Unter dem Namen Marabu hat die deutsche Ferienfluggesellschaft Condor eine in Estland ansässige Konzernschwester bekommen. Diese wurde von Mehrheitseigentümer Attestor gegründet und kooperiert zumindest in der Anfangsphase mit der staatlichen Nordic Aviation Group.
Der ehemalige Condor-Vertriebschef Paul Schwaiger, der zwischenzeitlich vom vormaligen Niki-Geschäftsführer Christian Lesjak abgelöst wurde, fungiert als Geschäftsführer von Marabu Airlines. Im Gespräch mit der FVW erklärt der Manager unter anderem, dass Condor und Attestor beschlossen hätten, dass ein Flottenwachstum beim deutschen Ferienflieger im Hinblick auf die Erneuerung der Langstreckenflotte derzeit keinen Sinn machen würde. Daher habe man sich dazu entschlossen mit Marabu einen zusätzlichen Flugbetrieb ins Leben zu rufen.
Kurz nach der Bekanntgabe des Projekts hat auch die Reaktion der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit nicht lange auf sich warten lassen. Diese kritisierte das Vorhaben der „Ausflaggung“ nach Estland scharf und auch der Ort des Firmensitzes der Neugründung stößt den Arbeitnehmervertretern sauer auf. In der Anfangsphase wird Marabu Airlines noch ohne eigenes AOC aktiv sein. Die ab Hamburg und München angekündigten Flüge sollen von Nordica durchgeführt werden. Das Unternehmen befand sich schon seit längerer Zeit auf der Suche nach fliegendem Personal für die beiden deutschen Städte. Später sollen dann alle Verbindungen von Marabu selbst operiert werden.
Im Gespräch mit der FVW weist Schwaiger zurück, dass Estland ein Billiglohnland wäre. Der Sitz in Estland bedeute zwar niedrigere Kosten, jedoch verfüge es über gute Universitäten und wäre im Bereich der Digitalisierung führend. Auch würde man die Besatzungen überwiegend in Deutschland und nicht in Estland rekrutieren, so der Marabu-Chef.
Juristisch gesehen sollen Condor und die neue Konzernschwester getrennte Unternehmen sein. Allerdings gibt es dennoch ein paar Verbindungen, denn Vertrieb und Revenue Management würden von der deutschen Fluggesellschaft im Auftrag von Marabu erledigt werden. Laut Schwaiger soll dies dazu führen, dass man vom Start weg an ein funktionierendes Vertriebssystem andocken könne. Auch würden Details wie Handgepäckregeln an jene von Condor angepasst sein.
Im Bereich des Vertriebs ist der Mix vergleichbar mit jenem der Konzernschwester. Man setzt sowohl auf Einzelplatzverkauf als auch auf Fix-Kontingente sowie Pro-Rata-Vereinbarungen mit Reiseveranstaltern. Zunächst will man sich ab Hamburg und München auf klassische Urlaubsziele, die sich auf der Kurz- und Mittelstrecke befinden, konzentrieren.
Zunächst will man mit sechs Maschinen an den Start gehen. Lediglich ein Airbus A320neo soll von Marabu selbst betrieben werden. Drei Airbus A320 wird man im Rahmen eines Wetlease-Vertrags von Nordica betreiben lassen. Weiters werden zwei Airbus A321 von Heston Airlines eingemietet. Je drei Maschinen sollen in Hamburg und München stationiert werden. Die Zusammenarbeit mit Heston ist vorerst für den Sommer 2023 befristet.