Im ersten Quartal des laufenden Jahres gab es in Österreich auffällig wenige Firmenpleiten. Laut Dun & Bradstreet meldeten 325 Unternehmen Insolvenz an. Im direkten Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Rückgang um 41 Prozent. Die Wirtschaftsauskunftei führt dies jedoch nicht auf eine gute Wirtschaftslage zurück.
Ganz im Gegenteil: Dun & Bradstreet ist der Ansicht, dass nur aufgrund von Zuschüssen und staatlichen Hilfen viele Unternehmen noch nicht den Gang zum Konkursrichter antreten mussten. Auch sind die Regeln für die Insolvenzanmeldung derzeit stark aufgeweicht, so dass die 60-Tage-Frist defacto ohne Konsequenzen nicht zur Anwendung kommt.
„Doch viele Konkurse wurden dadurch nur in die Zukunft verschoben, aber keinesfalls aufgehoben. Dies betrifft insbesondere die «Zombie»-Unternehmen, die bei einem normalen Geschäftsverlauf eigentlich bereits hätten aufgeben müssen, nun aber durch Zuschüsse und Sonderregelungen weiterhin künstlich am Leben erhalten werden. In absoluten Zahlen gab es gemäss der Analyse von Dun & Bradstreet die meisten Insolvenzen in Wien (145 Fälle), gefolgt von Niederösterreich (53 Fälle), der Steiermark (37 Fälle) und Oberösterreich (33 Fälle)“, so Dun & Bradstreet.
Auffällig wenige Pleiten in der Reisebranche
Die touristisch relevanten Bereiche „Gastronomie und Hotellerie“ sowie „Transport und Reisen“ hatten im ersten Quartal 2021 deutlich weniger Insolvenzen. Die genannten Branchen sind von der Corona-Pandemie besonders stark gebeutelt worden, da die Geschäftsgrundlage fast vollständig weggebrochen ist. Reisebüros und –veranstalter verzeichneten im Vorjahr negative Umsätze, die sich daraus ergeben haben, dass die Höhe der Erstattungen die Summe der Neuaufträge überschritten hat. Im ersten Quartal 2021 war das Neugeschäft ebenfalls schwach, zumal zumindest stationär behördliche Schließungen angeordnet waren.
Gastronomie und Hotellerie waren im ersten Quartal 2021 weitgehend geschlossen. In Vorarlberg gab es Ausnahmen, jedoch entschieden sich viele Wirte dafür, dass sie ihre Lokale weiterhin geschlossen halten. Es wird damit gerechnet, dass in der Reise- und Touristikbranche sowie in der Gastronomie im Laufe des Jahres 2021 – nach Auslaufen der Zuschüsse und Wiederinkrafttreten der Insolvenzregeln – eine Pleitewelle kommen könnte.
Konkurse im ersten Quartal 2021 nach Branche:
Branche | Konkurse Q1 2021 | Konkurse Q1 2020 | Veränderung |
Bau | 87 | 103 | -16% |
Handel | 53 | 83 | -36% |
Juristische, kommerzielle & technische Dienste | 42 | 65 | -35% |
Gastronomie & Hotellerie | 26 | 73 | -64% |
Transport, Reise | 15 | 38 | -61% |
Finanz, Holdings, Investmentgesellschaften | 14 | 36 | -61% |
Immobilien | 14 | 21 | -33% |
Diverse (zusammengefasst) | 74 | 130 | -43% |
Total | 325 | 549 | -41% |