimieren.
Lufthansa plant zudem, einige der blockierten Boeing-787-Dreamliner dennoch in Betrieb zu nehmen, indem die nicht zertifizierten Business-Class-Sitze vorübergehend gesperrt werden. Diese Flugzeuge sollen zunächst auf Mittelstrecken eingesetzt werden, wo die Nachfrage nach Premium-Sitzen geringer ist. Gleichzeitig arbeitet die Airline eng mit Boeing zusammen, um mögliche alternative Lösungen zu prüfen.
Die Verzögerungen bei der Lieferung neuer Flugzeuge zwingen Lufthansa dazu, ältere Modelle wie die Boeing 747-400 und Airbus A340-600 länger als geplant im Betrieb zu halten. Diese Flugzeuge sind jedoch wartungsintensiv und kostenintensiv im Unterhalt. Nach Angaben des Unternehmens ist etwa jedes fünfte Langstreckenflugzeug in Frankfurt aufgrund von Wartungsarbeiten am Boden, was die Flugplanung erheblich erschwert. Dies führt nicht nur zu höheren Betriebskosten, sondern auch zu gelegentlichen Flugstreichungen und Umbuchungen für Passagiere.
Zukunftsperspektiven und strukturelle Probleme
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor ist die Verzögerung des Boeing-777X-Programms, dessen Flugzeuge als Ersatz für einige der ältesten Maschinen in Lufthansas Flotte vorgesehen waren. Ursprünglich sollte die erste Auslieferung bereits vor Jahren erfolgen, doch die Einführung dieses neuen Flugzeugtyps wurde immer wieder verschoben. Auch dieser Umstand zwingt Lufthansa, auf ältere und weniger effiziente Modelle zurückzugreifen.
Mit Blick auf die kommende Reisesaison im Sommer 2025 sieht sich Lufthansa vor komplexe Herausforderungen gestellt. Trotz der beschriebenen Schwierigkeiten zeigt sich die Airline jedoch bemüht, durch strategische Maßnahmen wie die Verstärkung ihrer Frankfurter Flotte mit A350-Jets und der vorübergehenden Anpassung von Flugzeugkabinen eine stabile Betriebslage zu gewährleisten.