Airbus A400M (Foto. Jan Gruber).
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Luftwaffe rüstet A400M-Flotte auf

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Die deutsche Verteidigungsbeschaffungsbehörde (BAAINBw) hat Airbus einen Vertrag zur Aufrüstung von 23 Transportflugzeugen des Typs Airbus A400M mit sogenannten „Directed Infrared Counter Measures“ (DIRCM)-Systemen erteilt.

Diese Initiative zielt darauf ab, die Überlebensfähigkeit der taktischen Lufttransportflotte der Luftwaffe gegen infrarotgelenkte Raketenbedrohungen erheblich zu verbessern. Die Integration der hochentwickelten Abwehrsysteme, die von Israels Elbit Systems entwickelt wurden, wird die Selbstschutzfähigkeiten der Flugzeuge autonom verstärken und ist ein Zeichen für einen breiteren Trend innerhalb der Nato, auch nicht-kampfbezogene Plattformen besser zu schützen.

Verstärkter Schutz für taktische Einsätze der Luftwaffe

Der Airbus A400M, entwickelt von Airbus Defence and Space, ist ein vielseitiges viermotoriges Turboprop-Militärtransportflugzeug. Es wurde konzipiert, um sowohl strategische als auch taktische Missionen auszuführen. Seine Fähigkeiten reichen vom Transport schwerer und überdimensionierter Lasten über die Luftbetankung anderer Flugzeuge bis hin zur medizinischen Evakuierung. Diese Multifunktionalität macht den A400M zu einem zentralen Element der deutschen Luftstreitkräfte, insbesondere bei Operationen, die schnellen und flexiblen Transport in unterschiedlichen Einsatzgebieten erfordern.

Gerd Weber, Leiter des A400M-Programms bei Airbus Defence and Space, hob die Bedeutung des Flugzeugs hervor: „Der Transport von Truppen, Ausrüstung und humanitären Gütern; die Betankung anderer Flugzeuge und Hubschrauber in der Luft; der Dienst als fliegendes Hospital zur Behandlung von verwundetem Personal – der Airbus A400M ist das Gesicht und Arbeitspferd der deutschen Luftwaffe.“ Er betonte weiter, daß das neue DIRCM-System den A400M-Besatzungen einen noch größeren Schutz während ihrer weltweiten Missionen bieten und die bereits breite Palette der Anwendungen dieses außergewöhnlichen Flugzeugs erweitern werde.

Die 23 A400Ms, die für die DIRCM-Aufrüstung vorgesehen sind, werden primär in taktischen Operationen eingesetzt. Dazu gehören auch medizinische Evakuierungen und humanitäre Missionen, die oft in Umgebungen mit hohem Bedrohungspotenzial stattfinden. Die Fähigkeit, auch in solchen risikoreichen Gebieten sicher operieren zu können, ist für die Bundeswehr von entscheidender Bedeutung, um Personal und Material effektiv zu schützen. Im Gegensatz dazu werden die verbleibenden A400Ms in der deutschen Flotte, die für logistische Missionen wie den Langstreckentransport von Truppen und schwerem Gerät konfiguriert sind, diese DIRCM-Aufrüstung nicht erhalten. Dies liegt daran, daß sie typischerweise in weniger umkämpften Lufträumen operieren, wo die Bedrohung durch infrarotgelenkte Raketen geringer ist. Diese Unterscheidung in der Ausstattung unterstreicht die zielgerichtete Anwendung der Schutzsysteme auf die Flugzeuge, die den höchsten Risiken ausgesetzt sind.

Autonome Verteidigung gegen Raketenbedrohungen: Technologie und Integration

Das neue Schutzsystem, entwickelt von der israelischen Firma Elbit Systems, arbeitet vollkommen autonom und bietet eine 360-Grad-Bedrohungserkennung. Es ist in der Lage, anfliegende infrarotgelenkte Raketen zu erkennen und zu verfolgen. Anschließend richtet es einen fokussierten Laserstrahl auf den Suchkopf der Rakete, um diese effektiv von ihrem Ziel abzulenken. Dieser Prozeß erfolgt ohne oder nur mit minimaler Intervention der Besatzung und gewährleistet eine schnelle Reaktion in kritischen Situationen. Die Fähigkeit zur autonomen Abwehr ist besonders wichtig in dynamischen Umgebungen, in denen Sekundenbruchteile über Erfolg oder Mißerfolg einer Mission entscheiden können.

Die Installation der DIRCM-Systeme wird von Airbus während geplanter Wartungsarbeiten in seinen Einrichtungen in Manching, Deutschland, sowie in Getafe und Sevilla, Spanien, durchgeführt. Derzeit testet Airbus das DIRCM-System auf einem deutschen A400M in seiner Einrichtung in Sevilla, wobei die Zertifizierung bis zum Sommer 2025 erwartet wird. Die vollständige Integration über alle 23 Flugzeuge hinweg wird voraussichtlich bis zum Jahr 2032 abgeschlossen sein. Dies ist ein langfristiges Projekt, das eine sorgfältige Planung und Koordination erfordert, um den Flugbetrieb der Luftwaffe nicht zu beeinträchtigen.

Der Vertrag mit Airbus umfaßt über die reine Installation hinaus umfassende Unterstützungsleistungen. Dazu gehören die Schulung von Piloten und Wartungspersonal, technischer Support sowie die Bereitstellung der notwendigen Werkzeuge und Dokumentationen. Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, daß die Systeme optimal funktionieren und das Personal in der Lage ist, sie effektiv zu bedienen und zu warten. Die langfristige Unterstützung ist entscheidend für die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft dieser komplexen Technologie.

Ein breiterer Nato-Trend: Luftgestützter Selbstschutz für Transportflugzeuge

Die Aufrüstungsbemühungen Deutschlands spiegeln eine wachsende Erkenntnis innerhalb der Nato wider. Es wird zunehmend anerkannt, daß selbst nicht-kampfbezogene Plattformen wie Transportflugzeuge, Tanker und Aufklärungsflugzeuge mit robusten Verteidigungssystemen ausgestattet sein müssen. Dies ist eine direkte Reaktion auf die Proliferation von tragbaren Flugabwehrsystemen (MANPADS) und anderen infrarotgelenkten Bedrohungen, die auch asymmetrische Konflikte prägen. In den letzten Jahrzehnten haben sich MANPADS als ernsthafte Gefahr für Luftfahrzeuge erwiesen, insbesondere in niedrigen Flughöhen und in unsicheren Gebieten.

Ein Beispiel für ähnliche Entwicklungen ist das Vereinigte Königreich. Im Oktober 2024 meldete das britische Verteidigungsministerium den erfolgreichen Test eines eigenen lasergestützten Selbstschutzsystems auf dem Testgelände Vidsel in Schweden. Dieses System, entwickelt von Team Pellonia (bestehend aus Leonardo UK, Thales UK und Dstl), erreichte eine Erfolgsquote von 100 Prozent bei der Neutralisierung anfliegender infrarotgelenkter Raketenbedrohungen während scharfer Testläufe. Es soll schließlich auf Flugzeugen der Royal Air Force (raf) wie dem Shadow R2 und dem A400M eingesetzt werden. Diese parallelen Entwicklungen zeigen, daß die Nato-Staaten die Notwendigkeit erkennen, ihre Lufttransportflotten umfassend zu schützen, um die Sicherheit des Personals und die Effektivität der Operationen in einem zunehmend komplexen und gefährlichen Luftraum zu gewährleisten. Die Integration solcher Systeme ist ein wichtiger Schritt zur Anpassung an die modernen Bedrohungslandschaften und zur Stärkung der kollektiven Verteidigungsfähigkeiten.

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