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Österreichische Luftfahrtbranche vereint im Kampf gegen Unruly PAX

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In einer Zeit, in der das Reiseaufkommen stetig wächst, sehen sich die österreichischen Behörden, Flughäfen, Fluggesellschaften und Abfertigungsdienste einer zunehmenden Herausforderung gegenüber: dem unangemessenen Verhalten einer Minderheit von Passagieren. Dieses Fehlverhalten gefährdet nicht nur die Sicherheit und den reibungslosen Ablauf des Luftverkehrs, sondern beeinträchtigt auch das Reiseerlebnis der Mehrheit der Fluggäste und führt zu erheblichen Störungen und Kosten für die Branche. Angesichts dieser Entwicklung haben sich alle maßgeblichen Akteure der österreichischen Luftfahrtindustrie zu einer Gemeinsamen Erklärung bekannt.

Das erklärte Ziel ist es, durch entschlossenes und abgestimmtes Handeln die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten, ein respektvolles Miteinander zu fördern und eine Null-Toleranz-Politik gegenüber störendem Verhalten durchzusetzen. Die Sicherheit des Luftverkehrs hat hierbei oberste Priorität, und jegliche Bedrohung, Beleidigung oder physische Angriffe auf Luftfahrtmitarbeiter sind inakzeptabel.

Die wachsende Problematik: Unruly Passengers als Bedrohung

Das Phänomen der sogenannten „unruly passengers“ – Passagiere, welche sich Anordnungen widersetzen oder deren Verhalten die Sicherheit und Ordnung gefährdet – hat in den letzten Jahren weltweit an Bedeutung gewonnen und stellt auch für die österreichische Luftfahrt eine ernstzunehmende Bedrohung dar. Ursachen für solches Verhalten sind vielfältig und reichen von übermäßigem Alkoholkonsum über psychische Probleme bis hin zu einer generellen Mißachtung von Regeln und Autorität. Die Folgen reichen von verbalen Auseinandersetzungen über körperliche Angriffe bis hin zu Notlandungen, welche nicht nur enorme Kosten verursachen, sondern vor allem das Wohl von Personal und Mitreisenden gefährden.

Das Kabinenpersonal, die Piloten und das Bodenpersonal sind die ersten Ansprechpartner und oft die Leidtragenden solcher Zwischenfälle. Sie sind geschult, in kritischen Situationen zu deeskalieren, jedoch sind ihre Möglichkeiten begrenzt, wenn Passagiere sich gewalttätig oder völlig unkooperativ zeigen. Die internationale Luftfahrtorganisation ICAO (International Civil Aviation Organization) hat bereits seit Längerem die Zunahme solcher Vorfälle moniert und fordert von den Mitgliedsstaaten konsequentere Maßnahmen zur Ahndung. Statistiken aus verschiedenen Ländern zeigen, daß die Zahl der gemeldeten Zwischenfälle mit störenden Passagieren stetig steigt, was eine globale Herausforderung darstellt. Dies betrifft nicht nur Billigfluggesellschaften, sondern alle Fluglinien gleichermaßen. Das kollektive Sicherheitsgefühl an Bord und am Flughafen wird durch solche Vorfälle massiv beeinträchtigt.

Grundlagen der gemeinsamen Erklärung: Sechs Säulen für Sicherheit

Die Unterzeichnenden der Gemeinsamen Erklärung erkennen die Notwendigkeit entschlossenen und koordinierten Handelns an. Sie bekräftigen, daß unangemessenes Verhalten von Fluggästen unter keinen Umständen toleriert wird und bekennen sich zu sechs grundlegenden Prinzipien:

  1. Klare Verhaltensstandards: Es soll eine proaktive Kommunikation mit Fluggästen etabliert werden, um die Bedeutung angemessenen Verhaltens hervorzuheben. Passagiere sollen frühzeitig auf die ernsten Konsequenzen ungebührlichen Verhaltens, einschließlich rechtlicher und finanzieller Folgen, hingewiesen werden. Dies beinhaltet Aufklärungskampagnen, die klar darlegen, welches Verhalten toleriert wird und welches nicht.
  2. Unterstützung des Personals: Flug- und Bodenpersonal sollen in ihren Aufgaben gestärkt und umfassend geschult werden, um störendes Verhalten frühzeitig zu erkennen, professionell zu deeskalieren und bei Bedarf konsequent zu handeln. Das Personal erhält hierbei die volle Rückendeckung ihrer Organisationen und der zuständigen Behörden. Spezifische Schulungsprogramme werden weiterentwickelt und regelmäßig durchgeführt, um den professionellen Umgang mit schwierigen Situationen zu gewährleisten.
  3. Eskalationsmaßnahmen und Strafverfolgung: Fluggäste, welche sich Anordnungen widersetzen oder ungebührlich verhalten, müssen mit straf-, verwaltungsstraf- und zivilrechtlichen Konsequenzen rechnen. Dazu gehören Geld- und Haftstrafen sowie Forderungen nach Kostenersatz. Die zuständigen Behörden werden in diesem Zusammenhang bestehende gesetzliche Regelungen auf ihre Wirksamkeit prüfen und bei Bedarf aktualisieren, um eine effektive Verfolgung und Ahndung solcher Taten sicherzustellen.
  4. Maßnahmen gegen Alkoholmißbrauch: Der übermäßige Konsum von Alkohol und anderen bewußtseinsverändernden Substanzen vor und während des Fluges wird als zentraler Faktor für unangemessenes Verhalten erkannt und soll aktiv adressiert werden. Dies könnte präventive Maßnahmen wie verstärkte Kontrollen oder Schulungen für Verkaufsstellen am Flughafen umfassen.
  5. Kollaborative Arbeitsgruppe: Eine permanente Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern aller Unterzeichnenden, wird unter der Leitung des Bundesministeriums für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI) eingerichtet. Diese Gruppe wird regelmäßig die umgesetzten Maßnahmen und deren Fortschritte überprüfen, neue Entwicklungen bewerten und Empfehlungen für eine verstärkte Prävention und Intervention erarbeiten.
  6. Evaluierung und Transparenz: Die Entwicklung der Anzahl und der Schwere von Vorfällen wird regelmäßig, mindestens einmal jährlich, durch die Arbeitsgruppe evaluiert. Die Ergebnisse und entsprechende Anpassungen der Maßnahmen werden in der Arbeitsgruppe abgestimmt, um einen kontinuierlichen Verbesserungsprozeß zu gewährleisten.

Verpflichtungen der Unterzeichnenden: Ein klares Bekenntnis

Die Unterzeichnenden der Erklärung, darunter maßgebliche Vertreter der österreichischen Luftfahrt wie easyJet Europe, bekräftigen gemeinschaftlich ihre Verpflichtungen. Thomas Haagensen, Managing Director easyJet Europe, betonte die Wichtigkeit dieser Initiative: „Die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Passagiere und der Crew hat für easyJet immer Priorität. Das Kabinenpersonal von easyJet ist geschult, alle Situationen schnell und angemessen zu beurteilen und zu handeln, um sicherzustellen, daß die Sicherheit des Fluges und der anderen Passagiere zu keiner Zeit gefährdet ist. Jeder Vorfall, bei dem unsere Passagiere verbalen und physischen Angriffen durch störendes Verhalten ausgesetzt sind, ist einer zu viel. Mit der Unterzeichnung dieser Erklärung bekennen wir uns klar zu Null-Toleranz gegenüber störendem Verhalten. Wir setzen damit ein starkes Zeichen für Sicherheit, Respekt und Zusammenarbeit in der Luftfahrt – im Interesse unserer Mitarbeitenden und vor allem der vielen Passagiere, die sich korrekt und rücksichtsvoll verhalten.“

Zu den spezifischen Verpflichtungen der Unterzeichnenden gehören:

  • Sensibilisierungskampagnen: Diese Kampagnen, welche klar darlegen, welches Verhalten von Fluggästen toleriert bzw. nicht toleriert wird, sollen weiter verstärkt werden. Ziel ist es, das Bewußtsein der Reisenden zu schärfen und die Akzeptanz von Fehlverhalten zu minimieren.
  • Verdeutlichung ernster Konsequenzen: Fluggäste, die Anweisungen des Bodenpersonals oder der Flugbesatzung mißachten, sind frühzeitig auf die ernsten Konsequenzen und ihre persönliche Haftung hinzuweisen. Dies soll eine abschreckende Wirkung entfalten.
  • Konsequentes Handeln: Es wird sichergestellt, daß die zuständigen Behörden im Hinblick auf die Identifikation, Deeskalation und Intervention von auffälligen Passagieren konsequent handeln. Eine lückenlose Verfolgung von Straftaten ist hierbei von essentieller Bedeutung.
  • Zugänglichkeit von Informationen: Informationen zu den geltenden Vorschriften sowie Kontaktdaten der zuständigen Stellen werden für den Fall, daß Passagiere Fragen zu den geltenden Vorschriften haben, bereitgestellt. Transparenz fördert das Verständnis und die Einhaltung der Regeln.
  • Umfassende Schulungen: Um den professionellen Umgang mit ungebührlichem Verhalten zu gewährleisten, sollen spezifische Schulungsprogramme für das Personal weiterentwickelt und regelmäßig durchgeführt werden. Dies rüstet die Mitarbeiter mit den notwendigen Werkzeugen aus.
  • Präventive Maßnahmen: Um sicherzustellen, daß Passagiere, die durch ungebührliches Verhalten auffallen, am Einsteigen gehindert werden können, werden Abfertigungsprozesse regelmäßig evaluiert und falls erforderlich angepaßt. Dies beinhaltet möglicherweise strengere Kontrollen oder die Möglichkeit, problematisches Verhalten vor dem Abflug zu identifizieren.

Ausblick: Nur durch gemeinsame Anstrengungen zum Ziel

Die gemeinsame Erklärung der österreichischen Luftfahrtakteure ist ein bedeutsamer Schritt zur Stärkung der Sicherheit und des Respekts im Flugverkehr. Sie sendet ein klares Signal an jene Minderheit von Passagieren, welche die Regeln mißachtet und das Wohl anderer gefährdet. Die konsequente Umsetzung der vereinbarten Maßnahmen, unterstützt durch einen robusten rechtlichen Rahmen und das entschlossene Handeln der zuständigen Behörden, ist entscheidend für den Erfolg dieser Initiative. Die Schaffung einer kollaborativen Arbeitsgruppe unter der Leitung des Bundesministeriums für Innovation, Mobilität und Infrastruktur (BMIMI) zeigt das langfristige Engagement und die Bereitschaft zur kontinuierlichen Verbesserung. Das gemeinsame Ziel ist es, zukünftig ungebührliches Verhalten zu verhindern, die Sicherheit aller Passagiere sicherzustellen und den Schutz des Personals zu gewährleisten. Nur durch diese engen, koordinierten Anstrengungen der gesamten Luftverkehrswirtschaft kann ein sicherer, respektvoller und reibungsloser Luftverkehr auf Dauer gewährleistet werden. Dies ist im Interesse aller, die den Luftweg nutzen, sei es geschäftlich oder privat, und trägt dazu bei, das Vertrauen in dieses essentielle Transportmittel zu erhalten und zu stärken. Die Zukunft der Luftfahrt hängt maßgeblich davon ab, daß die Sicherheit und das Wohlbefinden an Bord und am Boden stets gewährleistet sind.

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