Die erst kürzlich aus dem Schutzschirmverfahren entlassene Ferienfluggesellschaft Condor erleidet nun einen Rückschlag: Lufthansa kündigte nun doch den Zubringervertrag auf. Im Frühjahr drohte die größte Airline Deutschlands mit diesem Schritt, denn mit der damals vorgesehenen Condor-Übernahme durch die LOT-Konzernmutter PGL hatte man wenig Freude.
Der Kranich will nun aber das eigene Projekt „Ocean“ vorantreiben und da passt offenbar die Zusammenarbeit mit Condor nicht mehr ins Konzept. Lufthansa will künftig über die eigene Tochtergesellschaft stark auf touristischen Strecken expandieren. Die Folge daraus ist, dass Ocean und Condor direkte Mitbewerber werden. Lufthansa will daher offensichtlich das eigene Projekt zu Lasten von Condor stärken.
Derzeit ist die Ferienfluggesellschaft, die früher selbst eine Tochter des Kranichs war, aufgrund eines Vertrags, der seit vielen Jahren besteht, in der Lage Lufthansa-Flüge als Zubringer für Condor-Verbindungen zu vermarkten. Dies gilt als für den Ferienflieger besonders wichtig, da dieser keine eigenen Feeder unterhält. Somit ist das „Special Pro Rate Agreement“ auch die Achillesferse von Condor.
Kranich verzichtet auf etwa 50 Millionen Euro pro Jahr
Lufthansa begründet die Entscheidung damit, dass man die eigenen Maschinen besser auslasten müsste. Konkret genannt wurde das Ocean-Projekt nicht, jedoch lässt sich das sehr einfach aufgrund der zahlreichen Ankündigungen auf der Langstrecke, die über diese Plattform organisiert werden, herleiten. Dem Vernehmen nach verdiente der Kranich bislang mit den für Condor erbrachten Zubringerdienstleistungen gutes Geld. Kolportiert werden etwa 50 Millionen Euro pro Jahr.
Mit der Eurowings-Langstrecke brachte Lufthansa vor einigen Jahren unter großem Kostenaufwand touristische Ziele auf den Markt. Allerdings war man damit nicht erfolgreich, denn das Produkt wurde von den Konsumenten nicht so wie erwartet angenommen. Auch war die Wetlease-Konstruktion von diversen Pannen geplagt, die zu teils tagelangen Verspätungen geführt haben, die in verschiedenen Medien publiziert wurden. Unter dem Projektnamen „Ocean“ will Lufthansa nun alles besser machen und insbesondere mit niedrigeren Produktionskosten angreifen. Es gilt als neues Prestigeprojekt von Konzernchef Carsten Spohr. Die Gewerkschaften laufen dagegen Sturm, denn im Gegensatz zu anderen Konzernmitgliedern hat die Ocean GmbH keine Tarifverträge und die Bezahlung liegt deutlich unter jener von Eurowings und Lufthansa.
Condor prüft rechtliche Schritte
Für Condor ist die Situation durchaus kompliziert, denn eine ernsthafte Alternative zu finden wird sich nicht einfach gestalten. Lufthansa hat gegenüber der DPA darauf verweisen, dass der Ferienflieger weiterhin Interlining nutzen könnte. Das hat jedoch einen haftungstechnischen Haken: Im Falle von Verspätungen kann der Kranich nicht in die Pflicht genommen werden. Wenig überraschend sieht man bei Condor ein wettbewerbswidriges Verhalten und prüft derzeit vor Gericht zu ziehen. Die einstige Thomas-Cook-Tochter ist nur aufgrund zweier Staatshilfen noch auf dem Markt und hält nichts davon, dass sich zwei Unternehmen, die von der Bundesrepublik Deutschland finanziell unterstützt wurden, einen harten Verdrängungswettbewerb liefern. Lufthansa wolle die marktbeherrschende Stellung weiter ausbauen und das unter Umgehung bestehender Tarifverträge. Die Kritik von Condor ist jener der Gewerkschaften äußerst ähnlich. Die weitere Entwicklung bleibt daher abzuwarten.