Die angeschlagene Fluggesellschaft Norwegian und das konzerneigene Leasingunternehmen Arctic Aviation Assets haben in einem weiteren Land Insolvenz angemeldet. Beim sachlich zuständigen Gericht in New York wurde Gläubigerschutz nach Chapter 15 beantragt.
Dieser Paragraph ist für ausländische Unternehmen, die Verbindlichkeiten in den Vereinigten Staaten haben, vorgesehen. Air Berlin beantragte im Jahr 2017 ebenfalls ein Chapter-15-Verfahren. Hinter dem Schritt dürfte bei Norwegian und der Leasingtochter wesentlich mehr als ein paar Flugtickets stecken, denn der Konzern ringt mit Boeing um die Annullierung der Boeing 737-Max-Großbestellung. Der Hersteller pocht auf U.S.-amerikanisches Recht.
„Der Prüfer in Irland und der Rekonstrukteur in Norwegen sind beide der Ansicht, dass dieser Plan im Interesse der Gläubiger und Aktionäre des Unternehmens liegt. Dies ist ein wichtiger Meilenstein bei der Sicherung der Zukunft Norwegians“, erklärt Konzernchef Jacob Schram.
Zu den in den USA ansässigen Vermögenswerten, die Norwegian abschotten möchte, gehören Flugzeuge am Boden auf US-amerikanischen Flughäfen, 2,5 Millionen U.S.-Dollar in bar und Forderungen sowie eine Rückerstattung in Höhe von 16 Millionen U.S.-Dollar, die vom Internal Revenue Service fällig wird. Die erste Anhörung wird am 27. April 2021 stattfinden.
Norwegian und Arctic Aviation Assests könnten mit diesem Verfahren auch versuchen ihr U.S.-Vermögen vor einem möglichen Zugriff durch Boeing zu schützen. Mit Airbus wurde man sich über die Streichung der A320neo-Order einig, mit den U.S.-Amerikanern befindet man sich noch im Clinch. Es ist anzunehmen, dass es noch zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung kommen wird.