Tankfahrtzeug (Foto: Skytanking).
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ReFuel EU: Auswirkungen auf die Luftfahrt und die operativen Herausforderungen für Fluggesellschaften

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Im Jahr 2023 wurde die „ReFuel EU“-Verordnung von der Europäischen Union verabschiedet, die tiefgreifende Auswirkungen auf die Luftfahrtindustrie haben wird. Die Verordnung soll die Verwendung von nachhaltigem Flugkraftstoff (SAF) vorantreiben und die europäische Luftfahrtbranche auf die nächste Stufe der CO2-Reduktion führen.

Doch während der Nachhaltigkeitsaspekt auf politischer Ebene befürwortet wird, wirft die Implementierung von ReFuel EU Fragen zur praktischen Umsetzung und den damit verbundenen operativen Herausforderungen auf. Besonders im Hinblick auf den Tankvorgang und die Logistik für Fluggesellschaften werden größere Veränderungen erwartet.

Was ist ReFuel EU?

ReFuel EU ist eine Initiative der Europäischen Union, die darauf abzielt, den Anteil von nachhaltigem Flugkraftstoff (SAF) in der Luftfahrtbranche zu erhöhen. Ab dem Jahr 2025 sind Fluggesellschaften verpflichtet, an bestimmten europäischen Flughäfen eine bestimmte Menge an SAF in ihrem Kraftstoffmix zu verwenden.

Ziel der Verordnung ist es, die CO2-Emissionen der Luftfahrt zu reduzieren, indem fossiler Kerosin mit nachhaltigen Alternativen vermischt wird. Die Verordnung sieht vor, dass der Anteil von SAF in der Luftfahrt bis 2030 auf mindestens 5 % ansteigt, wobei die genauen Anforderungen in den kommenden Jahren weiter verschärft werden sollen.

Die Einführung dieser Maßnahme wird nicht nur Auswirkungen auf den Treibstoffmarkt haben, sondern auch auf die operativen Abläufe der Fluggesellschaften, insbesondere bei der Betankung ihrer Flugzeuge.

Operative Herausforderungen für Fluggesellschaften

Für Fluggesellschaften bedeutet die Einführung von ReFuel EU eine Reihe von praktischen Herausforderungen. Ein zentraler Punkt ist die Logistik des Treibstoffbezuges. Die Verordnung verpflichtet Fluggesellschaften, an bestimmten Flughäfen auf SAF umzusteigen – ein Umstand, der insbesondere an kleineren oder weniger gut ausgestatteten Flughäfen zu Problemen führen kann. SAF ist bislang noch relativ teuer und wird in geringeren Mengen produziert als herkömmlicher Flugkraftstoff, was die Verfügbarkeit und den Preis von SAF beeinflussen könnte.

Tankverhalten und höhere Kosten

Die Notwendigkeit, SAF an bestimmten Flughäfen zu beziehen, kann zu höheren Betriebskosten führen, da Fluggesellschaften möglicherweise nicht immer den günstigsten Treibstoffanbieter wählen können. Auf Flughäfen, an denen SAF verpflichtet ist, könnte der Preis für den Kraftstoff deutlich über dem Marktpreis für traditionellen Kerosin liegen. In einigen Fällen könnte die Kostenstruktur für die Fluggesellschaften steigen, da die Preisunterschiede zwischen herkömmlichem Kerosin und SAF erheblich sind. Besonders problematisch könnte es für Billigfluggesellschaften werden, die in ihren Geschäftsmodellen auf niedrige Betriebskosten angewiesen sind und ihre Preise daher nicht ohne Weiteres anheben können, um die höheren Kraftstoffkosten zu kompensieren.

Flughäfen, die nicht über ausreichende Infrastruktur zur Versorgung mit SAF verfügen, könnten zusätzlich die Fluggesellschaften dazu zwingen, ihren Treibstoffbedarf an teureren Flughäfen zu decken oder sogar Umwege in Kauf zu nehmen. Diese Änderungen im Tankverhalten könnten die Effizienz der Routenplanung beeinträchtigen und zu höheren Kosten für Airlines führen.

Wettbewerbsrechtliche Probleme beim Treibstoffbezug

Ein weiterer Punkt, der im Zusammenhang mit der ReFuel EU-Verordnung aufkommt, sind wettbewerbsrechtliche Fragen. Der Zwang, SAF an bestimmten Flughäfen zu tanken, könnte zu einer Verzerrung des Wettbewerbs führen, da nicht alle Fluggesellschaften denselben Zugang zu SAF haben. Größere Fluggesellschaften mit besserer Verhandlungsposition könnten in der Lage sein, günstigere Konditionen bei der Beschaffung von SAF auszuhandeln, während kleinere Airlines möglicherweise höhere Preise zahlen müssen. Dieser Wettbewerbsvorteil für größere Fluggesellschaften könnte die Marktverhältnisse in der Luftfahrtbranche verändern.

Hinzu kommt, dass nicht alle europäischen Flughäfen über die nötige Infrastruktur verfügen, um die neue Anforderung zur Betankung mit SAF zu erfüllen. Einige Flughäfen könnten daher gezwungen sein, erhebliche Investitionen in die erforderlichen Lager- und Verteilungssysteme zu tätigen. Diese Investitionen könnten die Betriebskosten an betroffenen Flughäfen steigern, was sich in höheren Preisen für die Fluggesellschaften niederschlagen würde.

Langfristige Auswirkungen auf die Luftfahrtbranche

ReFuel EU stellt die Luftfahrtindustrie vor mehrere Herausforderungen, die weit über den Treibstoffbezug hinausgehen. Die operativen Hürden, wie höhere Kosten für SAF und die Notwendigkeit, an bestimmten Flughäfen zu tanken, könnten die Profitabilität von Fluggesellschaften beeinträchtigen und die Wettbewerbsbedingungen auf den Kopf stellen. Besonders kleinere Airlines, die ohnehin schon mit engen Margen arbeiten, könnten mit den neuen Regelungen Schwierigkeiten haben. Gleichzeitig könnten sich durch die neue Verordnung langfristige Veränderungen im Luftfahrtmarkt ergeben, die sowohl Wettbewerb als auch Flugrouten beeinflussen werden.

Flughäfen müssen sich ebenfalls an die neuen Anforderungen anpassen und in entsprechende Infrastruktur investieren. Der Erfolg von ReFuel EU wird maßgeblich davon abhängen, wie gut die Branche in der Lage ist, die notwendige Infrastruktur aufzubauen und den Kraftstoffbedarf effizient zu decken, ohne die Betriebskosten unzulässig zu erhöhen.

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