Boeing 737-800 von Ryanair und Buzz am Flughafen Warschau-Modlin (Foto. Jan Gruber).
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Ryanair plant massive Kapazitätserhöhung in Deutschland – Knüpft dies aber an politische Reformen

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Der irische Billigflugriese Ryanair schielt mit neuem Optimismus auf den deutschen Luftverkehrsmarkt. Angesichts der veränderten politischen Landschaft in Berlin hat die Airline der aktuellen Bundesregierung einen detaillierten „Wachstumsplan“ unterbreitet, der eine fulminante Wiederaufstockung ihrer Flugkapazitäten in Deutschland vorsieht. Dieses ambitionierte Vorhaben ist jedoch an die Bedingung geknüpft, daß die Politik substanzielle Reformen im Bereich der Luftverkehrsabgaben und -gebühren umsetzt.

Erst kürzlich hatte Ryanair eine Kehrtwende in ihrer Deutschland-Strategie vollzogen und für den Sommerflugplan 2025 drastische Einschnitte angekündigt. Die Streichung von 1,8 Millionen Sitzplätzen und die Aufgabe von 22 Flugstrecken, darunter die kompletten Netzwerke an den Flughäfen Dortmund, Leipzig und Dresden, sowie eine signifikante Reduzierung des Angebots in Hamburg um 60 Prozent, hatten für Aufsehen gesorgt. Als Hauptursache für diese Schrumpfung nannte die Airline die ihrer Ansicht nach zu hohen Standortkosten in Deutschland, die den wirtschaftlichen Betrieb unattraktiv machten.

Nun scheint sich das Blatt gewendet zu haben. Obwohl die von Ryanair kritisierten Kostenstrukturen weiterhin bestehen, signalisiert die Fluggesellschaft mit ihrem vorgelegten Wachstumsplan eine Neubewertung des deutschen Marktes. Offenbar sieht man in der Politik der neuen Bundesregierung Potential für Veränderungen, die ein profitables Wachstum in Deutschland wieder ermöglichen könnten.

Verdopplung des Verkehrs in Aussicht – Bei Erfüllung der Forderungen

„Wir haben der Bundesregierung einen Wachstumsplan geschickt“, verkündete Ryanair-Chef Eddie Wilson in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Wir machen ein Angebot, wir wollen unseren Verkehr in Deutschland verdoppeln.“ Dieses ambitionierte Ziel untermauert Ryanair mit konkreten Zahlen und Zusagen: Die Rede ist von der Einrichtung von vier neuen Flugzeugbasen in Deutschland und der Stationierung von insgesamt 60 zusätzlichen Flugzeugen.

Dieses massive Ausbauvorhaben ist jedoch explizit an die Erfüllung harter Forderungen an die deutsche Politik geknüpft. Im Kern geht es Ryanair um eine signifikante Senkung der Kosten, die den Flugbetrieb in Deutschland belasten. Konkret fordert Wilson die umgehende Rücknahme der jüngsten Erhöhung der Luftverkehrsteuer um etwa drei Euro pro Passagier und perspektivisch sogar die vollständige Abschaffung dieser Steuer. Darüber hinaus verlangt Ryanair eine Reduzierung der Gebühren für die Flugsicherung sowie eine Halbierung der Entgelte für die obligatorischen Sicherheitskontrollen an den deutschen Flughäfen.

Erinnerungen an frühere Vorstöße und die Haltung der Bundesregierung

Es ist nicht das erste Mal, daß Ryanair mit ähnlichen Forderungen an die deutsche Regierung herantritt. Bereits im Jahr 2024 hatte der damalige Konzernchef Michael O’Leary vergleichbare Vorschläge unterbreitet und eine Verdoppelung des Flugangebots innerhalb von sieben Jahren in den Raum gestellt. Damals beklagte sich Ryanair jedoch über eine ausbleibende Reaktion aus Berlin.

Die aktuelle Regierungskoalition aus CDU, CSU und SPD hat sich im Koalitionsvertrag durchaus zu einer Entlastung der Luftfahrt bekannt. So ist dort die Absicht formuliert, „die luftverkehrsspezifischen Steuern, Gebühren und Abgaben wollen wir reduzieren und die Erhöhung der Luftverkehrsteuer zurücknehmen.“ Allerdings ist dieser Vorsatz mit einem deutlichen Finanzierungsvorbehalt versehen. Ob und in welchem Umfang die Regierung tatsächlich bereit und in der Lage sein wird, die von Ryanair geforderten Maßnahmen umzusetzen, bleibt daher abzuwarten.

Die Initiative von Ryanair verdeutlicht die strategische Bedeutung des deutschen Marktes für den europäischen Billigflugführer. Trotz der jüngsten Kapazitätsreduzierungen scheint Ryanair weiterhin großes Potential in Deutschland zu sehen – allerdings nur unter der Voraussetzung, daß die Kostenstrukturen wettbewerbsfähiger werden. Die Reaktion der Bundesregierung auf den vorgelegten Wachstumsplan wird nun maßgeblich darüber entscheiden, ob die von Ryanair in Aussicht gestellte Verdopplung des Flugverkehrs tatsächlich Realität wird. Sollten die politischen Rahmenbedingungen nicht im Sinne der Airline verändert werden, dürfte es fraglich sein, ob die angekündigte Expansion tatsächlich erfolgt.

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