Sarkophag ("New Safe Containment") des Unfallreaktors (Foto: Jan Gruber).
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Russische Drohne beschädigt New Safe Containment des AKW Tschernobyl

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In der Nacht zum 12. Februar 2025 wurde die Schutzhülle des stillgelegten Kernkraftwerks Tschernobyl in der Ukraine von einer russischen Drohne getroffen. Diese Aktion hat nicht nur weltweite Besorgnis ausgelöst, sondern auch das ohnehin fragile geopolitische Klima weiter aufgeheizt. Das ukrainische Präsidentenamt sprach von „bedeutenden Schäden“ an der Reaktorhülle, die vor fast 40 Jahren durch den schwersten nuklearen Unfall der Geschichte bekannt wurde. Der Vorfall wirft Fragen zur Sicherheit und Stabilität der Region auf, insbesondere in Hinblick auf das Atomrisiko, das weiterhin eine weltweite Bedrohung darstellt.

Laut einer Mitteilung von Wolodymyr Selenskyj, dem Präsidenten der Ukraine, wurde der Angriff in den frühen Morgenstunden des 12. Februar verübt. Der ukrainische Präsident berichtete auf Telegram von den „bedeutenden Schäden“ an der Schutzhülle des Reaktors, die jedoch keine unmittelbare Gefährdung der Strahlenwerte mit sich brachten. Es sei ein Feuer ausgebrochen, das jedoch schnell gelöscht werden konnte. Die Strahlungswerte seien zu keinem Zeitpunkt angestiegen, was zu einer gewissen Erleichterung führte. Doch der Vorfall ist eine scharfe Mahnung, dass der anhaltende Krieg in der Region auch auf nuklearer Ebene fatale Folgen haben könnte.

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigt Vorfall

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte den Vorfall und sprach von einem „explosionsartigen Geräusch“, das gegen 1:50 Uhr Ortszeit zu hören war. Internationale Atombeobachter, die im Umfeld des Kraftwerks stationiert sind, berichteten von einer Explosion am Sarkophag des havarierten Reaktors Nummer 4. In ihrer Mitteilung erklärte die IAEA, dass die Drohne, die das AKW Tschernobyl traf, die Überdachung des alten Reaktors beschädigte. Diese Information wurde von den örtlichen Behörden und den IAEA-Beobachtern weitergegeben.

Die Explosion ereignete sich in einer Zeit, in der die internationale Gemeinschaft noch immer mit den langfristigen Folgen des Tschernobyl-Unfalls von 1986 beschäftigt ist. Der Reaktorunfall gilt als der schwerste in der Geschichte der Kernkraftnutzung und führte zu verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt, Gesundheit und das Leben von Millionen Menschen.

Der Hintergrund des AKW Tschernobyl

Das AKW Tschernobyl erlangte weltweite Berühmtheit am 26. April 1986, als der Reaktor Nummer 4 während eines missglückten Tests explodierte. Die radioaktive Strahlung, die dabei freigesetzt wurde, zwang zur Evakuierung Tausender Menschen aus der Umgebung und führte zu schweren gesundheitlichen Schäden, die sich bis heute in Form von Krankheiten und Todesfällen bemerkbar machen. Der Unfall hatte nicht nur fatale Auswirkungen auf die unmittelbare Umgebung, sondern auch auf weite Teile Europas.

Nachdem der Reaktor stillgelegt wurde, wurde im Jahr 2010 mit internationaler Hilfe ein neuer, stabiler Sarkophag über dem ehemaligen Reaktor errichtet, um die Strahlung zu isolieren. 2019 wurde der neue Sarkophag offiziell eingeweiht und sollte die Sicherheit des stillgelegten AKWs bis auf Weiteres gewährleisten. Der erneute Vorfall zeigt jedoch, wie instabil die Situation rund um die Region bleibt – sowohl politisch als auch infrastrukturell.

Russische Besetzung von Tschernobyl

Bereits im Jahr 2022, kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, besetzten russische Truppen das Gelände des AKW Tschernobyl. Diese strategische Position war von militärischer Bedeutung, jedoch wiesen Berichte darauf hin, dass die russischen Truppen die Region schnell verließen, nachdem sie mit den schwierigen Bedingungen und der Gefahr durch Strahlung konfrontiert wurden. Die internationale Gemeinschaft hatte diese Besetzung scharf verurteilt, da der Ort Tschernobyl nicht nur aus geopolitischer, sondern auch aus sicherheitstechnischer Sicht von enormer Bedeutung ist.

Der Vorfall mit der Drohne hebt einmal mehr hervor, wie riskant es ist, militärische Aktivitäten in der Nähe von Nuklearanlagen zu führen. Der Krieg in der Ukraine und die wiederholten Angriffe auf strategische Ziele im Land werfen ein bedrohliches Licht auf die Frage, wie sicher solche Einrichtungen bleiben, wenn sie in Kriegszeiten ins Visier genommen werden.

Weltweite Reaktionen und Bedenken

Der Vorfall am AKW Tschernobyl hat weltweit Besorgnis ausgelöst. Politiker und Experten aus aller Welt verurteilten den Angriff und betonten die Gefährdung durch die mögliche Freisetzung radioaktiver Strahlung, auch wenn diese nach der Explosion nicht festgestellt wurde. Derartige Vorfälle werfen immer wieder die Frage auf, wie Kriege mit nuklearen Anlagen vereinbart werden können, ohne eine katastrophale Eskalation zu riskieren. Das geopolitische Klima bleibt angespannt, und die internationale Gemeinschaft ist sich der Risiken zunehmend bewusst.

Der Angriff auf die Schutzhülle des AKW Tschernobyl durch eine russische Drohne ist ein alarmierendes Zeichen für die fortschreitenden Gefährdungen durch den Krieg in der Ukraine. Trotz der aktuellen Stabilität der Strahlenwerte bleibt der Vorfall ein eindrucksvolles Beispiel für die potenziellen Gefahren, die durch militärische Operationen in der Nähe von Nuklearanlagen entstehen. Es bleibt abzuwarten, wie die internationale Gemeinschaft auf dieses Ereignis reagieren wird und welche Maßnahmen ergriffen werden, um künftige Risiken zu minimieren und eine erneute Eskalation zu verhindern.

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