Das deutsche Neun-Euro-Ticket hatte nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Omnibusunternehmen den Nebeneffekt, dass deutlich weniger Charterbusse genutzt wurden. Der BDO führte unter den Mitgliedern eine Umfrage durch, die ergeben hat, dass besonders im Bereich von Schul- und Seniorenausflügen deutlich weniger auf Reisebusse zurückgeriffen wurde.
Die deutsche Bundesregierung hat in den Kalendermonaten Juni, Juli und August 2022 einen Sonderfahrtschein für neun Euro pro Monat angeboten. Dieser berechtigte zur unbeschränkten Nutzung aller Nahverkehrsangebote in ganz Deutschland. Der Neun-Euro-Fahrschein führte zu überfüllten Regionalzügen und wird noch immer kontrovers diskutiert. Ein unmittelbares Nachfolgeangebot gibt es nicht.
Das Umfrageergebnis des BDO lässt die Vermutung zu, dass vermehrt Linienangebote für Ausflüge von Schülern und Pensionisten genutzt wurden. Auch sollen Vereine weniger Fahrten gebucht haben. Dies lässt die Vermutung zu, dass vermehrt auf im Neun-Euro-Ticket inkludierte Linienverkehre ausgewichen wurde. In vielen Fällen könnte das gegenüber einem Charterbus günstiger gekommen sein.
Aufgrund zum Teil erheblicher Überfüllung von Linienbussen und Regionalverkehrszügen ist allerdings fraglich, ob die Reisegruppen alle Verbindungen wie ursprünglich geplant nutzen konnten. Dies geht aus der Umfrage des Autobus-Verbandes nicht hervor. Die Züge waren zum Teil so stark überfüllt, dass jeder Quadratmillimeter genutzt wurde. Selbst die Toiletten mussten immer wieder als behelfsweise Stehplätze herhalten. Nicht selten kam es dazu, dass aufgrund akuter Überfüllung keine weiteren Fahrgäste zusteigen durften.
Nachfolger könnte bis zu 69 Euro pro Monat kosten
Bisherige Analysen haben ergeben, dass der Neun-Euro-Fahrschein an der ursprünglichen Planung vorbeigeschrammt ist. Die Bundesregierung wollte eigentlich Pendler auf dem Weg zur Arbeit entlasten. Aufgrund des Umstands, dass die überwiegende Mehrheit des Angebotzeitraums in die Sommerferien gefallen ist, war jedoch absehbar, dass dieses Ziel nicht erreicht werden kann. Mehrere Studien sind zum Schluss gekommen, dass das Neun-Euro-Ticket hauptsächlich für Freizeitfahrten, aber auch zur Anreise zu Flughäfen bzw. innerdeutschen Urlauben genutzt wurde.
Die Bundesregierung plant ein Nachfolge-Angebot, das jedoch deutlich teurer werden soll. Viele Details sind noch nicht bekannt, jedoch äußerte sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dahingehend, dass es zwischen 49 und 69 Euro kosten wird. Ein Starttermin steht noch nicht fest. Verschiedene Branchenverbände versuchen nun Einfluss zu nehmen. Auch der deutsche Fernbusanbieter Flixbus fordert, dass man entsprechend berücksichtigt wird. Eigenen Angaben nach hat man aufgrund des Neun-Euro-Tickets einen deutlichen Fahrgastrückgang erlitten.