Nach demonstrativem Auszug vieler Aufsichtsräte: Kärntner KBV stimmt für Rückkauf von Flughafen Klagenfurt

Tower am Flughafen Klagenfurt (Foto: René Steuer).
Tower am Flughafen Klagenfurt (Foto: René Steuer).

Nach demonstrativem Auszug vieler Aufsichtsräte: Kärntner KBV stimmt für Rückkauf von Flughafen Klagenfurt

Tower am Flughafen Klagenfurt (Foto: René Steuer).
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Der Aufsichtsrat der landeseigenen Kärntner Beteiligungsverwaltung hat am Montagabend entschieden, dass die Call-Option auf die derzeit von Lilihill gehaltene Mehrheit am Flughafen Klagenfurt gezogen wird. Damit sind nicht nur politische, sondern auch juristische Streitigkeiten vorprogrammiert.

Die Sitzung selbst muss einer absurden Posse geglichen haben, denn vor der Abstimmung haben die von SPÖ und FPÖ nominierten Aufsichtsräte demonstrativ den Raum verlassen. Die übrigen Personen, überwiegend von der ÖVP nominiert, haben geschlossen für den Rückkauf des Klagenfurter Flughafens gestimmt.

Allein der Beschluss des KBV-Aufsichtsrats ist aber noch nicht ausreichend, um die Call-Option tatsächlich ziehen zu können. Die Zustimmung des Landtages ist ebenfalls erforderlich und aufgrund völlig unterschiedlicher Positionen der Regierungsparteien SPÖ und ÖVP ist es alles andere als gesetzt, dass es hier für einen erforderlichen Mehrheitsbeschluss gibt. Vielleicht haben auch deshalb die von SPÖ und FPÖ nominierten KBV-Aufsichtsräte demonstrativ den Sitzungsraum verlassen und sich damit nicht an der Abstimmung des Aufsichtsrats beteiligt.

Die nächsten Schritte sind damit nicht so ganz klar. Dem Vernehmen nach haben auch Vertreter von Mehrheitseigentümer Lilihill ihre Sichtweise der Dinge während der Sitzung dargestellt. Während die Unternehmensgruppe von Franz Orasch Rückhalt von der Landeshauptmann-Partei SPÖ genießt, will die ÖVP – allen voran Landesrat Martin Gruber – den Airport wieder zurück ins Mehrheitseigentum des Landes Kärnten (über die Holding KBV) bringen.

Hinsichtlich der Call-Option beruft man sich auf ein Gutachten, das unter anderem besagt, dass sich Lilihill wegen der in den Jahren 2020 und 2021 stark zurückgegangenen Passagierzahlen nicht auf Corona ausreden könne. Vereinfacht gesagt würde dies keine Rolle spielen. Seitens des Mehrheitseigentümers sieht man das komplett anders, denn unter anderem wegen Lockdowns und Reisebeschränkungen bestand fast keine Nachfrage und die Fluggesellschaften mussten ihre Angebote drastisch zurückfahren. Zeitweise waren die Einreise- und Quarantänebestimmungen so hart, dass diese von nur extrem wenigen Menschen, die unter die geringen Ausnahmen gefallen sind, erfüllt werden konnten. Fluggesellschaften konnten mit diesen kaum bis gar kein Geld verdienen und daraus resultierend lagen viele Airports, darunter auch Klagenfurt, regelrecht brach.

Vorprogrammiert ist also ein Rechtsstreit, der sich über einige Jahre hinweg und alle Instanzen ziehen könnte, sofern man sich nicht irgendwie außergerichtlich einigen kann. Letzteres gilt aber als äußerst unwahrscheinlich. Für den Flughafen Klagenfurt ist dies durchaus problematisch, denn die Mehrheitseigentümerschaft und damit auch die Frage wer das Sagen hat, könnte über mehrere Jahre hinweg regelrecht in der Luft hängen. Lilihill könnte notwenige Investitionen aufschieben, da man gar nicht weiß wie alles augeht und ob man das Geld, das man während dem Streit reinsteckt jemals zurückbekommt. Umgekehrt könnte sich auch das Land Kärnten bzw. deren Beteiligungsverwaltung verhalten.

Es bleibt also abzuwarten, ob sich der Billigflieger Ryanair, der mit Beginn der Winterflugplanperiode 2022/23 mit mehreren Strecken nach Kärnten zurückkehren will, auf die möglicherweise instabilen Zustände im Bereich der Eigentümerschaft einlassen wird oder das Comeback wieder abblasen wird. Immerhin: Der Billigflieger hat durchaus Erfahrung mit Pleite-Airports, denn man war der letzte Kunde in Lübeck vor der letzten Pleite und Frankfurt-Hahn, die größte Basis des Billigfliegers in Deutschland, befindet sich mit ungewisser Zukunft in einem Insolvenzverfahren.

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