Reservierte Sitzplätze: Großes Körberlgeld für Airlines

Kabine Lauda Europe (Foto: Robert Spohr).
Kabine Lauda Europe (Foto: Robert Spohr).

Reservierte Sitzplätze: Großes Körberlgeld für Airlines

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Sitzplatzreservierungen in Flugzeugen sind heutzutage eine gängige Praxis, bei der Passagiere ihren bevorzugten Sitzplatz im Voraus auswählen und reservieren können. Obwohl diese Praxis für manche Passagiere lästig sein kann, hat sie viele Vorteile für die Passagiere und die Fluggesellschaften.

Einer der Hauptvorteile der Sitzplatzreservierung besteht darin, dass Passagiere ihre bevorzugten Plätze auswählen und reservieren können. Dies gibt ihnen ein Gefühl der Kontrolle und des Komforts, da sie wissen, dass sie den Platz haben, den sie wollen, und dass sie nicht in letzter Minute auf unerwünschte Sitze oder unangenehme Plätze gezwungen werden. Passagiere können beispielsweise wählen, ob sie lieber am Gang oder am Fenster sitzen möchten, je nach ihren persönlichen Vorlieben.

Für Familien mit Kindern oder Gruppen von Reisenden ist die Sitzplatzreservierung besonders nützlich. Sie können sicherstellen, dass sie nebeneinandersitzen, was besonders wichtig ist, wenn die Reise mit kleinen Kindern oder älteren Menschen angetreten wird. Auch für Geschäftsreisende kann die Sitzplatzreservierung nützlich sein, da sie in der Regel einen bevorzugten Sitzplatz haben, der ihnen erlaubt, produktiv zu sein und sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren.

Großes Körberlgeld für Airlines

Für Fluggesellschaften kann die Sitzplatzreservierung auch dazu beitragen, die Effizienz und den Komfort der Passagiere zu erhöhen. Passagiere können beispielsweise vorab ihre Mahlzeiten oder besondere Anforderungen wie Allergien oder Mobilitätsbedarf angeben, was der Fluggesellschaft Zeit und Ressourcen spart und den Service für die Passagiere verbessert.

Die Höhe des Geldes, das Fluggesellschaften mit Sitzplatzreservierungen verdienen, variiert je nach Fluggesellschaft und der Art des Reservierungssystems, das sie verwenden. Einige Fluggesellschaften bieten Sitzplatzreservierungen kostenlos an, während andere Gebühren erheben.

Die Gebühren für Sitzplatzreservierungen können je nach Flugstrecke, Sitzplatztyp, Zeitpunkt der Reservierung und der Fluggesellschaft unterschiedlich sein. Einige Fluggesellschaften bieten auch verschiedene Optionen und Pakete an, z.B. gegen einen Aufpreis mehr Beinfreiheit oder eine bevorzugte Sitzplatzwahl. Laut einer Studie von IdeaWorksCompany und CarTrawler aus dem Jahr 2019 haben Fluggesellschaften weltweit rund 28,1 Milliarden US-Dollar an Zusatzeinnahmen, einschließlich Einnahmen aus Sitzplatzreservierungen, erzielt. Im Jahr 2020, aufgrund der COVID-19-Pandemie und der daraus resultierenden Reiserestriktionen, haben Fluggesellschaften jedoch erhebliche Verluste verzeichnet und mussten ihre Geschäftsmodelle anpassen. Einige Fluggesellschaften haben vorübergehend ihre Gebühren für Sitzplatzreservierungen ausgesetzt, um Passagiere anzuziehen.

Insgesamt ist es schwierig, eine genaue Zahl zu nennen, wie viel Geld Fluggesellschaften mit Sitzplatzreservierungen verdienen. Die Einnahmen hängen von verschiedenen Faktoren ab, und Fluggesellschaften können ihre Gebühren und Pakete je nach Markttrends und Wettbewerb anpassen.

Sitz in einem A320 von Lufthansa (Foto: jan Gruber).

Wem es nicht passt, der soll extra bezahlen

Es gibt jedoch auch einige Nachteile der Sitzplatzreservierung. Die Fluggesellschaften müssen in der Lage sein, das Reservierungssystem zu verwalten und sicherzustellen, dass alle Passagiere ihre bevorzugten Sitze erhalten. Dies kann zu Problemen führen, wenn es zu Doppelbuchungen oder technischen Schwierigkeiten kommt. Auch wenn Passagiere ihre Reservierung ändern möchten, kann dies zu Gebühren und Unannehmlichkeiten führen.

Dazu kommt noch ein ganz anderer Umstand: Immer mehr Airlines haben ihre Reservierungssysteme dahingehend angepasst, dass gemeinsam gebuchte Fluggäste gezielt auseinandergesetzt werden. Manche Anbieter haben dies sogar so ausgeklügelt, dass die Reisenden „zufällig“ so gesetzt werden, dass kein Nebensitz frei wäre. Die Folge daraus: Will beispielsweise ein Paar nebeneinandersitzen, muss dieses für beide Sitze extra bezahlen. Je nach Anbieter kann dies richtig teuer werden und gerade bei Billigfliegern mitunter sogar teurer werden als das reine Beförderungsentgelt.

Während so genannte Legacy-Carrier in der Vergangenheit zumeist die kostenfreie Auswahl von Wunschsitzen beim Check-in ermöglicht haben, zeigt sich auch hier ein Trend der Monetarisierung. Zumindest in den billigsten Tarifklassen weist die Lufthansa Group seit einiger Zeit die Plätze automatisch zu und erhebt mindestens 25 Euro pro Person und Strecke, wenn dies geändert werden soll. Die Praxis sorgt durchaus für Kritik, denn besonders seit dem Jahr 2022 hat man die durchschnittlichen Ticketpreise auf vielen Kurz- und Mittelstreckenverbindungen zum Teil kräftig angehoben. Auf Routen, auf denen es zumindest einen Mitbewerber gibt, fallen die Steigerungen – wenig überraschend – niedriger als auf jenen, auf denen man ein Monopol hält.

Sitze einer Boeing 737-800 von Malta Air (Foto: Jan Gruber).

Billigflieger üben Kaufdruck auf Passagiere aus

Allerdings geht der Mitbewerb aus dem Billigsegment durchaus einen Schritt weiter. Beispielsweise setzen Wizz Air und Ryanair durchaus auch auf „Panikmache“, denn während dem Buchungs- und Check-in-Vorgang und teilweise auch in E-Mails, die vor dem Abflug verschickt werden, suggeriert man durchaus, dass Zusammensitzen ohne Extra-Zahlung nicht gewährleistet werden oder aber der unliebsame Mittelsitz blüht. Dies dient einzig und allein dazu, um Reisende dazu zu bringen, dass diese kostenpflichtig einen Sitzplatz reservieren. Geködert werden diese auch damit, dass man den Web-Check-in dann wesentlich früher durchführen kann.

Von Aviation.Direct über mehrere Jahre hinweg durchgeführte Beobachtungen zeigen, dass diese beiden Carrier besonders gerne Passagiere gezielt auseinander setzen. Die „zufällige“ Vergabe der Sitzplätze beginnt mit den bei vielen Reisenden unbeliebten Mittelsitzen. Da viele Fluggäste meinen, dass sie so schnell wie möglich online einchecken müssten, um bloß nicht in die Gefahr einer Strafgebühr am Schalter zu kommen, sind diese aber rasch vergeben. Erst ganz zum Schluss werden beliebte Reihen wie ganz vorne oder die Exit-Rows kostenfrei „verteilt“. Dies setzt natürlich voraus, dass diese zuvor nicht kostenpflichtig verkauft wurden. Da die Carrier aber darauf aus sind, dass man bezahlt, kann man sich einfach informieren, ob diese noch frei sind und dann kurz vor Check-in-Schluss den Web-Check-in absolvieren und hat damit eine durchaus sehr hohe Chance „gute Sitze“ zu bekommen ohne, dass man auch nur einen Cent extra bezahlen muss. Freilich schweigen sich die Billigflieger zu dieser Praxis herzlich aus, denn die Einnahmen, die man aus Sitzplatzreservierungen erzielt, müssen beachtlich sein. Genaue Zahlen will niemand kommunizieren, jedoch zeigt sich besonders bei Ryanair und Wizz Air durchaus häufig, dass Sitzplatzreservierungen in Reihe 1 oder in den Exitrows durchaus teurer sein können als der reine Flugpreis.

Insgesamt bietet die Sitzplatzreservierung in Flugzeugen viele Vorteile für Passagiere und Fluggesellschaften. Für Airlines steht aber zunehmend der Faktor „Geldverdienen“ im Fokus. Passagiere können ihren Komfort und ihre Produktivität während der Reise verbessern, während Fluggesellschaften die Effizienz und den Service verbessern können. Es ist jedoch wichtig, dass Passagiere die Reservierungsdetails sorgfältig überprüfen und Fluggesellschaften sicherstellen, dass ihre Systeme ordnungsgemäß funktionieren, um ein reibungsloses und angenehmes Reiseerlebnis für alle zu gewährleisten. Auch sollten Reisende gut überlegen, ob es ihnen wert ist extra Geld auf den Tisch zu legen, denn es kommen alle Sitze an und mitunter kann man auch an Bord die Plätze mit anderen Passagieren tauschen und dann doch noch zusammensitzen.

Sitze in einem A321neo von Wizzair (Foto: Jan Gruber).

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Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
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