Ocean – Lufthansas Träume von Ryanair-Löhnen?

Flugzeug an einer Fluggastbrücke (Foto: ReShot / Sebastian Kopp).
Flugzeug an einer Fluggastbrücke (Foto: ReShot / Sebastian Kopp).

Ocean – Lufthansas Träume von Ryanair-Löhnen?

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Was Lufthansa mit der neuen Tochter-Airline Ocean GmbH so ganz genau bezweckt, wird ein bisschen wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Bekannt ist, dass über diese Plattform touristische Flüge durchgeführt werden sollen. Der Hauptvorteil dürfte dabei sein, dass der Konzerntarifvertrag derzeit nicht anwendbar ist. Die Folge daraus sind niedrigere Lohnkosten für das fliegende Personal.

Im Sommerflugplan 2021 soll der Flugbetrieb der Ocean GmbH nach und nach aufgenommen werden, erklärte eine Sprecherin gegenüber dem Portal Aero.de. Gesucht werden derzeit übrigens etwa 300 Mitarbeiter für den Maschinentyp Airbus A330. Also jener Langstreckenjet, der bei Eurowings von SunExpress Deutschland und Brussels Airlines betrieben wurde. Zunächst soll Ocean unter der Marke Eurowings am Flughafen Frankfurt am Main starten. Ob das Produkt auch nach München, Zürich oder Wien kommen wird, ist noch völlig offen. Lufthansa macht zu diesem Thema keinerlei offizielle Angaben.

Nach außen hin wird für die Passagiere laut derzeitigen Planungen die Marke Eurowings sichtbar sein. Das bedeutet, dass man die bisherige Strategie mit einer neuen Plattform im Hintergrund überarbeitet, aber sich nicht wagt eine neue Marke zu etablieren. Lufthansa versuchte in der Vergangenheit über Eurowings (SunExpress Deutschland und Brussels Airlines) sowie CityLine (“Jump”) offensiv in das touristische Langstreckengeschäft einzusteigen. Es war jedoch nicht von Erfolg gekrönt, weshalb man nun offenbar den nächsten Anlauf in wesentlich kleinerem Umfang versucht. Mit der Eurowings-Long Haul verlochte Lufthansa nicht nur viel Geld, sondern brachte sich aufgrund wiederholter Probleme im Betriebsablauf mit mehrtägigen Verspätungen auch einen unrühmlichen Ruf ein.

Mit Ocean soll nicht nur alles besser, sondern auch kleiner werden. Derzeit plant der Vorstand um Carsten Spohr nur mit drei Airbus A330, also deutlich weniger als vor der Coronakrise für Eurowings im Einsatz waren. Spohr rechnet damit, dass im kommenden Jahr schwarze Zahlen eingeflogen werden können. Natürlich ist diese Aussage mit großen Fragezeichen versehen, denn die weitere Entwicklung der Corona-Pandemie ist absolut nicht absehbar.

Das Portal Aero.de berichtet auch über die Löhne der Ocean GmbH. Diese sind auf dem Niveau eines irischen Lowcosters angesiedelt. So werden etwa 2.000 Euro brutto inklusive 75 Blockstunden angeboten. Für Verkäufe an Bord sollen Provisionen bezahlt werden. Allerdings werden laut Gewerkschaft Ufo derzeit nur Teilzeitbeschäftigungen im Ausmaß von 70 Prozent angeboten. Das hat – so die Arbeitnehmervertreter – zur Folge, dass etwa 1.400 Euro brutto bezahlt werden. Zu den möglichen Verkaufsprovisionen ist nur wenig bekannt.

Auch die Vereinigung Cockpit sieht das Projekt Ocean sehr kritisch. Man kündigte bereits Widerstand an, denn von Arbeitsplätzen ohne Tarifvertrag hält die VC berechtigterweise genau gar nichts. Es daher abzusehen, dass insbesondere Ufo und die Vereinigung Cockpit versuchen werden den Konzerntarifvertrag auf die Ocean GmbH anwendbar zu machen oder aber einen entsprechenden Tarifvertrag für dieses Unternehmen ins Leben rufen wollen.

Der “Feind” der Ocean-Plattform ist aber ganz offensichtlich: Condor. Die ehemalige Tochtergesellschaft profitiert stark von Zubringerflügen, die von Lufthansa durchgeführt werden. Es wäre überhaupt nicht überraschend, wenn der Kranich diese künftig in eigene Maschinen umsteigen lässt. Der Frontalangriff auf Condor ist insofern etwas verstörend, da beide Airlines vom deutschen Staat enorm viel Geld bekommen haben, um überhaupt noch in der Luft bleiben zu können. Gleichzeitig will Lufthansa offensichtlich auch die Langstreckenpläne von Tuifly im Keim ersticken, denn dies könnte ein zusätzlicher Mitbewerber werden, den man schlichtweg nicht haben möchte. Selbstredend hat auch die Tui Group milliardenschwere Hilfen der Kreditanstalt für Wiederaufbau und damit indirekt vom Staat bekommen. Die Vereinigung Cockpit kritisierte in einer Aussendung das Vorgehen von Lufthansa heftig, denn mit Staatsgeld versuche man zwei weiteren Airlines, die ebenfalls Geld vom Staat bekommen haben, das Leben schwer zu machen und gleichzeitig ist die Nachfrage derzeit auf einem historischen Tiefpunkt. Lufthansa will übrigens tausende Mitarbeiter abbauen und hat bereits die Tochter Germanwings und das Joint-Venture SunExpress Deutschland geschlossen. Indirekt traf es auch die ehemalige Tochter Luftfahrtgesellschaft Walter, der die Eurowings-Wetlease-Aufträge entzogen wurde. LGW befindet sich in der Insolvenzabwicklung.

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