Airbus A320neo (Foto: Lufthansa).
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Lufthansa meldet höchste Pünktlichkeit seit Jahrzehnten – Sommerreisezeit wird zur Bewährungsprobe

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Die Lufthansa Airlines, das Herzstück des deutschen Luftfahrtkonzerns, verkündet mit stolz die Erreichung der besten Pünktlichkeitswerte seit einem Jahrzehnt. Nach eigenen Angaben übertrifft die Ankunftspünktlichkeit an den wichtigen Drehkreuzen Frankfurt und München die Marke von 80 Prozent.

Klaus Froese, der als Chief Operating Officer für Lufthansa Airlines verantwortlich zeichnet, hob diese Entwicklung im Rahmen eines jüngsten Medientreffens hervor. Obwohl das Unternehmen einen stabilen und pünktlichen Flugbetrieb wie seit langem nicht mehr vorweisen kann, bleiben zahlreiche Herausforderungen bestehen, die nicht ausschließlich im Einflußbereich der Airline liegen. Die bevorstehende Hauptreisezeit im Sommer 2025 wird dabei als wichtige Bewährungsprobe betrachtet, für die Lufthansa umfassende Vorkehrungen getroffen hat.

Ein Jahrzehnt der Verbesserung: Die Pünktlichkeitsoffensive der Lufthansa

Die Meldung über die verbesserte Pünktlichkeit ist für die Lufthansa ein signifikanter Erfolg, insbesondere im Kontext einer Branche, die in den vergangenen Jahren mit zahlreichen operativen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Die Kennzahl der Ankunftspünktlichkeit, die besagt, welcher Anteil der Flüge innerhalb von 15 Minuten nach der geplanten Ankunftszeit landet, ist ein entscheidender Indikator für die Zuverlässigkeit einer Fluggesellschaft. Ein Wert von über 80 Prozent ist international betrachtet ein respektables Ergebnis und positioniert die Lufthansa in einem guten europäischen Mittelfeld, wenn auch nicht immer an der absoluten Spitze. Der Anspruch von Klaus Froese, sich „in den kommenden Jahren in der Spitzenliga der europäischen Airlines, was Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit betrifft, etablieren“ zu wollen, unterstreicht die ambitionierte Zielsetzung des Unternehmens.

Diese Verbesserung ist nicht von ungefähr, sondern das Resultat einer verstärkten Konzentration auf interne Prozesse und Abläufe. Nach einer Periode, in der die Lufthansa immer wieder mit erheblichen Verspätungen und daraus resultierendem Ärger bei der Kundschaft zu kämpfen hatte – beispielsweise während des Oktoberfestes am Münchner Flughafen, wo lange Schlangen und Wartezeiten für Unmut sorgten –, scheint das Unternehmen nun die Früchte seiner Bemühungen zu ernten. Diese Probleme waren oft auf eine Kombination aus Personalengpässen, technischen Störungen und einer angespannten Infrastruktur zurückzuführen, die den reibungslosen Ablauf des Flugbetriebs beeinträchtigten.

Herausforderungen von Außen: Wetter, Luftraum und fehlende Flugzeuge

Trotz der erfreulichen internen Fortschritte bleibt die Lufthansa konfrontiert mit einer Reihe von externen Faktoren, die den Flugbetrieb beeinträchtigen und außerhalb ihrer direkten Kontrolle liegen. Ein prominentes Beispiel sind Wetterereignisse wie Gewitter, die in den Sommermonaten häufiger auftreten und zu großräumigen Störungen im Luftraum führen können. Solche Unwetter erfordern Umleitungen, Wartezeiten oder gar die Einstellung des Betriebs auf betroffenen Routen, was unweigerlich zu Verspätungen und Flugausfällen führt.

Eine weitere, in den letzten Jahren zunehmende Herausforderung sind Drohnensichtungen in der Nähe von Flughäfen. Diese Zwischenfälle erfordern aus Sicherheitsgründen oft eine vorübergehende Schließung des Luftraums oder die Umleitung des Flugverkehrs, bis die Situation geklärt ist. Solche Maßnahmen können den gesamten Flugplan eines Tages durcheinanderbringen und zu erheblichen Verzögerungen führen, die sich kaskadenartig durch das gesamte Netzwerk auswirken.

Über die deutschen Landesgrenzen hinaus leiden viele europäische Lufträume unter einem Mangel an Fluglotsen und einer oftmals veralteten technischen Ausstattung. Dies führt zu Engpässen in der Flugsicherung und kann die Kapazität des europäischen Luftraums einschränken, was wiederum Verspätungen bei Abläufen auslöst, selbst wenn die Fluggesellschaft selbst pünktlich starten könnte. Die zunehmende Komplexität und Dichte des europäischen Luftverkehrs, die in den kommenden Jahren voraussichtlich noch weiter zunehmen wird, verschärft diese Problematik zusätzlich. Die Lufthansa rechnet ebenfalls mit einer generellen Zunahme des Luftverkehrs weltweit, was die Herausforderungen im Bereich der Pünktlichkeit und Regelmäßigkeit weiter vergrößern wird.

Ein anhaltendes internes Problem, das jedoch externe Ursachen hat, ist der Mangel an neuen Flugzeugen. Bedingt durch verzögerte Auslieferungen der beiden großen Flugzeughersteller Boeing und Airbus, fehlt es der Lufthansa an dringend benötigten Kapazitäten zur Modernisierung und Erweiterung ihrer Flotte. Dies kann dazu führen, daß ältere Flugzeuge länger im Dienst bleiben müssen, die möglicherweise anfälliger für technische Probleme sind, oder daß die Flottenplanung insgesamt weniger flexibel gestaltet werden kann, was wiederum die Pünktlichkeit beeinträchtigen kann.

Umfassende Vorkehrungen für die Hauptreisezeit: Investitionen in Stabilität und Service

Angesichts der bevorstehenden Hauptflugsaison im Sommer, die traditionell eine hohe Auslastung und ein erhöhtes Aufkommen an Passagieren mit sich bringt, bereitet sich die Lufthansa umfangreich vor, um die Stabilität des Betriebs zu gewährleisten. Eine der zentralen Maßnahmen ist die Einführung von „großzügigeren Umsteigezeiten für Passagiere“. Dies bedeutet, daß bei der Flugplanung bewußt mehr Zeit für Umsteigevorgänge eingeplant wird, um das Risiko von verpaßten Anschlüssen bei kleineren Verspätungen zu minimieren und den Streß für die Reisenden zu reduzieren.

Gleichzeitig werden „längere Bodenzeiten für die Flugzeuge“ vorgesehen. Dies verschafft den Bodenmannschaften mehr Zeit für wesentliche Abläufe wie das Betanken, das Be- und Entladen von Gepäck und Fracht sowie die Reinigung und Kontrolle der Kabine. Durch diese Pufferzeiten sollen die Prozesse insgesamt „entzerrt“ werden, was die Wahrscheinlichkeit von Kaskadeneffekten bei kleineren Verzögerungen verringert und die Gesamtpünktlichkeit verbessert. Diese operativen Anpassungen sind von großer Bedeutung, da der reibungslose Ablauf am Boden entscheidend für die pünktliche Weiterreise der Flugzeuge ist.

Parallel zu diesen operativen Maßnahmen investiert die Lufthansa Airlines, als Kerngesellschaft des Konzerns, erhebliche Mittel in die Infrastruktur ihrer Drehkreuze in Frankfurt und München. Eine Investition von 200 Millionen Euro ist vorgesehen, um einen einwandfreien Betrieb zu gewährleisten und den Service für die Passagiere weiter zu verbessern. Diese Gelder fließen in verschiedene Bereiche, darunter möglicherweise in die Modernisierung der Abfertigungsinfrastruktur, die Optimierung der Gepäcklogistik oder die Schulung von Personal, um die Effizienz an den Bodenabläufen weiter zu steigern.

Die Zukunft der Abfertigung: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz

Ein wesentlicher Pfeiler der zukünftigen Strategie der Lufthansa zur weiteren Verbesserung der Pünktlichkeit und Effizienz ist die vermehrte Nutzung digitaler Prozesse und Technologien. Manager Froese betonte die Absicht, „in Zukunft den Abfertigungsvorgang zu digitalisieren, indem wir die Flugzeuge filmen und so den Prozess besser steuern können.“ Diese Maßnahme zielt darauf ab, einen detaillierteren Überblick über die einzelnen Schritte des Abfertigungsvorgangs zu erhalten. Durch die Videoüberwachung können Engpässe und Verzögerungen in Echtzeit identifiziert und behoben werden, was eine präzisere Steuerung der Abläufe ermöglicht.

Über die Abfertigung hinaus plant die Lufthansa auch, die Künstliche Intelligenz (KI) vermehrt in Wartungsprozessen einzusetzen. Der grobe Plan sieht vor, Flugzeuge mit speziellen Kameras abzufilmen, um Oberflächenbeschädigungen, Dellen oder den Verschleiß von Reifen automatisch zu erkennen. Dies würde nicht nur die Effizienz der Wartung erheblich steigern, indem menschliche Inspektionszeiten reduziert und Fehler minimiert werden, sondern auch die Kapazitäten von Mechanikern für komplexere Aufgaben freisetzen. Die automatische Erkennung von Mängeln könnte zudem dazu beitragen, Probleme frühzeitig zu identifizieren, bevor sie zu größeren Störungen oder gar Sicherheitsrisiken führen.

Ein weiteres Anwendungsfeld für kamerabasierte Überwachung und digitale Steuerung ist die Koordination der verschiedenen Dienstleister am Flugzeug. Mit Kameras soll registriert werden, wann die einzelnen Gewerke – wie Putzteams, Catering-Dienste, Tankwagen und Gepäckverlader – am Flugzeug eintreffen und ihre Arbeit aufnehmen. Diese genaue Zeiterfassung ermöglicht es, bereits im Prozeß Fehler und Verzögerungen zu erkennen und schnellstmöglich gegenzusteuern. Eine verbesserte Koordination der Bodendienste ist entscheidend für die Verkürzung der Bodenzeiten und somit für die Pünktlichkeit der Flüge. Durch die Digitalisierung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz strebt die Lufthansa eine „smartere“ und proaktivere Steuerung ihrer Prozesse an, die den Flugbetrieb robuster gegenüber Störungen machen soll.

Die Pünktlichkeitsoffensive der Lufthansa Airlines ist ein vielschichtiges Vorhaben, das sowohl operative Anpassungen als auch weitreichende technologische Investitionen umfaßt. Die erreichten Werte sind ein ermutigendes Zeichen für die Effektivität dieser Maßnahmen, doch die externen Herausforderungen und das prognostizierte Wachstum des Luftverkehrs erfordern eine kontinuierliche Anstrengung, um das ambitionierte Ziel einer Spitzenposition in der europäischen Luftfahrt zu erreichen.

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1 Comment

  • Oli K. , 18. Juni 2025 @ 22:41

    Eine Menge Verspätungen und Missconnects in FRA fällt derzeit wohl auf Zubringerflüge mit Air Dolomiti. Aber das ist ja jetzt nur noch Codeshare und nicht mehr Wetlease, also das Problem von EN. Die On-Time Performance von EN ist meines Erachtens ungenügend.

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