Lufthansa verliert 1,3 Milliarden Euro im dritten Quartal

Flugzeuge von Lufthansa am Flughafen München (Foto: Robert Spohr).
Flugzeuge von Lufthansa am Flughafen München (Foto: Robert Spohr).

Lufthansa verliert 1,3 Milliarden Euro im dritten Quartal

Flugzeuge von Lufthansa am Flughafen München (Foto: Robert Spohr).
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Die Lufthansa Group verlor im dritten Quartal 2020 aufgrund der Corona-Pandemie rund 1,3 Milliarden Euro. Der Konzern betont allerdings, dass man 10,1 Milliarden Euro an flüssigen Mitteln zur Verfügung haben. Dabei entfallen 6,3 Milliarden Euro auf noch nicht abgerufene Staatshilfen.

Das Adjusted-Ebit im dritten Quartal des Jahres 2020 wechselte das Vorzeichen, denn im Vorjahreszeitraum war es mit 1,3 Milliarden Euro positiv. Nun steht vor der selben Summe ein Minus. Der operative Mittelabfluss, vor Working Capital-Veränderungen und Investitionen, lag im monatlichen Durchschnitt bei rund 200 Millionen Euro. Der Umsatz ging im gleichen Zeitraum auf 2,7 Milliarden Euro zurück (Vorjahr: 10,1 Milliarden Euro). Das Konzernergebnis betrug minus 2 Milliarden Euro (Vorjahr: plus 1,2 Milliarden Euro). Die operativen Aufwendungen konnten im dritten Quartal um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr reduziert werden, auch durch deutlich geringere Treibstoffaufwendungen, Gebühren und den Rückgang anderer Kosten, die unmittelbar vom Umfang des Flugprogramms abhängen. Durch die Nutzung von Kurzarbeit für große Teile der Belegschaft und weitere Maßnahmen konnten die Fixkosten um mehr als ein Drittel gesenkt werden.

„Mit strikten Kosteneinsparungen und der Ausweitung unseres Flugprogramms konnten wir die operativen Mittelabflüsse im dritten Quartal im Vergleich zum Vorquartal deutlich senken. Dazu hat auch Lufthansa Cargo mit einer starken Performance und einem positiven Ergebnis von 169 Millionen Euro beigetragen. Diesen Weg verfolgen wir mit aller Konsequenz weiter. Im Laufe des kommenden Jahres wollen wir zu einem positiven operati­ven Cashflow zurückkehren. Dazu treiben wir die Restrukturierung im gesamten Konzern voran und machen die Lufthansa Group in allen Bereichen nachhaltig effizienter“, so Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzen­der der Deutschen Lufthansa AG.

Die Lufthansa Group erzielte in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Umsatz von 11 Milliarden Euro (Vorjahr: 28 Milliarden Euro). Das Adjusted EBIT lag in diesem Zeitraum bei minus 4,1 Milliarden Euro (Vorjahr: plus 1,7 Milliarden Euro). Das Konzernergebnis betrug minus 5,6 Milliarden Euro (Vorjahr: plus 1 Milliarde Euro). Das Ergebnis wurde durch nicht-zahlungswirksame Sondereffekte belastet. So wurden unter anderem Wertberichtigungen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro auf 110 Flugzeuge oder Nutzungsrechte vorgenommen, für die eine Wiederaufnahme der operativen Tätigkeit nicht mehr geplant ist. Die Nettokreditverschuldung lag am Ende des dritten Quartals bei 8,9 Milliarden Euro (31. Dezember 2019: 6,7 Milliarden Euro). Die Eigenkapitalquote ist gegen­über Jahresende 2019 um 15,4 Prozentpunkte auf 8,6 Prozent gesunken (31. De­zember 2019: 24 Prozent). Das Adjusted EBIT der Network Airlines betrug in den neun Monaten -3,7 Milliarden Euro. Eurowings verzeichnete einen Verlust von 466 Millionen Euro.

Frachtbereich konnte zulegen

Bei Lufthansa Cargo wurden allerdings steigende Umsätze verzeichnet. Das hängt laut dem Konzern auch damit zusammen, dass die Frachträume der Passagierflugzeuge weggefallen sind. Die Cargo-Tochter verzeichnete in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 einen um vier Prozent gesteigerten Umsatz. Bei Lufthansa Cargo und Aerologic waren 13 Boeing 777F und sechs McDonnell Douglas MD-11F im Einsatz. Das Ergebnis nach neun Monaten stieg auf 446 Millionen Euro (Vorjahr: minus 33 Millionen Euro).

Die Zahlen von Lufthansa Technik sind hingegen im gleichen Zeitraum auf minus 208 Millionen Euro zurückgegangen (Vorjahr: plus 351 Millionen Euro). Auch das Ergebnis der LSG Group wird durch den weltweiten Rückgang des Flugverkehrs und dem damit verbundenen Einbruch der Nachfrage nach Catering belastet und ging in den ersten drei Quartalen auf minus 269 Millionen Euro zurück (Vorjahr: plus 93 Millionen Euro).

80 Prozent weniger Passagiere

Im dritten Quartal 2020 beförderten die Airlines der Lufthansa Group 8,7 Millionen Fluggäste und damit 20 Prozent des Vorjahres. Das Angebot verringerte sich auf 22 Prozent des Vorjahresniveaus. Der Sitzladefaktor lag bei 53 Prozent und damit 33 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Das Frachtangebot sank aufgrund fehlender Kapazitäten auf Passagierflugzeugen um 47 Prozent. Der Rückgang der verkauften Frachtkilometer lag bei 34 Prozent. Darin spiegelt sich ein um 14 Pro­zentpunkte höherer Nutzladefaktor von 73 Prozent wider.

In den ersten neun Monaten haben die Airlines der Lufthansa Group insgesamt 32,2 Millionen Fluggäste befördert, das entspricht 29 Prozent des Vorjahres. Das Angebot verringerte sich auf 33 Prozent des Vorjahresniveaus. Der Sitzladefaktor ist in diesem Zeitraum mit 68 Prozent um 15 Prozentpunkte niedriger ausgefallen als im Vorjahr. Das Frachtangebot ist um 40 Prozent zurückgegangen, die verkauften Frachtkilometer um 33 Prozent. Daraus ergibt sich ein um 7 Prozentpunkte höherer Nutzladefaktor von 68 Prozent.

Konzern rechnet mit „Einmalkosten“ für das Personal im vierten Quartal

“Die Menschen haben weltweit eine große Sehnsucht, bald wieder zu reisen. Wir stehen gemeinsam mit unseren Partnern bereit und tun alles, um diesen Wunsch so schnell wie möglich und mit höchsten Hygiene- und Sicherheitsstandards zu er­füllen. Es muss jetzt darum gehen, Gesundheitsschutz und Reisefreiheit miteinan­der zu vereinbaren, zum Beispiel durch flächendeckende Schnelltests”, erklärt Spohr.

Lufthansa geht davon aus, dass die Nachfrage in den kommenden Monaten weiterhin niedrig sein wird. In den Monaten Oktober bis Dezember 2020 wird der Konzern maximal 25 Prozent der Vorjahreskapazität anbieten. Dabei soll die Hub-Strategie hilfreich sein, denn man vertritt die Ansicht, dass viele Routen Point-to-Point unwirtschaftlich sind. Es wird davon ausgegangen, dass im vierten Quartal „nicht-liquiditätswirksame Einmal- und Restrukturierungsaufwendungen, deren Höhe vor allem von dem weiteren Fortgang der Verhandlungen mit den Sozialpartnern abhängt“ anstehen.

Der durchschnittliche monatliche operative Mittelabfluss, ohne Berücksichtigung von Working Capital-Veränderungen, Investitionen und Einmal- und Restrukturie­rungsaufwendungen, soll im vierten Quartal auf rund 350 Millionen Euro begrenzt werden. Der Rückgang des Adjusted Free Cash Flows wird aufgrund des deutlich niedrigeren Volumens von Ticketrückerstattungen im vierten Quartal voraussicht­lich geringer ausfallen als im dritten Quartal.

Der Konzern sieht sich weiter auf Kurs, im Verlauf des Jahres 2021 zu einem positiven operativen Cashflow zurückzukehren. Voraussetzung dafür ist, dass die Pan­demielage eine Erhöhung der Kapazität auf rund 50 Prozent des Vorkrisenniveaus zu­lässt. Für die kommenden Wintermonate wurde ein weitgehendes Herunterfahren des Betriebs beschlossen. Im Winterflugplan werden 125 Flugzeuge weniger einge­setzt als ursprünglich vorgesehen. In administrativen Bereichen werden nur noch betriebsnotwendige, rechtlich vorgeschriebene und im Zusammenhang mit der notwendigen Restrukturierung stehende Aktivitäten stattfinden.

“Wir stehen am Beginn eines Winters, der für unsere Branche hart und herausfor­dernd sein wird. Wir sind fest entschlossen, die notwendige Restrukturierung zu nutzen, um unseren relativen Wettbewerbsvorteil weiter auszubauen. Es bleibt un­ser Anspruch, auch nach der Krise weiter die Nummer eins unter den Airline Grup­pen in Europa zu sein”, so Carsten Spohr.

Die Lufthansa-Zahlen auf einen Blick:

Lufthansa Konzern   Januar – September Juli – September
2020 2019 Δ  20202019 Δ  
Umsatzerlöse Mio. EUR 10.99527.524-60% 2.66010.108‐74% 
davon Verkehrserlöse Mio. EUR 7.40421.405-65% 1.7638.030-78%  
EBIT Mio. EUR ‐5.8571.637‐2.3891.220 
Adjusted EBIT Mio. EUR ‐4.1611.7151.2621.297 
Konzernergebnis Mio. EUR ‐5.5841.038‐1.9671.154 
Ergebnis pro Aktie  EUR ‐10,792,18‐3,802,43 
         
Bilanzsumme Mio. EUR 39.01044.187-12%    
Operativer Cashflow Mio. EUR -1.5983.735-1.961 1.342 –  
Brutto Investitionen Mio. EUR 1.0232.785-63%126881-86%  
Adjusted Free Cashflow Mio. EUR -2.579685 -2.069 416   
         
Adjusted EBIT-Marge in %    -37,86,2-44,0 P.-47,412,8-60,2 P. 
         
Mitarbeiter zum 30.09.  124.534 138.350-10%    
          

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