Russland will Ersatzteile über “Zwischenhändler” organisieren

Boeing 747-400 und Airbus A320-200 (Foto: Rossiya Airlines).
Boeing 747-400 und Airbus A320-200 (Foto: Rossiya Airlines).

Russland will Ersatzteile über “Zwischenhändler” organisieren

Boeing 747-400 und Airbus A320-200 (Foto: Rossiya Airlines).
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Die russische Luftfahrt steuert aufgrund der internationalen Sanktionen, die als Reaktion auf den kriegerischen Überfall auf die Ukraine erlassen wurden, auf ernsthafte Probleme zu. Der Einzug von Fluggerät, das von westlichen Leasinggebern geleast wird, ist dabei vergleichsweise gar nicht mal so problematisch.

Der Umstand, dass man auf dem sonst üblichen Weg an keine Ersatzteile mehr kommt, trifft die Carrier wesentlich härter. Die russische Staatsführung spielt das aber herunter und meint, dass man diese eben über Indien oder die Türkei beziehen werde. Entsprechende Verhandlungen habe man schon aufgenommen.

Der Plan: Formell sollen Zwischenhändler in den beiden genannten Staaten die benötigten Ersatzteile kaufen und dann nach Russland weiterverkaufen. Die angedachte Vorgehensweise erinnert durchaus stark an den Iran, denn über viele Jahre hinweg konnten Airlines aus diesem Staat nicht direkt bei den westlichen Flugzeugbauern einkaufen. Die Hersteller sind bemüht, dass man die „dunklen Kanäle“ nicht bedient, jedoch gelingt das nicht in jedem Fall. Russland muss aber damit rechnen, dass Boeing, Embraer, Airbus und andere Produzenten sehr genau darauf achten werden wohin die Ersatzteile geliefert werden, denn man könnte sich sprichwörtlich die Finger verbrennen, wenn publik wird, dass diese auf Umwegen nach Russland gelangen.

Gleichzeitig ist davon auszugehen, dass beispielsweise die EU und die Vereinigten Staaten auf die Türkei und Indien entsprechenden Druck aufbauen werden sowie die Lieferungen von Flugzeugersatzteilen genauer unter die Lupe nehmen werden. Somit schließt sich wieder der „Kreis zum Iran“, denn dort etablierte sich „Marke Eigenbau“. Es ist gar nicht so abwegig, dass Russland diesen Weg gehen muss, allerdings verliert das Fluggerät dann auch jeglichen Marktwerkt, denn kein potentieller seriöser Käufer will auch nur ein einziges Flugzeug haben, bei dem vom Hersteller nicht autorisierte Ersatzteile verbaut wurden. Abgesehen von ein paar wenigen Staaten, in denen die Luftfahrtaufsicht ohnehin mangelhaft ist, geht die Wahrscheinlichkeit, dass man solche „dubiosen Flugzeuge“ ins Register eingetragen bekommt, gegen Null.

„Marke Eigenbau“ dürfte für die russischen Flugzeugbauer ohnehin kein leichtes Unterfangen sein. Immer wieder versucht der Kreml sowohl die Stärke als auch die Kompetenz der UAC hervorzuheben, jedoch hat man schon lange den Anschluss an die westliche Konkurrenz verloren. Russisches Fluggerät ist auch bei lokalen Operators unbeliebt und das nicht aus Qualitätsgründen, sondern weil die Versorgung mit Ersatzteilen gelinde gesagt die größte Baustelle ist. Anzunehmen, dass rasch Teile für westliche Geräte „kopiert“ werden können, gleicht eher Utopie, denn man schafft es nicht mal für die selbst hergestellten Maschinen.

Einige Airlines geben Fluggerät „freiwillig“ zurück

Für manche russische Operators ist es gar nicht mal so tragisch, dass man das Fluggerät der westlichen Lessoren zurückgeben muss. In vielen Fällen kann man derzeit ohnehin nichts mehr damit anfangen, denn die Möglichkeiten ins Ausland zu fliegen werden Tag für Tag weniger. Somit ist man die Sorgen um Ersatzteile und Co los. Langfristig dürfte das für den Kreml eine teure Angelegenheit werden, denn ohne kräftige Finanzspritzen droht in Russland eine Airline-Pleitewelle. Darüber können auch gegenteilige Parolen nicht hinwegtäuschen.

Dass die Sanktionen mittlerweile greifen, ist offensichtlich. Einige Fluggesellschaften haben Maschinen auf Anweisung der Leasinggeber zum Beispiel in die Türkei ausgeflogen. Dem Vernehmen nach gibt es an manchen russischen Flughäfen Engpässe in Sachen Treibstoffversorgung, denn Kerosin ist mittlerweile Mangelware geworden. Dazu kommt, dass die Airlines auf den wenigen internationalen Flügen, die es noch gibt, wegen der Luftraumsperren zum Teil absurde Umwege fliegen müssen. Das kostet deutlich mehr Sprit und damit Geld. Dazu kommt, dass der Rubel erheblich an Wert verloren hat und den russischen Fluggesellschaften nach und nach das Geld ausgehen wird. Damit schließt sich der Kreis zur Pleite-Welle wieder.

Moskau-Scheremetjewo schließt Terminal D

Auch die Airports bemerken bereits die Auswirkungen der Sanktionen. Vielerorts ist der Flugverkehr rapide eingebrochen. Das Ausmaß erinnert stark an den Beginn der Corona-Pandemie. Beispielsweise hat der Flughafen Moskau-Scheremetjewo bereits die Schließung des Terminals D zum 15. März 2022 angekündigt. Die Bereiche E und F sind bereits geschlossen. Man wird den verbliebenen Verkehr auf die Gebäude B und C konzentrieren. Davon ausgenommen ist die General Aviation, die das Terminal A nutzt.

Letztere bekommt zu spüren, dass beispielsweise die bei Oligarchen beliebte Isle of Man damit begonnen hat „Oligarchen-Jets“ aus dem Register zu streichen. Die Zivilluftfahrtbehörde bestätigte auf Anfrage das Vorgehen und begründete dies unter anderem mit den Sanktionen. Die Folge daraus: Flugzeuge haben keine Registrierung mehr und dürfen nicht mehr benutzt werden. Vereinfacht ausgedrückt: Ein PKW ohne Nummernschild darf nicht am Straßenverkehr teilnehmen. In der Luftfahrt ist der Vorgang zwar komplexer, aber führt letztlich zum selben Ergebnis für den Besitzer der Maschine.

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