Die australische Regionalfluggesellschaft Rex – Regional Express hat in den letzten Monaten eine schwere Krise durchlaufen. Trotz ihres langjährigen Erfolges in den regionalen Flugmärkten Australiens sieht sich das Unternehmen aufgrund eines Mangels an Flugzeugen, Piloten und Ersatzteilen sowie eines gescheiterten Expansionsprojekts gezwungen, den Flugbetrieb einzuschränken und sich neu zu strukturieren. Der Versuch, in den nationalen Markt mit Boeing 737-800-Flugzeugen einzusteigen, scheiterte, und führte Rex letztendlich in die Insolvenz.
Rex verfügt traditionell über eine Flotte von Saab 340-Flugzeugen, die auf regionalen und ländlichen Strecken operieren. Diese Flugzeuge gelten als Rückgrat der Airline, doch in den letzten 12 bis 24 Monaten war die Verfügbarkeit dieser Maschinen stark eingeschränkt. Der Mangel an Piloten und Ersatzteilen führte dazu, dass Rex viele Flüge aussetzen oder die Frequenzen reduzieren musste. Von insgesamt 57 Saab-Flugzeugen sind derzeit laut der Datenbank von ch-aviation 25 als „Aircraft on Ground“ (AOG) gemeldet, was bedeutet, dass sie aufgrund technischer Probleme oder Wartungsarbeiten nicht einsatzbereit sind.
Trotz dieser Herausforderungen hat das Unternehmen vier seiner Saab 340B-Flugzeuge zum Verkauf angeboten. Die Flugzeuge – VH-RXE, VH-ZJS, VH-ZLX und VH-ZRH – wurden laut Australian Aviation schon vor dem Insolvenzantrag im Juli 2023 auf den Markt gebracht. Der Verkauf dieser Maschinen soll laut den Insolvenzverwaltern Ernst & Young jedoch auf Eis liegen, während das Schicksal der Fluggesellschaft geklärt wird. Trotzdem bewirbt das in Queensland ansässige Unternehmen C&L Aerospace die besagten Flugzeuge weiterhin auf seiner Website.
Insolvenz und gescheiterte Boeing 737-Expansion
Ein weiterer Grund für die wirtschaftlichen Schwierigkeiten von Rex war der misslungene Versuch, in den nationalen Luftverkehrsmarkt einzudringen. 2020 beschloss die Fluggesellschaft, sich vom reinen Betrieb der Saab 340 abzuwenden und Boeing 737-800-Jets zu leasen, um sich als ernstzunehmender Wettbewerber im inländischen Markt zu positionieren. Dieser Schritt war riskant, aber Rex spekulierte darauf, dass die damals in der Insolvenz befindliche Virgin Australia liquidiert werden würde, sodass Rex eine Marktlücke füllen könnte.
Diese Wette ging jedoch nicht auf. Virgin Australia wurde von Bain Capital übernommen und erfolgreich neu gestartet. Die Airline floriert heute, während Rex mit dem B737-Projekt scheiterte. Der Versuch, größere Marktanteile in Australien zu erlangen, führte letztlich zu einer finanziellen Überlastung und zwang Rex dazu, Insolvenz anzumelden. Der Jet-Betrieb mit den Boeing 737 wurde eingestellt, während die Saab 340 weiterhin auf ihren traditionellen regionalen Strecken eingesetzt werden.
Wet-Lease-Abkommen und Aussichten auf einen Neustart
Während der Fokus auf den Saab-Betrieb zurückkehrte, versuchen die Insolvenzverwalter Ernst & Young nun, einen Investor zu finden, der die Fluggesellschaft rekapitalisieren und neu starten könnte. Trotz der Herausforderungen bietet Rex immer noch wichtige regionale Verbindungen innerhalb Australiens an und bleibt ein bedeutender Akteur in ländlichen Gemeinden, wo oft keine Alternativen zur Verfügung stehen.
Die Saab-Flotte bedient derzeit 13 Ziele ab Sydney, 13 ab Brisbane, 7 ab Melbourne, sowie weitere Städte wie Perth, Adelaide, Townsville und Cairns. Dies zeigt, dass Rex trotz der Schwierigkeiten weiterhin eine Schlüsselrolle im australischen Regionalverkehr spielt.
Zukunftsperspektiven und Herausforderungen
Obwohl Rex weiterhin einen wichtigen Beitrag zur regionalen Luftfahrt in Australien leistet, steht die Airline vor großen Herausforderungen. Der Verkauf der Saab 340B-Flugzeuge könnte dringend benötigtes Kapital freisetzen, aber es bleibt abzuwarten, ob die Fluggesellschaft in der Lage sein wird, einen Investor zu finden und langfristig profitabel zu bleiben. Die Entscheidung, auf Boeing 737-800 zu setzen, war ein riskanter Schritt, der Rex in eine prekäre Lage brachte. Die Insolvenz und die aktuellen Restrukturierungsmaßnahmen zeigen die Unsicherheiten, mit denen kleinere Fluggesellschaften konfrontiert sind, wenn sie versuchen, in größere Märkte einzutreten.
In einer Branche, die stark von externeren Faktoren wie Treibstoffkosten, regulatorischen Anforderungen und der Nachfrage nach Inlandsflügen abhängt, wird Rex alle Hebel in Bewegung setzen müssen, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Der Verkauf von Flugzeugen und die Möglichkeit eines Neuanfangs mit frischem Kapital könnte der Airline helfen, ihre Rolle in der regionalen Luftfahrt zu festigen und möglicherweise sogar eine zweite Chance im nationalen Luftverkehrsmarkt zu erhalten.
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