Ryanair und Kiwi: Schlammschlacht auf dem Rücken der Passagiere

Sitze einer Boeing 737-800 von Ryanair (Foto: Jan Gruber).
Sitze einer Boeing 737-800 von Ryanair (Foto: Jan Gruber).

Ryanair und Kiwi: Schlammschlacht auf dem Rücken der Passagiere

Sitze einer Boeing 737-800 von Ryanair (Foto: Jan Gruber).
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Der Streit zwischen Ryanair und dem tschechischen Tickethändler Kiwi.com hat eine neue Dimension angenommen: Passagiere, die Bordkarten vorweisen, die über den automatischen Check-In-Service von Kiwi ausgestellt wurden, werden nicht mehr akzeptiert. Den Passagieren wird das Einsteigen verweigert.

Dem irischen Lowcoster sind so genannte OTAs ein Dorn im Auge. Die meisten Anbieter schlagen auf den Ticketpreis und insbesondere auf Extra-Leistungen wie Priority Boarding oder Aufgabe-Gepäckstücke kräftig auf. Genau das macht auch Kiwi.com und zum Teil auch ganz üppig, denn rund zehn Euro mehr als direkt bei Ryanair sind keine Seltenheit. Der Billigflieger ist der Ansicht, dass dadurch die Preise künstlich verzerrt werden. Genau genommen: Vermutlich würde der Lowcoster das Geld gerne selbst kassieren.

In der Corona-Pandemie haben sich eine OTAs besonders negativ ausgezeichnet, denn die Passagiere wurden in eine Art Endlosspirale zwischen Airline und Tickethändler geschickt. Für die Erstattung der nicht durchgeführten Flüge wollte niemand zuständig sein. Bei Ryanair war das besonders kompliziert, denn das Unternehmen weigerte sich Ticketgelder an OTAs zu erstatten und pochte darauf ausschließlich direkt an die Reisenden zu bezahlen.

OTAs können im Problemfall mühsam sein – Ryanair erst recht

Genau das ist aber ein großes Problem, denn viele dieser Online-Tickethändler verwenden bei den Buchungen virtuelle Kreditkarten und automatisch generierte E-Mail-Adressen. Somit ist es der Fluggesellschaft nahezu unmöglich den Passagier direkt zu kontaktieren. Oftmals werden dann Informationen der Airline nicht an den Fluggast weitergegeben. Dieses Problem tritt übrigens auch bei über Expedia getätigte AUA-Buchungen auf. Dem genannten Tickethändler scheint das auch schlichtweg egal zu sein, denn auf Anfrage verwies man lapidar darauf, dass der Kunde sich ja selbst in seine Buchung einloggen könne und so nachsehen könne, ob sich etwas geändert hat.

Kiwi hat einen so genannten automatischen Check-in-Service. Hierbei erhalten die Passagiere ihre Bordkarten per E-Mail zugeschickt und müssen selbst nichts unternehmen. Klingt ganz interessant und gibt es bei Wizz Air kostenpflichtig. Ryanair selbst bietet das nicht an, aber darum geht es gar nicht. Den irischen Lowcoster treibt auf die Palme, dass Kiwi.com das Ryanair-Logo durch das eigene ersetzt. Ansonsten sind die Bordkarten ident.

Hierzu schreibt der Billigflieger, dass Kiwi.com nicht zur Ausstellung von Ryanair-Bordkarten befugt ist und schon gleich gar nicht mit einem eigenen Logo. Gültige Einsteigekarten wären ausschließlich über die Ryanair-Homepage oder –App sowie am Check-In-Schalter erhältlich. Jeder, der mit Kiwi-Bordkarten am Gate erscheint, darf ab sofort nicht mehr mitfliegen.

Ryanair erwirkte Einstweilige Verfügung und legt nochmals nach

Die Begründung die Ryanair für die neue Vorgehensweise liefert, ist insofern interessant, weil man sich darum jahrelang im Zusammenhang mit Kiwi nicht geschert hat: „Gemäß der EU-Verordnung 2015/1998 ist es obligatorisch, dass Passagiere den Check-in-Prozess von Ryanair direkt abschließen, um sicherzustellen, dass die Passagiere über alle Sicherheits- und Regulierungsprotokolle informiert werden, die während der Reise erforderlich sind. Kiwi.com umgeht diese wesentlichen Luftfahrtvorschriften, indem es eigene Bordkarten ausstellt, die auf Ryanair-Flügen nicht gültig sind“.

Um allem noch weitere „Würze“ zu verleihen, bewirkte der Billigflieger vor einem tschechischen Gericht eine Einstweilige Verfügung, die es Kiwi vorläufig untersagt die E-Mail-Adresse der buchenden Person durch eine „alternative E-Mail-Adresse“ zu ersetzen. Damit will der Carrier offensichtlich erreichen, dass man direkt mit den Passagieren in Kontakt treten kann. Man wirft dem OTA vor, dass dieser unterbinden will, dass die Airline den Reisenden kontaktieren kann. In einer Mitteilung legt der Billigflieger gleich nochmals nach und wirft Kiwi.com vor, dass die Einstweilige Verfügung missachtet wird.

Kiwi wirft Ryanair bösartiges Verhalten auf dem Rücken der Passagiere vor

Das tschechische Unternehmen wirkt von der Vorgehensweise von Ryanair regelrecht überrumpelt und verweist bezüglich der Bordkarten darauf, dass diese sich von jenen der Airline nur durch ein anderes Logo unterscheiden würden. Alle Features wären eins zu eins die gleichen. Die Vorwürfe von Ryanair weist man wie folgt zurück: „Es gibt keine solchen „gefälschten“ Bordkarten – Kiwi.com erfüllt alle Anforderungen, um den Kunden sicheres Reisen zu gewährleisten, und das seit Jahren“.

„Das Verhalten von Ryanair ist schlichtweg unmöglich, denn der Profit wird über die Wahlfreiheit der Passagiere gestellt. Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um unsere Kunden durch dieses abscheuliche Verhalten von Ryanair zu unterstützen. Das ‚Bestrafen‘ der Reisenden findet nur deshalb statt, weil Ryanair keinen Wettbewerb will“, so der tschechische OTA. „Die Drohung Passagiere das Boarding zu verweigern ist kleinlich und eine böse Praxis von Ryanair, um die Wahlfreiheit der Kunden zu ersticken. Der wahre Grund für diese Aktion ist doch nur, dass Kiwi.com Ryanair-Tickets oftmals billiger anbietet als Ryanair selbst. Genau das passt denen nicht in den Kram“.

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Amely Mizzi ist Executive Assistant bei Aviation Direct Malta in San Pawl il-Baħar. Zuvor war sie im Bereich Aircraft and Vessel Financing bei einem Bankkonzern tätig. Sie gilt als sprachliches Talent und spricht sieben Sprachen fließend. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in Österreich auf der Schipiste und im Sommer an Mittelmeerstränden quasi vor der Haustür auf Gozo.
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