Die Übernahme von 41 Prozent der italienischen Fluggesellschaft Ita Airways durch die Lufthansa steht vor neuen Herausforderungen.
Kurz vor dem geplanten Abschluss des Geschäfts ist zwischen Lufthansa und dem italienischen Wirtschaftsministerium ein Streit entbrannt, der das Projekt ins Wanken bringt. Berichten zufolge hat das Ministerium den Deal vorerst auf Eis gelegt, da Lufthansa den ursprünglich vereinbarten Kaufpreis in Frage stellt. Die Airline argumentiert, daß sich der Wert von Ita Airways in den vergangenen Monaten verringert habe und sie deshalb weniger als die vereinbarten 603 Millionen Euro zahlen wolle. Es geht laut italienischen Medienberichten um eine Summe von etwa zehn Millionen Euro, die das Unternehmen einzusparen versucht.
Lufthansa und das italienische Wirtschaftsministerium: Uneinigkeit kurz vor dem Abschluss
Der Plan für den Kauf der Ita-Anteile durch Lufthansa wurde im Mai 2023 von der italienischen Regierung unterzeichnet. Mit dem Einstieg von Lufthansa verfolgt Italien das Ziel, die defizitäre Ita Airways, die aus der insolventen Alitalia hervorgegangen ist, strategisch zu stärken und auf dem europäischen Markt konkurrenzfähiger zu machen. Lufthansa plante ursprünglich, bis Ende 2024 die Übernahme abzuschließen, doch die Verhandlungen stießen erneut auf politische Hindernisse und finanzielle Differenzen.
Der deutsche Luftfahrtkonzern argumentiert laut Insidern, die Bewertung der italienischen Fluggesellschaft sei heute niedriger als vor sechs Monaten. Gründe hierfür könnten die unsicheren wirtschaftlichen Aussichten, steigende Betriebskosten und anhaltende operative Probleme von Ita Airways sein. Das Unternehmen hat seit seiner Gründung im Jahr 2021 hohe Verluste gemacht und steht unter erheblichem Druck, seine Kosten zu senken und neue Märkte zu erschließen. Lufthansa-Sprecher erklärten jedoch auf Nachfrage von airliners.de, daß der Vertrag mit Italien rechtlich bindend sei und Lufthansa sich an die getroffenen Vereinbarungen halten werde. Dennoch bleibt der konkrete Streitpunkt bestehen.
Politische Implikationen und EU-Auflagen
Auch die politische Seite des Deals ist von Bedeutung. Die italienische Regierung setzt große Erwartungen in die strategische Partnerschaft mit Lufthansa, die Ita Airways in eine stabilere Lage bringen und zugleich italienische Arbeitsplätze sichern soll. Zudem wäre der geplante Einstieg des deutschen Unternehmens ein Zeichen für eine verstärkte europäische Integration im Luftverkehr. Die EU-Kommission hat allerdings klare Auflagen gemacht, um den Deal zu genehmigen. Diese Auflagen beinhalten Maßnahmen zur Sicherstellung fairer Marktbedingungen und den Schutz von Arbeitsplätzen sowie sozialen Standards bei der geplanten Restrukturierung von Ita Airways.
Nach Aussage eines Lufthansa-Sprechers wurden die von der EU-Kommission geforderten Maßnahmen kürzlich von der Airline unterzeichnet und zur Prüfung vorgelegt. Doch das italienische Wirtschaftsministerium hat Berichten zufolge die erforderliche Gegenzeichnung verweigert – ein klares Zeichen, daß der Streit die letzte Verhandlungsphase überschattet. Laut den Quellen der Nachrichtenagentur Reuters haben beide Seiten zwar Interesse, den Konflikt beizulegen, doch die nächsten Schritte hängen von den laufenden Gesprächen ab. Insider gehen davon aus, daß eine Einigung noch möglich sei, jedoch nicht ohne erhebliche politische Kompromisse und finanzielle Anpassungen.
Die finanzielle Unsicherheit bei Ita Airways
Ita Airways leidet nach wie vor an den Nachwehen der Alitalia-Pleite und dem strukturellen Reformbedarf, der bislang nur unzureichend umgesetzt werden konnte. Seit ihrer Gründung hat die Airline Schwierigkeiten, profitabel zu operieren. Zwar erzielte Ita in den letzten Jahren Marktanteile auf stark frequentierten Routen, vor allem zwischen europäischen Metropolen, doch die Herausforderungen bleiben bestehen. Laut Berichten wollte das italienische Wirtschaftsministerium ursprünglich bis zu 20 Prozent mehr Anteile an Lufthansa veräußern, um zusätzliche Einnahmen zu generieren, verschob diesen Plan aber aufgrund der verfahrenen Verhandlungen.
Perspektiven und mögliche Szenarien
Lufthansa sieht in Ita Airways eine Chance, sein Netzwerk in Südeuropa und dem Mittelmeerraum auszubauen. Ein erfolgreicher Einstieg würde es dem Konzern ermöglichen, die italienischen Drehkreuze stärker in das eigene Netzwerk zu integrieren und den Transferverkehr insbesondere zwischen Europa und Nordamerika zu steigern. Laut Branchenanalysten könnte die Partnerschaft Lufthansa signifikante strategische Vorteile bieten, die jedoch nur durch eine erfolgreiche Restrukturierung und eine Stärkung des operativen Geschäfts von Ita Airways realisierbar wären.
Experten warnen jedoch davor, daß eine anhaltende Uneinigkeit über den Kaufpreis das Vertrauen in die Partnerschaft erschüttern könnte. Ein mögliches Scheitern des Deals könnte die Beziehung zwischen Lufthansa und der italienischen Regierung erheblich belasten und Ita Airways in eine noch unsicherere Zukunft führen. Die nächsten Wochen bleiben daher entscheidend, um den Deal über die Bühne zu bringen und Ita Airways auf stabilere Beine zu stellen.