Die Lufthansa steht erneut im Fokus tarifpolitischer Auseinandersetzungen. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit hat das Management des Konzerns zu Gesprächen eingeladen, um die bestehenden Tarifkonflikte zu klären.
In einer Erklärung vom 17. März 2025 erklärte Andreas Pinheiro, der Präsident der Gewerkschaft, dass es dringend erforderlich sei, eine Einigung zu erzielen, um den beteiligten Crews und den Airlines in den kommenden Monaten notwendige Planungssicherheit zu verschaffen. Das Gespräch, zu dem das Lufthansa-Management für den 31. März 2025 eingeladen wurde, könnte einen entscheidenden Schritt zur Lösung der offenen Fragen im Tarifbereich darstellen.
Die Gespräche sollen eine Reihe von ungelösten tariflichen Problemen bei der Lufthansa behandeln, die insbesondere den Pilotenbereich betreffen. Pinheiro betonte, dass eine schnelle Einigung erforderlich sei, um die Airline-Gruppe und ihre Mitarbeiter langfristig zu stabilisieren. Ein solcher Durchbruch, so die Gewerkschaft, sei notwendig, um die verschiedenen Flugbetriebe, die von der Lufthansa betrieben werden, wirtschaftlich erfolgreich und effizient zu führen.
Hintergrund der Tarifkonflikte
Die Tarifkonflikte zwischen der Lufthansa und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit sind nicht neu. Bereits im vergangenen Jahr kam es immer wieder zu Spannungen, da die Lufthansa mit den Kabinengewerkschaften, vertreten durch die Vereinigung Cockpit und die Gewerkschaft UFO, unterschiedliche Vereinbarungen traf. Besonders hervorzuheben ist, dass im April 2024 eine Einigung mit den Flugbegleitern erzielt wurde, die für die Dauer bis Ende 2026 Gehaltssteigerungen und damit einen langfristigen Tariffrieden sicherte. Dies bedeutete für die Lufthansa-Kernmarke eine Entlastung, da das Thema Kabinenpersonal bis zum Ablauf dieses Tarifvertrags keine weiteren Konflikte mit den Flugbegleitern erwarten lässt.
Im Gegensatz dazu steht der Pilotentarifvertrag, der Ende 2026 ausläuft. Bereits jetzt drängen die Pilotenvertreter auf eine Lösung der offenen Fragen, um nicht nur finanzielle Aspekte zu regeln, sondern auch strukturelle Herausforderungen wie die Alters- und Übergangsversorgung zu klären. Die Lufthansa hat zudem ein Effizienzprogramm mit dem Namen „Turnaround“ angekündigt, das Auswirkungen auf alle Bereiche des Unternehmens haben wird – auch auf die Piloten. Diese könnten gefragt werden, ihren Beitrag zur Umsetzung des Programms zu leisten, was zu einer weiteren Belastung für die Tarifgespräche führen könnte.
Die Einladung zu den Gesprächen
Am 31. März 2025 soll nun ein Treffen zwischen der Pilotengewerkschaft und dem Lufthansa-Management stattfinden. Zu den geladenen Gesprächspartnern gehören unter anderem Michael Niggemann, der Personalvorstand der Lufthansa, sowie Jens Ritter, der CEO der Lufthansa Airlines. Darüber hinaus werden auch Fabian Schmidt, der Chef der Lufthansa Cityline, und Frank Bauer, Vorstand der Frachtfluggesellschaft Lufthansa Cargo, an den Verhandlungen teilnehmen.
„Wir sind bereit für einen konstruktiven Dialog“, so Pinheiro in seiner Stellungnahme, „aber wir erwarten von der Lufthansa, dass sie mit ernsthafter Gesprächsbereitschaft an den Tisch kommt.“ Die Gewerkschaft stellte klar, dass sie an einer Lösung interessiert sei, die für beide Seiten tragbar sei, dabei jedoch auch auf die Wahrung der Interessen der Piloten Wert lege. Es bleibt abzuwarten, inwieweit das Management auf diese Forderungen eingehen wird.
Bedeutung des Gesprächs für die Lufthansa
Die Gespräche sind für die Lufthansa von entscheidender Bedeutung, da die Airline nach den finanziellen Herausforderungen des letzten Jahres vor einer Reihe von wirtschaftlichen und strukturellen Hürden steht. 2024 hatte das Unternehmen einen drastischen Rückgang des Gewinns verzeichnet, was zum Teil auf hohe Kosten und gesunkene Ticketpreise zurückzuführen war. Die Streiks bei der Lufthansa-Tochter Discover hatten zudem die Geschäftsführung zusätzlich belastet. Diese waren von den Gewerkschaften VC und UFO organisiert worden, um eigene Tarifverträge durchzusetzen. Lufthansa hatte zuvor mit der Konkurrenzgewerkschaft Verdi eine Einigung erzielt, was zu Spannungen in den eigenen Reihen führte.
Der operative Gewinn des gesamten Konzerns brach im Jahr 2024 um mehr als eine Milliarde Euro ein und belief sich auf rund 1,65 Milliarden Euro, was für das Unternehmen einen herben Rückschlag darstellt. Der Vorstand von Lufthansa strebt für das Jahr 2025 eine „deutliche Verbesserung“ an, doch dies erfordert eine rasche und zufriedenstellende Lösung der offenen Tariffragen. Ein weiteres Jahr mit ungelösten Konflikten könnte das Vertrauen in die Airline beeinträchtigen und zu weiteren wirtschaftlichen Einbußen führen.
Auswirkungen auf die gesamte Branche
Die Verhandlungen zwischen der Pilotengewerkschaft und der Lufthansa werden nicht nur für das Unternehmen selbst von Bedeutung sein, sondern könnten auch Auswirkungen auf die gesamte Luftfahrtindustrie haben. Als eine der größten Fluggesellschaften in Europa nimmt die Lufthansa eine Schlüsselstellung ein, die weit über die Grenzen des Unternehmens hinausreicht. Ein erfolgreicher Tarifabschluss könnte als Signal an andere Fluggesellschaften verstanden werden, ähnliche Lösungen für ihre eigenen Tariffragen zu finden. Im Gegensatz dazu könnte ein Scheitern der Gespräche zu einem erneuten Ausbruch von Arbeitskämpfen und Streiks führen, was sowohl den Betrieb als auch das Image der Airline langfristig schädigen könnte.
Das geplante Gespräch zwischen der Lufthansa und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit am 31. März 2025 ist ein entscheidender Moment für das Unternehmen. Es geht nicht nur um die Lösung aktueller Tarifprobleme, sondern auch um die Zukunft der Lufthansa als eines der führenden Luftfahrtunternehmen in Europa.
Angesichts der finanziellen Schwierigkeiten und der anhaltenden Konflikte innerhalb des Unternehmens steht viel auf dem Spiel. Die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit hat ihre Bereitschaft zu einem konstruktiven Dialog signalisiert, während die Lufthansa das Ziel verfolgt, die notwendigen Effizienzsteigerungen umzusetzen, ohne dabei den Zusammenhalt und die Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter zu gefährden.