Dassault Rafale (Foto: Mate 3rd Class Dominique M. Lasco, U.S. Navy).
Redakteur
Letztes Update
Give a coffee
Informationen sollten frei für alle sein, doch guter Journalismus kostet viel Geld.
Wenn Ihnen dieser Artikel gefallen hat, können Sie Aviation.Direct freiwillig auf eine Tasse Kaffee einladen.
Damit unterstützen Sie die journalistische Arbeit unseres unabhängigen Fachportals für Luftfahrt, Reisen und Touristik mit Schwerpunkt D-A-CH-Region und zwar freiwillig ohne Paywall-Zwang.
Wenn Ihnen der Artikel nicht gefallen hat, so freuen wir uns auf Ihre konstruktive Kritik und/oder Ihre Hinweise wahlweise direkt an den Redakteur oder an das Team unter unter diesem Link oder alternativ über die Kommentare.
Ihr
Aviation.Direct-Team

Rafale-Jets für Indiens Streitkräfte: Neue Weichenstellung für Luftwaffe und Marine

Werbung
Print Friendly, PDF & Email

Am Horizont der geopolitischen Entwicklungen in Südasien zeichnet sich ein strategisch bedeutsamer Wandel ab. Die indische Regierung hat nicht nur grünes Licht für den Kauf von 26 Rafale Marine-Kampfjets für ihre Marine gegeben, sondern plant auch, 40 weitere Rafale-Flugzeuge für die Luftwaffe zu erwerben. Beide Beschaffungen erfolgen im Rahmen von Regierungsabkommen mit Frankreich und könnten das Kräftegleichgewicht in der Region nachhaltig beeinflussen. In der Summe wäre dies der bedeutendste Zuwachs an westlichen Kampfflugzeugen seit der Unabhängigkeit des Landes.

Diese Doppelinitiative unterstreicht Indiens Absicht, seine militärische Schlagkraft sowohl in der Luft als auch zur See signifikant zu verstärken – inmitten wachsender Spannungen mit Nachbarstaaten und dem fortlaufenden strategischen Wettbewerb im Indo-Pazifik.

Indiens langwieriger Weg zur Rafale-Flotte

Die Geschichte der Rafale in Indien begann mit dem sogenannten MMRCA-Tender (Medium Multi-Role Combat Aircraft), der im Jahr 2007 ausgeschrieben wurde. Das Ziel war der Erwerb von 126 modernen Mehrzweckkampfflugzeugen für die indische Luftwaffe. Nach umfangreichen Tests und Bewertungen setzte sich das französische Modell Rafale von Dassault Aviation gegen internationale Konkurrenz wie den Eurofighter, die F/A-18 Super Hornet sowie russische Modelle durch. Im Jahr 2012 wurde die Rafale offiziell als Sieger bekanntgegeben.

Doch darauf folgten Jahre zäher Verhandlungen, insbesondere bezüglich der lokalen Fertigung in Indien und der Technologieübertragung. Diese Unsicherheiten führten im Jahr 2015 zum Abbruch der ursprünglichen Ausschreibung. Stattdessen wurde ein direkter Regierungsvertrag zwischen Frankreich und Indien geschlossen.

Am 23. September 2016 unterzeichneten Premierminister Narendra Modi und der damalige französische Präsident François Hollande einen Vertrag über 36 Rafale-Flugzeuge im Gesamtwert von rund 7,8 Milliarden Euro. Die letzten Maschinen wurden im Dezember 2022 geliefert. Die Rafale-Flotte ist seither in Ambala und Hasimara stationiert.

Aufrüstung als Antwort auf strategische Herausforderungen

Die geplante Aufstockung der indischen Rafale-Flotte um weitere 40 Einheiten erfolgt laut Berichten als sogenannte Zwischenlösung. Hintergrund ist der kritische Rückgang der Staffelstärke der indischen Luftwaffe, die zurzeit nur über rund 31 Einsatzstaffeln verfügt – deutlich weniger als die offiziell benötigten 42.

Durch einen erneuten Regierungsdeal mit Frankreich soll die Erweiterung ohne erneutes Ausschreibungsverfahren umgesetzt werden. Dies erlaubt nicht nur eine zügige Lieferung, sondern nutzt auch die bereits vorhandene Infrastruktur für Schulung, Wartung und Waffenintegration, die im Rahmen der ersten Rafale-Beschaffung aufgebaut wurde.

In Verbindung mit dem sogenannten MRFA-Programm (Multi-Role Fighter Aircraft), das bereits 2018 ins Leben gerufen wurde und den Ankauf von 114 weiteren Kampfflugzeugen vorsieht, bleibt offen, wie sich die neue Beschaffung in die langfristige Modernisierung der Luftwaffe einfügt.

Die Marine setzt auf die Rafale M

Parallel zur Luftwaffe treibt die indische Marine ihre eigene Modernisierung voran. Anfang April 2025 genehmigte das indische Verteidigungsministerium den Ankauf von 26 Rafale Marine-Kampfflugzeugen (Rafale M). Die Flugzeuge sollen auf dem im Inland gefertigten Flugzeugträger INS Vikrant stationiert werden, der im Jahr 2022 in Dienst gestellt wurde. Dieser Schritt ist Teil einer umfassenden Aufwertung der indischen Seestreitkräfte angesichts wachsender Konkurrenz insbesondere durch China im Indischen Ozean.

Die Bestellung beinhaltet 22 einsitzige Kampfflugzeuge sowie vier doppelsitzige Trainer. Letztere sind nicht trägerfähig und sollen ausschließlich für landgestützte Ausbildungszwecke genutzt werden – eine pragmatische Entscheidung, da eine zweisitzige Marineversion in Frankreich aus technischen und finanziellen Gründen nie verwirklicht wurde.

Die Wahl fiel auf die Rafale M nach umfangreichen Vergleichstests mit der F/A-18 Super Hornet des US-Herstellers Boeing. Dabei spielte insbesondere die Fähigkeit zum sogenannten Ski-Jump-Start eine entscheidende Rolle, wie er auf der INS Vikrant zum Einsatz kommt. Die Rafale M erfüllte dabei alle Anforderungen.

Bewaffnung und operative Vorteile

Die neu zu beschaffenden Flugzeuge werden mit moderner Bewaffnung ausgestattet – darunter Meteor-Luft-Luft-Raketen mit überlegener Reichweite und Exocet-Antischiffsraketen. Der Vertrag umfasst auch umfassende Wartungs- und Ausbildungspakete.

Der Einsatz der Rafale M auf der INS Vikrant wird die maritime Schlagkraft der indischen Marine erheblich erweitern. Sie wird in der Lage sein, sowohl über große Distanzen Luftüberlegenheit herzustellen als auch präzise Angriffe gegen See- und Landziele durchzuführen. Die Induktion der Flugzeuge ist ab 2029 geplant und soll bis 2031 abgeschlossen sein.

Indien wird damit der erste Exportkunde der Rafale M – ein bemerkenswerter Schritt, da dieses Modell bislang ausschließlich von der französischen Marine genutzt wird. Es sind zudem die ersten Rafale M, die seit 2017 neu gebaut werden.

Geopolitische Relevanz und militärische Signalwirkung

Die Entscheidung Indiens, sowohl seine Luftwaffe als auch seine Marine mit Rafale-Flugzeugen aufzurüsten, ist nicht nur von technischer, sondern auch von geopolitischer Bedeutung. Sie unterstreicht die anhaltende strategische Partnerschaft zwischen Paris und Neu-Delhi – eine Achse, die sich auch in anderen Bereichen der Verteidigungskooperation bemerkbar macht, wie etwa im U-Boot-Bau oder der Raumfahrt.

Angesichts der zunehmenden Spannungen mit China entlang der Himalaya-Grenze und dem maritimen Wettbewerb im Indopazifik, insbesondere im Südchinesischen Meer, sendet Indien ein klares Signal an seine Partner und Konkurrenten. Die Rafale-Beschaffung ist dabei ein sichtbares Symbol für den Anspruch, als regionale Ordnungsmacht nicht nur mitzuhalten, sondern führend zu agieren.

Die tatsächliche Wirkung dieser militärischen Aufrüstung wird jedoch davon abhängen, wie effizient die neuen Systeme integriert und wie nachhaltig die Ausbildung und Einsatzbereitschaft gesichert werden können. Der erwartete Besuch des französischen Verteidigungsministers Sébastien Lecornu in Indien im April 2025 könnte bereits die Vertragsunterzeichnung für die Marinebestellung mit sich bringen.

Werbung

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.

Werbung