In der Vorwoche hat Virgin Atlantic den ersten Langstreckenflug, der mit reinem SAF angetrieben wurde, durchgeführt. Dies wurde von der Branche als großer Erfolg gefeiert, aber im „Fahrwasser“ gibt es nun formelle Beschwerden bei der OECD gegen Virgin und den Mitbewerber British Airways.
Mit Hilfe einer Anwaltskanzlei hat die Organisation „Possible“ Beschwerden gegen die beiden Carrier bei der OECD eingebracht. Unter anderem heißt es darin, dass die beiden Luftfahrtunternehmen irreführende Aussagen über die Reduktion der Kohlenstoffdioxid-Emissionen machen würden. Für nicht-fachkundige Personen wäre es nicht erkennbar, dass es weiterhin zum Ausstoß von Kohlenstoffdioxid kommen würde.
British Airways wird zusätzlich vorgeworfen, dass der Carrier in der Werbung hervorhebt, dass man viele Maßnahmen in Richtung „Netto-Null-Emissionen“ unternehmen würde und dieses Ziel bis zum Jahr 2050 erreichen möchte. Die Beschwerdeführer zweifeln dies an und verweisen darauf, dass die Emissionen in den Jahren 2016 bis 2019 jährlich gestiegen und nicht gesunken sein sollen. „Possible“ kritisiert, dass in den Werbeunterlagen nicht erwähnt werden würde, dass die selbstgesteckten Ziele bis dato nicht erreicht worden wären.
Auf Anfrage kontert ein Medienreferent von British Airways: „Wir waren die erste Fluggesellschaft, die vor mehr als zwei Jahrzehnten über ihren Kohlenstoffdioxid-Fußabdruck Bericht erstattet hat, und wir waren die erste Fluggesellschaft, die freiwillig am britischen Emissionshandelssystem teilgenommen hat“.
Seitens der Organisation „Possible“ sieht man den SAF-Einsatz generell kritisch. Man ist der Meinung, dass das Ziel der dekarbonisierten Luftfahrt nicht über die Umstellung von fossilen auf erneuerbare Rohstoffe erreichbar ist, denn bei der Verbrennung in den Triebwerken wird weiterhin Kohlenstoffdioxid ausgestoßen. Dazu eine Sprecherin: „Für Kraftstoffe, die aus Biomasse gewonnen werden, steht kein Land zur Verfügung, auf dem Biokraftstoffe in ausreichender Menge angebaut werden können, um die Luftfahrt zu betreiben, ohne dass es zu einer enorm schädlichen Abholzung kommt, die die Emissionen erhöht und Biokraftstoffe genauso schlecht für das Klima macht wie Kerosin, wenn nicht sogar schlechter“.
Auch bei Virgin Atlantic teilt man diese Ansicht nicht. „Es gibt zwei Hebel, um kurz- bis mittelfristig sektorinterne Kohlenstoffreduzierungen zu erreichen: die Flotte, die wir betreiben, und der Treibstoff, den wir verbrauchen. Wir fliegen bereits mit einer der jüngsten und effizientesten Flotten über den Atlantik. Über die Flottenerneuerung hinaus bietet SAF eine unmittelbare Möglichkeit, den Kohlenstoffausstoß über den gesamten Lebenszyklus hinweg um bis zu 70 % zu senken, und ist etwas, bei dem wir seit über 15 Jahren Pionierarbeit leisten”, so der Sprecher weiter“, so ein Pressesprecher auf Anfrage.