In manchen Reisebüros gibt es sie schon, andere denken noch darüber nach: Beratungsgebühren, die auch bei der Buchung von Pauschalreisen, für die die Vermittler Provisionen von den Tour Operators erhalten, bezahlt werden müssen. Der Verbund „Deutscher Reisering“ geht nun einen Mittelweg.
Lange ist es her, aber früher war die Nutzung von Reisebüros für Kunden in aller Regel ohne Mehrkosten, denn die Fluggesellschaften, Reiseveranstalter, Hotels, Bahn- und Fährgesellschaften zahlten Provisionen für die Vermittlung der Leistungen. Mit zunehmendem Aufkommen von Billigfluggesellschaften strichen die meisten Airlines die Vergütung, so dass die Reisebüros eigene Servicegebühren einführen mussten, da man ansonsten am Verkauf von Flugscheinen gar nichts mehr verdienen würde. Mittlerweile zahlen nur noch sehr wenige Airlines Provisionen.
Bei Pauschalreisen ist die Situation (noch) anders, denn fast alle Tour Operators vergüten die Vermittlung ihrer Produkte. Allerdings sind die Reiseveranstalter mittlerweile bestrebt, dass die Kunden über ihre eigene Homepage buchen, da man sich dann die Provisionen spart. Die Entwicklung, dass Reisebüros weniger an Paketreisen verdienen, ist ein schleichender Prozess, der schon länger begonnen hat.
Ein weiteres Phänomen ist der so genannte „Beratungsdiebstahl“. Potentielle Kunden lassen sich im Reisebüro inspirieren, buchen jedoch dann online oder stellen sich ihre Reise selbst individuell zusammen. Um diesem Trend gegensteuern zu können, verlangen manche Vermittler mittlerweile Beratungsgebühren, die unabhängig davon, ob man hier bucht oder nicht, fällig werden.
Laut einem Bericht von Touristik Aktuell will nun auch der Reisering-Verbund in Deutschland so genannte Serviceentgelte einführen. Allerdings sind die einzelnen Reisebüros eigenständige Unternehmer, weshalb diese selbst entscheiden können. Die Leitung des Verbands will diese auch nicht flächendeckend, sondern abhängig vom regionalen Umfeld empfehlen.
Dazu soll den Inhabern eine Orientierungshilfe zur Verfügung stellen. Mit Hilfe dieser soll man den aktuellen Stand der Dinge in der jeweiligen Region evaluieren und dann selbst entscheiden, ob man Beratungsgebühren erheben will oder nicht. Der Leitfaden soll auch eine Art Landkarte, die einen Überblick über die Marktsituation liefert, enthalten.
Mit anderen Worten: Wenn andere Reisebüros bereits Servicegebühren erheben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Reisering-Mitglieder nachziehen könnten, höher als wenn die Konkurrenz darauf verzichtet.