Marabu Airlines lässt Aktien von Nordica und Xfly gerichtlich beschlagnahmen

Airbus A320neo (Foto: Airport Nürnberg/ Katharina Ostertag).
Airbus A320neo (Foto: Airport Nürnberg/ Katharina Ostertag).

Marabu Airlines lässt Aktien von Nordica und Xfly gerichtlich beschlagnahmen

Airbus A320neo (Foto: Airport Nürnberg/ Katharina Ostertag).
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Die Condor-Konzernschwester Marabu Airlines fährt harte Geschütze gegen ihren ehemaligen Partner Nordica auf, denn man hat eine 9,5 Millionen Euro schwere Schadenersatzklage eingebracht. Gleichzeitig hat man bei Gericht eine Verfügung erwirkt, dass sämtliche Aktien von Nordica und Xfly vorübergehend zur Sicherstellung gepfändet wurden.

Keine andere Airline ist im Vorjahr dermaßen negativ in die Schlagzeilen geraten wie die estnische Condor-Konzernschwester Marabu Airlines. Über Monate hinweg war der Flugplan von massiven Verspätungen, Ausfällen und chaotischer Betreuung der betroffenen Passagiere geprägt. Marabu selbst hat nur wenige Maschinen betrieben. Der Rest wurde unter anderem von Heston und eben Nordica eingemietet. Das zuletzt genannte Unternehmen befindet sich über die Nordic Aviation Group im Eigentum des Staats Estland und soll verkauft werden. Falls sich kein Käufer findet, steht alternativ ein Konkursantrag im Raum.

Während es die meisten Airlines in Europa geschafft haben im Vorjahr hohe Gewinne einzufliegen und noch dazu Wetlease-Fluggerät stark gefragt war, hat Nordica das Kunststück vollbracht, dass man tief in die roten Zahlen geflogen ist. So tief, dass die Liquidität des Unternehmens in Gefahr ist und der Staat Estland den Stecker ziehen will, sofern sich kein Käufer findet. Nun sind auch die geplanten Verkäufe von Nordica und der Konzernschwester Xfly vorläufig blockiert, denn aufgrund einer gerichtlichen Verfügung sind sämtliche Aktien sichergestellt worden. Dies geschah auf Antrag von Marabu Airlines, die wegen der miserablen Performance ihres einstigen Wetlease-Partners etwa 9,5 Millionen Euro an Schadenersatz geltend gemacht hat.

Marode Finanzlage soll bei der Entscheidung eine Rolle gespielt haben

Das Argument, dass aufgrund der maroden Finanzlage von Nordica die Einbringlichkeit der Forderung in Gefahr sein könnte, dürfte den zuständigen Richter davon überzeugt haben, dass sowohl die Aktien von Nordica als auch jene der Konzernschwester Xfly vorläufig gepfändet wurden. Dies macht der Nordic Aviation Group den von der Regierung vorgegeben Verkauf der beiden Luftfahrtunternehmen derzeit unmöglich. Dazu kommt der Umstand, dass nach Ansicht des Gerichts der Firmenwert beider Unternehmen beachtlich niedriger sein soll als die von Marabu Airlines geltend gemachte Forderung.

Nordica will die Angelegenheit nicht auf sich sitzen lassen und holt gegenüber dem öffentlich-rechtlichen Rundfunksender ERR um verbalen Gegenschlag aus. Man wirft der Condor-Konzernschwester vor, dass diese „gegen die guten Geschäftspraktiken verstoßen habe“, denn diese habe aus der Sicht von Marabu Airlines die Klage über die Medien angekündigt. Weiters unterstellt Nordica dem ehemaligen Auftraggeber, dass dieser „falsche Tatsachenbehauptungen“ aufstellen würde.

Nordica kommuniziert chaotisch und widersprüchlich

Während Nordica in einer Medienmitteilung stock und steif behauptet, dass lediglich die Aktien der Konzernschwester Regional Jet OÖ („Xfly“) beschlagnahmt worden wären, bestätigt das zuständige Gericht, dass es sich sowohl um jene von Nordica als auch um jene von Xfly handle. Verschnupft teilt Nordica auch mit, dass Marabu ohne die Unterstützung der Nordic Aviation Group im Vorjahr den Flugbetrieb gar nicht hätte aufnehmen können.

„Wir möchten auch betonen, dass Marabu bei der Aufnahme des Flugbetriebs mit erheblichen Problemen zu kämpfen hatte, von denen viele überhaupt nichts mit Nordica zu tun hatten. Die Zeit nach Covid 2023 führte zu einer sehr schnellen Intensivierung des weltweiten Flugbetriebs, von der viele Fluggesellschaften betroffen waren. Zu den Problemen gehörten die verspätete Auslieferung von Flugzeugen, Probleme mit der Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Flugpersonal sowie ein Mangel an ausreichender technischer Kompetenz bei der Wartung“, heißt es seitens Nordica.

Auch über die Höhe der Pfändung gibt es unterschiedliche Angaben. Nordica behauptet, dass es sich lediglich um Aktien mit einem Wert von 2.700 Euro, betreffend Xfly, handeln würde. Man weist zurück, dass der Gesamtwert vier Millionen Euro betragen würde. Überhaupt behauptet man, dass man von Marabu bislang keine offizielle Forderung bekommen hätte.

Dem widerspricht Rechtsanwalt Marcus Niin, der Marabu Airlines vor Gericht vertritt: „Das Gericht hat einen Teil des Unternehmens beschlagnahmt und seinen Bilanzwert laut dem eigenen Bericht des Unternehmens auf 3,734 Millionen Euro geschätzt und ist bereit, den Teil des Unternehmens aus der Beschlagnahme freizugeben, wenn Nordica diesen Betrag auf ein vom Gericht angegebenes Bankkonto zur Sicherung der Forderung überweist. Der Wert des Unternehmens beträgt natürlich nicht 2.700 Euro, sondern viel mehr – es gibt über 200 Beschäftigte, der Geschäftsumsatz betrug 76 Millionen Euro und die Vermögenswerte 52 Millionen Euro“.

Marabu-Anwalt weist Nordica-Aussagen scharf zurück

Der Vertreter von Marabu, Sorainens Rechtsanwalt Marcus Niin, erklärte, dass die Behauptung von Nordica, es seien nur 2.700 Euro im Zusammenhang mit Regional Jet beschlagnahmt worden, nicht zutreffe, da fast vier Millionen Euro beschlagnahmt worden seien.

Die Ursache für die Schadenersatzforderung ist laut dem Marabu-Rechtsanwalt, dass Nordica die vertraglich vereinbarten Leistungen nicht oder nur verspätet durchgeführt haben soll. Dadurch sind viele Flüge ausgefallen bzw. musste Marabu andere Wetlease-Flugzeuge einmieten. Darunter habe die Reputation gelitten und noch dazu wäre ein Schaden in der Höhe von 9,5 Millionen Euro entstanden, den man von Marabu bezahlt haben will. Die Sicherstellung der Aktien wäre auch aufgrund der öffentlich bekannten maroden Finanzlage beantragt worden. Der zuständige Richter habe den Antrag bewilligt und die Sicherstellung wäre bereits durchgeführt worden.

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