Am 24. September 2024 richtete Ryanair, die größte europäische Billigfluggesellschaft, einen eindringlichen Appell an die österreichische Regierung: Die als „schädlich“ bezeichnete Flugticketabgabe in Höhe von 12 Euro pro Passagier solle abgeschafft werden.
Ryanair argumentiert, dass diese Steuer, in Verbindung mit hohen Flughafen- und Sicherheitsgebühren, Österreich zu einem unattraktiven Reiseziel für Fluggesellschaften und Touristen mache. In einem Vergleich mit anderen europäischen Ländern wie Ungarn und Italien stellt Ryanair fest, dass niedrige Kosten für Flughafengebühren dort bereits das Verkehrs- und Tourismuswachstum fördern. Österreich hingegen hinke hinterher und habe es nicht geschafft, das Passagieraufkommen aus der Zeit vor der Corona-Pandemie vollständig wiederherzustellen.
Vergleich mit Schweden und anderen EU-Ländern
Michael O’Leary, CEO von Ryanair, verweist in seiner Erklärung auf Schweden, das kürzlich seine Flugticketabgabe abgeschafft hat. Dieser Schritt soll laut O’Leary zu einem Wachstum des Luftverkehrs und des Tourismus geführt haben. Ryanair fordert die österreichische Regierung auf, diesem Beispiel zu folgen. Der Hintergrund dieser Forderung ist, dass auch Länder wie Ungarn und Italien ähnliche Maßnahmen ergriffen haben, um Flughafengebühren zu senken und Steuern zu reduzieren, was in diesen Ländern das Verkehrsaufkommen deutlich gesteigert habe.
Österreich hingegen habe, so Ryanair, durch die Flugticketabgabe, die hohen Flughafengebühren und die monopolartige Marktstellung der Lufthansa-Tochter Austrian Airlines (AUA) an Wettbewerbsfähigkeit verloren. Diese Faktoren hätten dazu geführt, dass das Verkehrsaufkommen in Österreich nach der Pandemie stagniert, während die meisten anderen europäischen Länder das Vorkrisenniveau bereits wieder erreicht haben.
Die wirtschaftlichen Folgen für den Flughafen Wien
Der Flughafen Wien, der größte Flughafen des Landes, plant ab Januar 2025 eine weitere Erhöhung der Flughafengebühren um 5 Prozent. Diese Erhöhung könnte, so Ryanair, das Wachstum weiter hemmen und Fluggesellschaften dazu bewegen, günstigere Alternativen in Europa zu nutzen. O’Leary warnt, dass jede zusätzliche Erhöhung der ohnehin schon hohen Gebühren das Verkehrswachstum auf benachbarte Flughäfen, wie beispielsweise in Ungarn, verlagern könnte. Ryanair betont, dass dies negative Auswirkungen auf den Tourismus, den Flugverkehr und die damit verbundenen Arbeitsplätze in Österreich haben werde.
Diese Einschätzung wird von Branchenexperten geteilt. Laut einer Studie der Europäischen Kommission aus dem Jahr 2023 beeinträchtigen hohe Flugticketabgaben und Flughafengebühren nicht nur den Tourismus, sondern führen auch zu einer langfristigen Schwächung des Wirtschaftsstandortes. Länder, die auf hohe Flughafenkosten setzen, erleben oft ein Abwandern von Touristen in benachbarte Regionen mit attraktiveren Preisstrukturen. Während Schweden bereits die Flugticketabgabe abgeschafft hat, sieht es in Österreich bislang anders aus.
Ryanairs Präsenz in Österreich
Trotz dieser Herausforderungen hat Ryanair in den letzten Jahren sein Angebot in Österreich stetig ausgebaut. Im Jahr 2024 verzeichnete die Fluggesellschaft ein Wachstum von 160 Prozent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit. Neue Strecken wie Wien-Tirana und Linz-London sollen ab dem Winter 2024 in Betrieb gehen. Dennoch sieht O’Leary das Potenzial für weiteres Wachstum stark eingeschränkt, solange die Flugticketabgabe und die hohen Flughafengebühren bestehen bleiben.
In diesem Zusammenhang kritisiert Ryanair insbesondere die Konkurrenz durch die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines, deren Flugpreise aufgrund staatlicher Unterstützung wettbewerbsfähiger seien. Ryanair stellt sich als einzige große Fluggesellschaft dar, die in Europa nach der Pandemie kontinuierliches Verkehrswachstum verzeichnet, und betont, dass die Senkung von Flughafenkosten ein wesentlicher Faktor für die Standortwahl neuer Strecken und Investitionen sei.
Der Kampf um Wettbewerbsfähigkeit
Österreich steht im internationalen Vergleich vor der Herausforderung, durch steuerliche und regulatorische Maßnahmen die Wettbewerbsfähigkeit seines Luftverkehrssektors zu stärken. Während Länder wie Schweden, Ungarn und Italien auf geringere Gebühren setzen, um mehr Touristen anzuziehen, verharrt Österreich auf einem hohen Kostenniveau, was sich langfristig negativ auf den Luftverkehr und den Tourismus auswirken könnte.
Die von Ryanair geforderte Abschaffung der Flugticketabgabe wäre aus Sicht des Unternehmens ein wichtiger Schritt, um den Standort Österreich wieder wettbewerbsfähiger zu machen. Dies könnte die Voraussetzung schaffen, mehr Fluggesellschaften anzulocken, das Angebot an günstigen Flügen zu erweitern und letztlich das Vorkrisen-Niveau des Luftverkehrs wiederherzustellen.
Reaktion der Politik ungewiss
Ob die österreichische Regierung der Forderung Ryanairs nachkommen wird, bleibt abzuwarten. Die österreichische Flugticketabgabe wurde ursprünglich mit dem Ziel eingeführt, umweltpolitische Anreize zu setzen und gleichzeitig Einnahmen für den Staatshaushalt zu generieren. Doch in einer Zeit, in der viele Länder in Europa beginnen, die Steuern und Flughafengebühren zu senken, könnte sich Österreich einem wachsenden Druck ausgesetzt sehen, ebenfalls zu handeln.
Experten aus der Tourismus- und Luftfahrtbranche werden die Entwicklungen in den kommenden Monaten aufmerksam verfolgen. Die Entscheidung über die Abschaffung der Steuer wird nicht nur die Zukunft des Flughafen Wiens beeinflussen, sondern auch die Entwicklung des gesamten österreichischen Tourismus- und Luftverkehrssektors.