Neue Railjets: ÖBB “kopieren” Westbahn-Entscheidung

Stadler-Kiss-III-Railjet (Rendering: ÖBB/Stadler Rail).
Stadler-Kiss-III-Railjet (Rendering: ÖBB/Stadler Rail).

Neue Railjets: ÖBB “kopieren” Westbahn-Entscheidung

Stadler-Kiss-III-Railjet (Rendering: ÖBB/Stadler Rail).
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Vor einigen Jahren wurde die Westbahn aufgrund des Umstands, dass man Stadler-Kiss-Triebzüge im Fernverkehr einsetzt, noch belächelt. Der Grund: Dieses Modell basiert auf Nahverkehrszügen, die beispielsweise in Zürich als S-Bahnen eingesetzt werden. Nun haben auch die ÖBB 14 Garnituren bestellt, die in den direkten Wettbewerb mit dem privaten Betreiber gestellt werden sollen.

Die Österreichischen Bundesbahnen galten über viele Jahre hinweg nicht gerade als Befürworter von Elektrotriebzügen im Fernverkehr. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die bislang verwendeten Railjets lokbespannte Wendezüge sind. Lediglich die Baureihen 4010/4130 waren in diesem Verkehrssegment über einen längeren Zeitraum im Einsatz. Kurzzeitig hatte man auch 4011 in Betrieb, jedoch wurden diese wieder an die Deutsche Bahn AG zurückgegeben. Die bei Fahrgästen durchaus beliebten 4010 wurden seinerzeits in internen Handbüchern gar „Elektrolokomotive mit Personenbeförderung“ genannt.

Der starke Fokus auf lokbespannte Fernzüge hat auch seine Schattenseite, denn abgesehen von den Railjet-Garnituren verfügt man über keinen einzigen Steuerwagen. So kommt es, dass bei Inter- und Eurocity gelegentlich derartige aus dem Nahverkehr, zumeist in Cityshutle-Livery, zum Einsatz kommen. Diese bieten selbstredend nicht den im Fernverkehr üblichen Komfort.

Lokomotive eines ÖBB-Railjets (Foto: Jan Gruber).

ÖBB-Bestellung ist Bestätigung der einstigen Westbahn-Entscheidung

Die private Westbahn setzt seit der Betriebsaufnahme auf Doppelstock-Elektrotriebwegen des schweizerischen Herstellers Stadler. Ursprünglich wurden diese für die S-Bahn-Zürich entwickelt, jedoch kommen bei der Westbahn Weiterentwicklungen, die für den Fernverkehr ausgelegt sind, zum Einsatz. Eingefleischte ÖBBler haben zu Beginn durchaus über die Kiss-Triebwägen gelästert, doch nun kommt alles anders, denn auch die Österreichischen Bundesbahnen werden künftig mit Stadler-Kiss-3 unterwegs sein und das ausgerechnet auch auf der Weststrecke.

Die Folge daraus: Sowohl die ÖBB als auch die private Westbahn setzen auf der stark befahrenen Route auf das gleiche Wagenmaterial. Dies ist durchaus eine Bestätigung für die damalige Entscheidung des privaten Herausforderers, denn die Stadler-Triebzüge bieten gegenüber den Railjet-Wendegarnituren signifikante wirtschaftliche Vorteile. Beispielsweise ist die Kapazität pro Waggon größer und noch dazu sind diese im direkten Vergleich mit dem Raiiljet-Material wesentlich leichter. Das hat zur Folge, dass der Energieverbrauch geringer ist. Aufgrund der weiterhin hohen Stromkosten ist das ein erheblicher Vorteil.

Westbahn (Foto: Jan Gruber).

Westbahn als “Showcase” auch für chinesischen Hersteller CRRC

Für Stadler war die Westbahn ein regelrechter Showcase für das Fernverkehrsmodell der Kiss-Doppelstocktriebwägen. Das Modell hat sich schlichtweg bewährt und auch andere Eisenbahnbetreiber verwenden dieses mittlerweile. Ironischerweise waren die in Deutschland mittlerweile durchaus beliebten Intercity II vormals bei der Westbahn im Einsatz, denn die DB hat diese „Second Hand“ bei den Österreichern erworben. Die ÖBB hingegen werden ihre künftigen Kiss-Raijets ab Werk Altenrhein beziehen.

Auf einen ähnlichen „Showcase-Effekt“ hofft übrigens auch der chinesische Hersteller CRRC, denn die Westbahn ist europäischer Erstkunde des Doppelstock-Modells Demu 2. Vorerst vier Garnituren sollen noch in diesem Jahr in den Liniendienst gestellt werden. Im Gegensatz zu den Stadler-Kiss-III werden diese aber nicht gekauft, sondern über eine Leasinggesellschaft angemietet. In China hat man große Hoffnungen, dass sich das Muster nicht nur bewährt, sondern durch den „Showcase“ größere Bestellungen europäischer Eisenbahngesellschaften an Land gezogen werden können. Dies würde den Chinesen dann zum Durchbruch in Europa verhelfen.

CRRC Demu 2 (Foto: CRRC).

1 Comment

  • Ralf , 5. Januar 2024 @ 17:20

    wenn die Westbahn die Chinakracher wirklich auf Dauer einsetzt, ist dieses Bahnunternehmen für mich gestorben.

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